Das Wirtschaftssystem der Zukunft?



  • Ein wahrer Kern steckt bestimmt drin 🙄



  • Badestrand schrieb:

    Ein wahrer Kern steckt bestimmt drin 🙄

    Ich versuche mal, deinen wahren Kern zu formulieren, auch wenn Marc++us damit Recht hat, dass eine hoehere Steuerquote nicht fur proportional mehr Steuereinkommen sorgt...

    In der oekonomischen Theorie macht eine Umverteilung insoweit Sinn, als arme Leute groesseren Nutzen aus ihrem Geld ziehen koennen als reiche (abnehmender Grenznutzen des Geldes, also quasi "Geldsaettigung"). Allein nach diesem Massstab waere eine vollkommene Gleichverteilung der Einkommen sinnvoll. Da haette aber niemand mehr einen Grund zu arbeiten, er wuerde ja nicht mehr Geld bekommen, wenn er mehr arbeitet. Und da gibts entsprechend auch Abstufungen. Optimal ist die Umverteilung dann, wenn der Grenznutzen der Umverteilung (Ableitung des Nutzens der Umverteilung abhaengig vom Umfang der Umverteilung) gleich den Grenzkosten (analog zum Grenznutzen) durch den Verlust des Anreizes der Arbeit ist. [Das ist natuerlich nur die Theorie, die einige, nennen wir sie "interessante" Annahmen taetigt.]

    Die oekonomische Rechtfertigung der Umverteilung (egal in welcher Form) nach utilitaristischer Schule.

    Das bedingungslose Grundeinkommen besticht hier eigentlich nur durch seine Einfachkeit. Und damit sinkenden Verwaltungskosten sowie weniger Betrugsmoeglichkeiten. Ein - das ist ja der Vorschlag - bedingungsloses Grundeinkommen von 800 Euro (vermutlich haben die Leute da absichtlich die Pfaendungsgrenze gewaehlt) und dafuer Abschaffung der gesetzlichen Rente sowie jeglicher Sozialhilfe waere in dieser Hinsicht vielleicht nichtmal schlecht. Hat aber sicher andere Nachteile, was mir einfiele waere die Frage, wieviel Geld Kinder bekommen sollten. Eine Familie mit 2 Eltern und 2 Kindern: 1600 oder 3200 Euro?

    (Na wenn das nicht mal sehr volkswirtschaftlich war. Aber wozu hab ich das Lehrbuch? :D)



  • Mr. N schrieb:

    Daniel E. schrieb:

    Darüber kann man sich schon unterhalten (für mich klingt ein effizienter Staat erst mal ziemlich gruselig), aber die negativen Anreize, die man durch solche Modell schafft, bleiben halt erst mal die gleichen.

    [...]
    Was ist so gruselig an einem effizienten Staat? Im Grunde ist der Staat ja nur der organisationelle Rahmen in dem eine Vielzahl von Buergern zusammengeschlossen sind, um oekonomisch zu sprechen, oeffentliche wie meritorische Gueter zu produzieren.

    Nicht wirklich. Ich habe mich jedenfalls mit niemandem zusammengeschlossen um ökonomisch zu sprechen oder dergleichen. Dieser Verein, der sich Staat nennt, war einfach vor uns da und kommt nun in regelmäßigen Abständen vorbei um mit vorgehaltener Waffe Gelder einzutreiben und uns mit Leistungen zu beglücken, nach denen niemand gefragt hat. Er betätigt sich also in dem gleichen Geschäft wie die Schutzgeldmafia, nur, daß er früher da war, sein Geschäft etwas anders rechtfertigt und einen etwas anderen philosophischen Unterbau hat. Die Konsequenzen sind trotzdem die gleichen. Darum ich auch keinen effizienten Staat. Es will auch niemand eine effiziente Mafia. Wenn man die Mafia schon nicht los wird, dann soll sie sich wenigstens hauptsächlich mit sich selbst beschäftigen (was der Staat auch tut, Parkinsonsches Gesetz).

    Die Idee, eines schlanken Staates, der sich effizient um seine Kernaufgaben kümmert, ist einen Moment reizvoll, aber leider sind alle solche Staaten mit teils atemberaubender Geschwindigkeit zu riesigen Monsterstaaten mutiert, die sich um alles zu kümmern (man vergleiche zB das Deutschland von Ludwig Erhard mit heute oder die USA unter Jefferson mit heute).

    Naja ich bin ja wohl auch Utilitarist. (:D)

    Mein Beileid. Ist das heilbar?



  • Mr. N schrieb:

    In der oekonomischen Theorie macht eine Umverteilung insoweit Sinn, als arme Leute groesseren Nutzen aus ihrem Geld ziehen koennen als reiche (abnehmender Grenznutzen des Geldes, also quasi "Geldsaettigung").

    Richtig, der Reiche gibt es nicht mehr selbst aus, aber Du übersiehst, daß er gewöhnlich sein Geld nicht in einer Strumpfsocke auf dem Dachboden aufbewahrt, sondern auf eine Bank legt, die es natürlich wieder investiert, also wieder der 'Volkswirtschaft' zuführt.

    Allein nach diesem Massstab waere eine vollkommene Gleichverteilung der Einkommen sinnvoll. Da haette aber niemand mehr einen Grund zu arbeiten, er wuerde ja nicht mehr Geld bekommen, wenn er mehr arbeitet. Und da gibts entsprechend auch Abstufungen. Optimal ist die Umverteilung dann, wenn der Grenznutzen der Umverteilung (Ableitung des Nutzens der Umverteilung abhaengig vom Umfang der Umverteilung) gleich den Grenzkosten (analog zum Grenznutzen) durch den Verlust des Anreizes der Arbeit ist. [Das ist natuerlich nur die Theorie, die einige, nennen wir sie "interessante" Annahmen taetigt.]

    Die oekonomische Rechtfertigung der Umverteilung (egal in welcher Form) nach utilitaristischer Schule.

    Dazu mal ein paar Gedanken. Hat eine Umverteilung überhaupt einen positiven Effekt?

    Was macht eigentlich ein "Besserverdienender" bei einer höheren Umverteilung?

    1. Er arbeitet weiter die gleiche Leistung für das gleiche Geld (brutto), also weniger netto.

    2. Die Mehrleistung lohnt sich auf Grund der porgressiven Steuererhöhung netto kaum noch, also arbeitet er weniger, mit netto fast dem gleichen Resultat. Als Utilitarist würdest Du vielleicht sagen, daß er der Volkswirtschaft Leistung vorenthält.

    3. Warum verdient ein Besserverdienender besser? Weil er einen speziellen Job hat, in dem ihn so schnell keiner ersetzen kann (Austauschbarkeit). Da er netto nicht weniger haben möchte, aber sein Job speziell genug ist, setzt er bei seinem Arbeitgeber eine Gehaltserhöhung durch um netto das gleiche Gehalt zu beziehen. Der Kunde der Firma muß diese Kosten mittragen, Die Volkswirtschaft verliert auch hier. (Überwälzung heißt der von mir beschriebene Effekt, btw.)

    4. Er geht ins Ausland. Die Volkswirtschaft verliert.

    Die Punkte 2)-4) sind alles Punkte, die sich übrigens mittelfristig ganz besonders negativ auf die ärmeren Schichten der Gesellschaft auswirken. Es ist also überhaupt nicht klar, ob ärmere Schichten auf Dauer überhaupt von der Umverteilung profitieren, insbesondere da der kurzfristige Drang danach, sich fortzubilden, natürlich ab nimmt. Das alles könnte auch ein lose-lose-Spiel sein, mal so ganz utilitaristisch argumentiert.



  • Daniel E. schrieb:

    Mr. N schrieb:

    In der oekonomischen Theorie macht eine Umverteilung insoweit Sinn, als arme Leute groesseren Nutzen aus ihrem Geld ziehen koennen als reiche (abnehmender Grenznutzen des Geldes, also quasi "Geldsaettigung").

    Richtig, der Reiche gibt es nicht mehr selbst aus, aber Du übersiehst, daß er gewöhnlich sein Geld nicht in einer Strumpfsocke auf dem Dachboden aufbewahrt, sondern auf eine Bank legt, die es natürlich wieder investiert, also wieder der 'Volkswirtschaft' zuführt.

    Das bringt ihm persoenlich aber keinen speziellen Nutzen.

    Daniel E. schrieb:

    Allein nach diesem Massstab waere eine vollkommene Gleichverteilung der Einkommen sinnvoll. Da haette aber niemand mehr einen Grund zu arbeiten, er wuerde ja nicht mehr Geld bekommen, wenn er mehr arbeitet. Und da gibts entsprechend auch Abstufungen. Optimal ist die Umverteilung dann, wenn der Grenznutzen der Umverteilung (Ableitung des Nutzens der Umverteilung abhaengig vom Umfang der Umverteilung) gleich den Grenzkosten (analog zum Grenznutzen) durch den Verlust des Anreizes der Arbeit ist. [Das ist natuerlich nur die Theorie, die einige, nennen wir sie "interessante" Annahmen taetigt.]

    Die oekonomische Rechtfertigung der Umverteilung (egal in welcher Form) nach utilitaristischer Schule.

    Dazu mal ein paar Gedanken. Hat eine Umverteilung überhaupt einen positiven Effekt?

    Natuerlich kann es sein, dass es keinen Punkt gibt, an dem die Umverteilung ein besseres Ergebnis erzielt als die Nichtumverteilung. Aber ich will mal versuchen, deine konkreten Beispiele zu verstehen.

    Daniel E. schrieb:

    Was macht eigentlich ein "Besserverdienender" bei einer höheren Umverteilung?

    1. Er arbeitet weiter die gleiche Leistung für das gleiche Geld (brutto), also weniger netto.

    2. Die Mehrleistung lohnt sich auf Grund der porgressiven Steuererhöhung netto kaum noch, also arbeitet er weniger, mit netto fast dem gleichen Resultat. Als Utilitarist würdest Du vielleicht sagen, daß er der Volkswirtschaft Leistung vorenthält.

    Was nun? (2) ist der negative Effekt von dem ich gesprochen habe.

    Daniel E. schrieb:

    1. Warum verdient ein Besserverdienender besser? Weil er einen speziellen Job hat, in dem ihn so schnell keiner ersetzen kann (Austauschbarkeit). Da er netto nicht weniger haben möchte, aber sein Job speziell genug ist, setzt er bei seinem Arbeitgeber eine Gehaltserhöhung durch um netto das gleiche Gehalt zu beziehen. Der Kunde der Firma muß diese Kosten mittragen, Die Volkswirtschaft verliert auch hier. (Überwälzung heißt der von mir beschriebene Effekt, btw.)

    2. Er geht ins Ausland. Die Volkswirtschaft verliert.

    Die Punkte 2)-4) sind alles Punkte, die sich übrigens mittelfristig ganz besonders negativ auf die ärmeren Schichten der Gesellschaft auswirken. Es ist also überhaupt nicht klar, ob ärmere Schichten auf Dauer überhaupt von der Umverteilung profitieren, insbesondere da der kurzfristige Drang danach, sich fortzubilden, natürlich ab nimmt. Das alles könnte auch ein lose-lose-Spiel sein, mal so ganz utilitaristisch argumentiert.

    Erzaehl mir was neues. (Wobei ich mich uebrigens nicht mit der Aufteilung der Welt in Volkswirtschaften die politischen Staaten entsprechen anfreunden kann.)

    Falls es dich interessiert, mein Lehrbuch ist Gregory Mankiw, Grundzuege der Volkswirtschaftslehre, 3. Auflage, Seite 466 ff.


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