Warum braucht man überhaupt noch Deutsch im universitären Bereich?



  • Ich kann deine Überlegung gut nachvollziehen. Ich denke jedoch, dass Deutschland gross genug ist, so dass der Anteil der nicht deutschsprachigen nicht signifikant ist.

    Hier in der Schweiz ist das anders und es ist effektiv immer wieder ein Thema gewesen in den vergangenen Jahren, Englisch als Amtssprache offiziell zu verankern. Den letzten Vorstoss hierzu gab es im Sommer 2013. Bisher sind diese Vorstösse allerdings immer gescheitert, vor allem weil man ja bereits drei grosse Sprachen (Deutsch, Französisch, Italienisch) hat. Vor allem die französischsprachige Schweiz fürchtet einen Bedeutungsverlust.

    Ich denke, dass Englisch mittelfristig als offizielle Amtssprache kommen wird. Einen grossen Unterschied machen wird es ohnehin nicht mehr. Es ist bereits jetzt so, dass praktisch sämtliche Dokumente auf den Ämtern in Englisch verfügbar sind und auch alle offiziellen Websites. Die meisten Inserate für "bessere" Jobs und Wohnungen ebenfalls. Es wird halt vorausgesetzt.



  • Mit Englisch kann man sich fast überall auf der Welt verständigen und ich sehe es auch positiv, wenn man eine Sprache hat, mit der sich alle verständigen können.

    Ich seh es auch nicht unbedingt als Problem, an den Hochschulen und Universitäten nur Englisch zu sprechen, da oft gemacht wird. Das eigentliche Problem liegt aber nicht an den Hochschulen, sondern an der Ausbildung davor. Mal davon abgesehen, dass es langsam besser wird und es schon in den Kindergärten gesprochen wird, ist die Sprachausbildung viel zu gering.

    Außerdem muss man noch hinzufügen, dass selbst viele Deutsche ihre Sprache nicht gut können. Wann lernt man z.B. das letzte Mal etwas über Grammatik im Deutschunterricht? Im Deutschabitur wird doch nicht einmal mehr auf Rechtschreibung geachtet und nur Punkte abgezogen, wenn es stark auffällig ist.



  • SLx64 schrieb:

    Außerdem muss man noch hinzufügen, dass selbst viele Deutsche ihre Sprache nicht gut können.

    Und wer sein Deutsch nichtmal lernen kann, dem soll Englisch abverlangt werden?



  • volkard schrieb:

    SLx64 schrieb:

    Außerdem muss man noch hinzufügen, dass selbst viele Deutsche ihre Sprache nicht gut können.

    Und wer sein Deutsch nichtmal lernen kann, dem soll Englisch abverlangt werden?

    Wenn die Muttersprache nicht richtig unterrichtet wird, wie soll eine Fremdsprache dann richtig unterricht werden? Andere Ländern (z.B. Schweden) machen es besser vor.



  • Diese BWL-Buzzwörter sind doch alles Scheinanglizismen, die kein Angelsachse jemals sagen würde.

    EDIT:
    Ich meine damit Wörter wie "Brandmaker". Das ist doch kein English. Sowas kann nur einem Deutschen einfallen, genauso wie "Showmaster", "Beamer" und "Handy".



  • Bashar schrieb:

    Deutschland kein Vielvölker und -sprachenstaat

    Das war es eigentlich schon, aber Kaiser und Führer haben es binnen eines Jahrhunderts ziemlich homogenisiert.

    So muss man eigentlich auch das "Deutschlandlied" verstehen, das ist aus der Zeit, als es was völlig neues war, dass Bayern, Sachsen, Preußen usw. zusammen eine Einheit bilden. Von daher eigentlich wirklich nicht nationalistisch, sondern damals patriotistisch in dem Sinn, wie man heute EU-Patriot sein kann.

    Wenn dann in zweihundert Jahren Portugiesen, Schweden und Polen zusammen ein Europalied singen ("Europa über alles" oder sowas), werden die Linksextremisten das wahrscheinlich auch als nationalistischen Chauvinismus gegenüber Indern, Arabern und Chinesen bezeichnen.



  • Ich selbst bedauere diese Entwicklung hin zum Englischen, da mir diese Sprache trotz ihrer Verwandtschaft zum Deutschen nie so richtig lag. Wenn jemand Informatik studiert, so studiert er eben Informatik und nicht eine Fremdsprache. Wenn ich so an mein Studium zurückdenke, so wäre mir die Sache wohl wesentlich schwerer gefallen, wäre Englisch die einzige Sprache gewesen. Es ist nun mal die eigene Muttersprache, die man am besten beherrscht, in der man sich am besten ausdrücken und in der man seine Gedanken fassen kann.

    Es ist ja auch so, dass sehr viele Deutsche glauben, die englische Sprache gut zu beherrschen; in Wahrheit sind die Kenntnisse miserabel und man scheitert schon an zumeist einfachen Formulierungen. Die meisten hätten doch sicherlich schon Probleme, folgenden Satz zu übersetzen: "Gehe bitte in den Keller und hol den Pflaumenmus aus dem untersten Regal".

    Ich persönlich finde, dass das Verwinden der deutschen Sprache im universitären Betrieb sehr bedauerlich ist, schließlich ging ja einst das Erstarken der deutschen Wissenschaft und Philosophie einher mit dem Abschütteln des Lateinischen und der Hinwendung zur eigenen Muttersprache. Kant hatte meines Wissens auch noch lateinische Vorlesungen; groß geworden ist er jedoch mit Werken auf Deutsch.



  • Ich werde mich mitten in DE sicher nicht mit anderen Leuten auf Englisch unterhalten.

    Die Landessprache hier ist immer noch Deutsch, nicht Englisch und auch nicht Türkisch, Griechisch oder sonstwas.



  • earli schrieb:

    Bashar schrieb:

    Deutschland kein Vielvölker und -sprachenstaat

    Das war es eigentlich schon, aber Kaiser und Führer haben es binnen eines Jahrhunderts ziemlich homogenisiert.

    Nicht vergleichbar mit echten Vielvölkerstaaten. Es wurde in allen deutschen Ländern deutsch gesprochen. Nieder- und Hochdeutsch zwar, aber das ist ja ein Witz gegen den Unterschied zwischen den in Indien oder dem damaligen Österreich-Ungarn gesprochenen Sprachen.



  • oktoberfest schrieb:

    Es werden meinem Ermessen nach immer mehr und mehr englische Redewendungen (wie neulich in einem Stellenangebot: "You wanna be a BrandMaker?") und Anglizismen verwendet als jemals zuvor.

    Was zum Teufel ist ein Brandmaker?
    (Hier würde ich die Anglizismen suchen, wenn man nach "Was zur Hölle" fragt.)



  • ich verwende eine amerikanische Tastatur

    Was hast Du denn gegen Umlaute? 😉

    Ich halte es für ausgemachten Blödsinn, wenn zwei deutsche "native speakers" sich in Englisch unterhalten. Das bremst aus und verschleiert Emotionen.

    Wenn Dich das Deutsche stört, wandere doch aus in dein gelobtes Land der NSA. 😃
    Da solltest Du nur schon Spanisch und Chinesisch als Zweitsprache üben.

    Brandmaker: http://www.brandmaker.com/de.html 😃 😃 😃



  • Erhard Henkes schrieb:

    Brandmaker: http://www.brandmaker.com/de.html 😃 😃 😃

    BrandMaker® is a registered trademark of BrandMaker, GmbH and used by permission.

    Wie schon geahnt.



  • Erhard Henkes schrieb:

    Brandmaker: http://www.brandmaker.com/de.html 😃 😃 😃

    Oh, laut dieser Seite verkaufen sie
    Solutions: Marketing Operations Management, Brand Management, Asset Management, Werbemittel-Produktion, Local Area Marketing.

    Die benutzen das Englische anscheinend nur wie Prof84, und da muss ich den Threadersteller doch gleich mal als auch solchen brandmarken.

    Nu muss ich mich auch nicht mehr fragen, weshalb der Bauingenieur auf englisch bessere Brücken bauen sollte.



  • oktoberfest schrieb:

    Es werden meinem Ermessen nach immer mehr und mehr englische Redewendungen (wie neulich in einem Stellenangebot: "You wanna be a BrandMaker?") und Anglizismen verwendet als jemals zuvor.

    Siehe
    http://www.baywa-baumarkt.de/out/pictures/generated/product/1/665_665_75/262024_pattex_hot_pistol_starter_phhp6_01.png

    Wir lernen: "Heißklebepistole" heißt wohl "hot pistol". Ich bin ja soo saucool, weil ich jetzt auch auf der Baustelle englische Fachausdrücke habe.
    Alles klar, ne?
    Im amerikanischen Kaufladen würde ich nach lieber einer "hot glue gun" fragen(, die Anwender nennen sie aber liebevoll "pistola de pegamento caliente" oder "pistola de termoencoladura").

    "hot pistol" wurde wohl nur von einem "brandmaker" erfunden.

    Passt nicht zu einem Studium, das nicht bloß um jeden Zeitgeist flattert, sondern sich langlebigeres Wissen kümmert. Die Zeitgeiststudiengänge (eh am englischen Namen zu erkennen) nehme ich nicht ernst.



  • volkard schrieb:


    Die benutzen das Englische nur, um trotz mangelnder Inhalte wichtig zu klingen, wie Prof84, und da muss ich den Threadersteller doch gleich mal als auch solchen brandmarken.

    ...

    Ich habe doch aus einem Stellenangebot zitiert (!), volkard.

    Wie kommst Du darauf, dass ich das Englische benutze um wichtig zu klingen 😕

    Diese Pseudoanglizismen schaden mehr als sie helfen: http://youcansayyouto.me/scheinanglizismen/

    Mann muss sich beim Englischlernen dessen bewusst sein und sie im Deutschen am besten vermeiden (ich mag z. B. den Begriff "Mobiltelefon" und verwende ihn auch meistens).



  • oktoberfest schrieb:

    Ich habe doch aus einem Stellenangebot zitiert (!), volkard.
    Wie kommst Du darauf, dass ich das Englische benutze um wichtig zu klingen 😕

    Wegen

    oktoberfest schrieb:

    Warum ist man dann hierzulande zumindest in den Universitäten nicht konsequent genug und führt Englisch als die einzige legitime Lehrsprache bzw. Umgangssprache ein?

    Mein Mobiltelephon nenne ich auf deutsch Handy.



  • volkard schrieb:

    oktoberfest schrieb:

    Ich habe doch aus einem Stellenangebot zitiert (!), volkard.
    Wie kommst Du darauf, dass ich das Englische benutze um wichtig zu klingen 😕

    Wegen

    oktoberfest schrieb:

    Warum ist man dann hierzulande zumindest in den Universitäten nicht konsequent genug und führt Englisch als die einzige legitime Lehrsprache bzw. Umgangssprache ein?

    Mein Mobiltelephon nenne ich auf deutsch Handy.

    Wenn aber beispielsweise Lehrende ihre Folien auf Englisch verfassen und auf Deutsch vortragen, dann ist das einfach nicht konsequent genug und dann Frage ich mich warum er nicht gleich auf Englisch vorträgt?!
    Zudem bin ich teilweise dazu verpflichtet meine Hausarbeiten auf Englisch abzugeben, obschon die Aufgabenblätter auf Deutsch sind.

    Was soll dieser Mischmasch überhaupt?

    Es wäre meiner Meinung nach besser, wenn wir uns alle auf eine einzige Sprache einigen würden, statt immer hin und her zu mischen.

    Meines Wissens wurden ja auch die Vorlesungen früher ausschließlich auf Latein abgehalten.

    In Schweden hat man eine andere Einstellung zum Englischen. Sie betrachten das Englische als sehr wichtig, da es überall auf der Welt verstanden werden kann.
    Ihre eigene Sprache betrachten sie als Kulturgut.
    Ferner lieben Schweden im Allgemeinen die englische Sprache und beherrschen die englische Sprache auch sehr gut (wie das in den meisten Gebieten in Skandinavien der Fall ist).
    Es werden zudem dort keine Filme/Serien synchronisiert sondern in Originalsprache ausgestrahlt.



  • [quote="oktoberfest"]Wenn aber beispielsweise Lehrende ihre Folien auf Englisch verfassen und auf Deutsch vortragen, dann ist das einfach nicht konsequent genug und dann Frage ich mich warum er nicht gleich auf Englisch vorträgt?!/quote]
    Weil ich gesprochenes Englisch nicht verstehe und der Prof auch nicht gerade englisch reden kann. Schreiben kann er's aber und ich kanns gut lesen.

    oktoberfest schrieb:

    Zudem bin ich teilweise dazu verpflichtet meine Hausarbeiten auf Englisch abzugeben, obschon die Aufgabenblätter auf Deutsch sind.
    Was soll dieser Mischmasch überhaupt?

    Das macht das Fach wichtiger. Bei uns war es so, daß das lächerlichste Sitzfach von allen zum Teil auf englich vorgetragen wurde.

    oktoberfest schrieb:

    Es wäre meiner Meinung nach besser, wenn wir uns alle auf eine einzige Sprache einigen würden, statt immer hin und her zu mischen.

    Ok, nehmen wir Deutsch.

    oktoberfest schrieb:

    Meines Wissens wurden ja auch die Vorlesungen früher ausschließlich auf Latein abgehalten.

    Und es wurde auf Latein gepredigt, das war noch eine schöne Sprachbarriere.

    oktoberfest schrieb:

    In Schweden hat man eine andere Einstellung zum Englischen. Sie betrachten das Englische als sehr wichtig, da es überall auf der Welt verstanden werden kann.
    Ihre eigene Sprache betrachten sie als Kulturgut.
    Ferner lieben Schweden im Allgemeinen die englische Sprache und beherrschen die englische Sprache auch sehr gut (wie das in den meisten Gebieten in Skandinavien der Fall ist).
    Es werden zudem dort keine Filme/Serien synchronisiert sondern in Originalsprache ausgestrahlt.

    Sowas haben wir halt nicht so dringend nötig. "The German language is the most widely spoken first language in the European Union, with around 100 million native speakers."



  • oktoberfest schrieb:

    In Schweden hat man eine andere Einstellung zum Englischen. Sie betrachten das Englische als sehr wichtig, da es überall auf der Welt verstanden werden kann.
    Ihre eigene Sprache betrachten sie als Kulturgut.

    Bitte nicht herumfantasieren. Die Schweden halten Englisch für wichtig, weil ihnen kaum jemand freiwillig filme auf schwedisch synchronisieren würde. 5 Millionen sprecher einer Sprach sind einfach zu wenig.



  • raptor49 schrieb:

    Ich werde mich mitten in DE sicher nicht mit anderen Leuten auf Englisch unterhalten.

    Die Landessprache hier ist immer noch Deutsch, nicht Englisch und auch nicht Türkisch, Griechisch oder sonstwas.

    Huh? Warum nicht? In meinem Arbeitsumfeld ist das ganz normal, weil die Arbeitsgruppen eben international sind, auch mitten in Deutschland. Man kommuniziert auf Englisch, auch wenn nur die wenigsten besonders gutes Englisch sprechen. Meinst Du, man müsste da aus Prinzip darauf bestehen, dass die Landessprache Deutsch ist? Aus meiner Sicht nimmt man immer die Sprache, bei der es die größten Überschneidungen mit dem Gesprächspartner gibt.

    ...und da durch die Globalisierung die Arbeitsumfelder internationaler werden, ist es sehr wichtig, dass Englisch auch in die Universitäten einzieht. IMHO sollte der Gebrauch der englischen Sprache noch wesentlich ausgebaut werden.


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