"Amokläufer verbrachte Abend vor der Tat mit Killerspiel"



  • Gregor schrieb:

    Zoom schrieb:

    aber hier könnte man von 4.90/h nicht leben, ohne auf staatliche unterstützung angewiesen zu sein.

    Und? Muss man das?

    ja, muss man.

    Gregor schrieb:

    Ok, man hat also keine Kompetenzen, für die einem Leute viel Geld bezahlen würden. Deshalb macht man trotzdem, was man kann und kriegt vom Staat noch einen Zuschuss, um damit gut leben zu können. Ist doch alles in Ordnung?

    daran ist nichts in ordnung. man muss allein durch eigene arbeit leben können, ohne stattliche almosen und ohne 25 stunden am tag arbeiten zu müssen.

    Gregor schrieb:

    ...es soll ja sogar Leute geben, die für ihre Arbeit auch noch zahlen müssen. Studenten und so. Stellt auch keiner wirklich in Frage.

    ein studium ist eine umwegsinvestition: erst arm sein und später hat man die option, relativ viel geld zu verdienen.



  • Gregor schrieb:

    ...es soll ja sogar Leute geben, die für ihre Arbeit auch noch zahlen müssen. Studenten und so. Stellt auch keiner wirklich in Frage.

    Ich würde ein Studium nicht als "Arbeit" bezeichnen. Arbeit impliziert ja, dass man Werte schafft für die Gesellschaft. Das tut ein Student aber nicht, er konsumiert zwar (essen, wohnen, etc.), schafft aber erstmal keine Werte, solange er nicht aktiv an der Forschung beteiligt ist.

    Viele Grüße
    Christian



  • Zoom schrieb:

    man muss allein durch eigene arbeit leben können, ohne stattliche almosen und ohne 25 stunden am tag arbeiten zu müssen.

    Das ist eine Ideologie, die in der heutigen Zeit nicht mehr stimmt. Und je weiter sich die Welt entwickelt, desto weniger stimmt sie. Ein stark industrialisiertes Land, wie Deutschland, verdankt den Wohlstand seiner Bürger der stark qualifizierten Arbeit, die diese leisten. Unqualifizierte Arbeit führt nicht zu einem derartigen Wohlstand. Wenn man also nur unqualifizierte Arbeit leisten kann, kann man es nicht erwarten, mit dem Wohlstands-Maßstab in einem Land wie Deutschland mithalten zu können. Inzwischen sind wir an einem Punkt angekommen, an dem sich unqualifizierte oder wenig qualifizierte Arbeit kaum mehr lohnt. Deshalb muss sie staatlich subventioniert werden. In Deutschland heißt das, dass den Leuten, die diese Arbeit leisten, ein Mindestlebensstandard ermöglicht wird.

    An dieser grundsätzlichen Entwicklung ändert auch ein Mindestlohn nichts. Die geringqualifizierte Beschäftigung wird in Deutschland immer weiter verschwinden. Und zwar, weil sie in Deutschland zu teuer geworden ist. Ein Mindestlohn würde diese Entwicklung nur noch weiter beschleunigen.



  • Gregor schrieb:

    Zoom schrieb:

    aber hier könnte man von 4.90/h nicht leben, ohne auf staatliche unterstützung angewiesen zu sein.

    Und? Muss man das?

    Ok, man hat also keine Kompetenzen, für die einem Leute viel Geld bezahlen würden. Deshalb macht man trotzdem, was man kann und kriegt vom Staat noch einen Zuschuss, um damit gut leben zu können. Ist doch alles in Ordnung? 😕

    Ich dachte immer, der Sinn eines Mindestlohnes sei das man keine staatlichen Hilfen mehr braucht. Wozu sollte man sonst einen Mindestlohn einführen?

    Gregor schrieb:

    Zoom schrieb:

    man muss allein durch eigene arbeit leben können, ohne stattliche almosen und ohne 25 stunden am tag arbeiten zu müssen.

    Das ist eine Ideologie, die in der heutigen Zeit nicht mehr stimmt. Und je weiter sich die Welt entwickelt, desto weniger stimmt sie. Ein stark industrialisiertes Land, wie Deutschland, verdankt den Wohlstand seiner Bürger der stark qualifizierten Arbeit, die diese leisten. Unqualifizierte Arbeit führt nicht zu einem derartigen Wohlstand. Wenn man also nur unqualifizierte Arbeit leisten kann, kann man es nicht erwarten, mit dem Wohlstands-Maßstab in einem Land wie Deutschland mithalten zu können. Inzwischen sind wir an einem Punkt angekommen, an dem sich unqualifizierte oder wenig qualifizierte Arbeit kaum mehr lohnt. Deshalb muss sie staatlich subventioniert werden. In Deutschland heißt das, dass den Leuten, die diese Arbeit leisten, ein Mindestlebensstandard ermöglicht wird.

    An dieser grundsätzlichen Entwicklung ändert auch ein Mindestlohn nichts. Die geringqualifizierte Beschäftigung wird in Deutschland immer weiter verschwinden. Und zwar, weil sie in Deutschland zu teuer geworden ist. Ein Mindestlohn würde diese Entwicklung nur noch weiter beschleunigen.

    Ja, aber was sind Mindestlohnjobs? Kellner, Friseur, Callcenter-Mitarbeiter, Verkäufer etc. diese Jobs sind ja nicht verzichtbar, sie erfordern eben nur wenig Qualifikation. Gerade in einer Gesellschaft voller "qualifizierter Arbeit", sollte man diese Jobs doch auch so entlohnen können, dass die Personen davon leben können.

    Und im Endeffekt zahlt man es doch eh über die Sozialbeiträge und Steuern. Wenn der Staat jemandem Geld für das Geld geben muss, was er verdient, dann stammt das Geld ja auch von irgend woher. (Das Problem ist natürlich nur, sobald man irgend wo die Ausgaben senkt, findet der Staat eine neue Möglichkeit Geld zu verschwenden (zB Internetzensur) und im Endeffekt hat der Beitragszahler eh nichts davon).



  • rüdiger schrieb:

    Ja, aber was sind Mindestlohnjobs? Kellner, Friseur, Callcenter-Mitarbeiter, Verkäufer etc. diese Jobs sind ja nicht verzichtbar

    Scheint mir alles trivial verzichtbar zu sein, zB. indem man auf Selbstbedienung umstellt, Callcenter ins Ausland verlagert (in den USA gehen bei Gegensprechanlagen im McDonald's Drivethrough teils Leute in anderen Bundesstaaten ans Telefon, weil dort der Mindestlohn niedriger ist) oder bei Männern mehr auf Haarschneidegeräte umstellt. Verzichtbar heißt ja nicht, daß es keine mehr davon gibt, sondern eher, das es einen Punkt gibt, ab dem sich so eine Investition mehr lohnt, als die konventionelle Methode und an der Grenze Arbeitsplätze wegfallen. In teuren Hotels gibts ja sogar heute noch Liftboys -- ein Job, der recht früh durch Mindestlöhne vernichtet wurde, btw.

    sie erfordern eben nur wenig Qualifikation. Gerade in einer Gesellschaft voller "qualifizierter Arbeit", sollte man diese Jobs doch auch so entlohnen können, dass die Personen davon leben können.

    Aber ein Mindestlohn bürdet diese Kosten einer kleinen Gruppe auf: den Arbeitgebern von Minderqualifizierten (und evtl. deren Kunden). Stell dir vor, wir haben einen Mindestlohn von 6€/h und erhöhen den auf 6,5€/h und Du hast 10 Mitarbeiter, die davon betroffen sind. Und Du schmeisst keinen raus, weil es sich "gerade noch so lohnt", dann sind die 50 Cent mehr eine effektive Belastung von rund 10 k€/Jahr, wirkt also einfach wie eine Steuer auf die Arbeitgeber, die viele solcher Leute einstellen.

    Wenn man schon eine gesellschaftliche Verantwortung sieht, dann sollte doch bitte auch "die Gesellschaft" die Kosten dafür tragen und nicht eine kleine Gruppe, findest Du nicht? Und dafür gibt es ein Umverteilungssystem, mit dem man solche Leute unterstützen kann, zB. wie in den USA die EITC's (eine negative Einkommenssteuer, was hin und wieder in Deutschland als "Bürgergeld" diskutiert wird). Klar ist natürlich auch, das man mit allen solchen Umverteilungsmaßnahmen Anreize schafft, weniger oder gar nicht zu arbeiten, aber EITC wirkt da wenigstens nicht komplett substitutiv, wie manche Maßnahmen in Deutschland: wenn man einen Euro mehr verdient, dann wird nicht gleichzeitig ein Euro an Sozialleistungen gestrichen (das ist der Punkt ab dem sich "Arbeit nicht mehr lohnt"), sondern weniger. Darum zerschießt man das Anreizsystem nicht komplett.



  • Ich glaube auch nicht unbedingt, dass ein Mindestlohn die ideale Lösung ist. Immerhin ist es besser, wenn man jemandem nur einen Zuschuss zum überleben gibt, anstelle wenn man ihn mit Sozialhilfe komplett versorgen muss. Wobei man an deinen Beispielen sieht, dass man alternativ ja auch hochwertige Jobs schaffen könnte. Jemand muss ja die Anlagen entwerfen und warten.

    btw. bei den Callcentern haben wir wohl eher das Sprachproblem. In englischsprachigen Ländern sind die meisten Callcenter ja schon nach Indien oä ausgegliedert. Würden da mehr Leute deutsch sprechen, wäre die Situation hier vermutlich ähnlich.



  • rüdiger schrieb:

    Immerhin ist es besser, wenn man jemandem nur einen Zuschuss zum überleben gibt, anstelle wenn man ihn mit Sozialhilfe komplett versorgen muss.

    Warum sollte das besser sein und welche Motiavtion hätte jemand überhaupt noch, einen Job anzunehmen, von dem er nicht leben kann.



  • Leprechaun schrieb:

    rüdiger schrieb:

    Immerhin ist es besser, wenn man jemandem nur einen Zuschuss zum überleben gibt, anstelle wenn man ihn mit Sozialhilfe komplett versorgen muss.

    Warum sollte das besser sein und welche Motiavtion hätte jemand überhaupt noch, einen Job anzunehmen, von dem er nicht leben kann.

    Dann hat er insgesamt mehr, als wenn er nicht arbeitet.

    rüdiger schrieb:

    Wobei man an deinen Beispielen sieht, dass man alternativ ja auch hochwertige Jobs schaffen könnte. Jemand muss ja die Anlagen entwerfen und warten.

    Richtig, darum sind Jobs eigentlich nicht mal die erste Sache, worauf man achten sollte, sondern Produktivität.

    Wir könnten ja problemlos Vollbeschäftigung schaffen (alle LKWs verbieten und stattdessen Leute Säcke schleppen lassen zB.), aber das Problem dabei ist, das wir dann deutlich weniger produzieren könnten (plus rapide fallende Lebenserwartung usw.). Aber geht trivial, schießt aber offenbar weit über das Ziel hinaus, oder?

    Und man kann es natürlich auch in die andere Richtung übertreiben und maximal automatisieren, aber auch da schießt man über das Ziel hinaus und verschwendet Ressourcen, die auch anders hätten eingesetzt werden können (weil es aktuell wahnsinnig teuer ist, bestimmte Dinge zB. autofahren zu automatisieren).

    Jetzt ist eben die Frage, wie man knappe Resourcen, die verschiedene Verwendungszwecke haben, möglichst effizient einsetzt und es zeigt sich jedes mal, das es kaum besser geht, als das den Markt als Koordinationsinstrument zu benutzen, wo der Produktivere den Unproduktiveren die Ressourcen wegbieten kann.

    Mit einem Mindestlohn benachteiligst Du billige Arbeit systematisch (Du machst sie teurer, damit sind sie nicht mehr konkurenzfähig und damit werden mehr Billigarbeiter arbeitslos) und allokierst damit Ressourcen falsch und es tritt ein Wohlstandsverlust auf ... nicht nur für den betroffenen Arbeitnehmer, der jetzt auf der Strasse sitzt, sondern für die ganze Gesellschaft durch fehlende Produktivität.



  • Daniel E. schrieb:

    Mit einem Mindestlohn benachteiligst Du billige Arbeit systematisch (Du machst sie teurer [...]

    Das stimmt natürlich nur wenn der Mindestlohn über dem Marktpreis liegt.



  • Daniel E. schrieb:

    Leprechaun schrieb:

    rüdiger schrieb:

    Immerhin ist es besser, wenn man jemandem nur einen Zuschuss zum überleben gibt, anstelle wenn man ihn mit Sozialhilfe komplett versorgen muss.

    Warum sollte das besser sein und welche Motiavtion hätte jemand überhaupt noch, einen Job anzunehmen, von dem er nicht leben kann.

    Dann hat er insgesamt mehr, als wenn er nicht arbeitet.

    Das ist eine Milchmädchenrechnung. Er hat etwas mehr, muß dafür aber den ganzen Tag arbeiten. Mal davon abgesehen, daß sowas unzufrieden macht, ist es, aus persönlicher Sicht, auch noch sehr unwirtschaftlich. Soll heißen: der Aufwand rechtfertigt den Nutzen nicht. Von einem Vollzeitjob muß man sein Leben bestreiten können, daran führt kein Weg vorbei.



  • Leprechaun schrieb:

    Daniel E. schrieb:

    Leprechaun schrieb:

    rüdiger schrieb:

    Immerhin ist es besser, wenn man jemandem nur einen Zuschuss zum überleben gibt, anstelle wenn man ihn mit Sozialhilfe komplett versorgen muss.

    Warum sollte das besser sein und welche Motiavtion hätte jemand überhaupt noch, einen Job anzunehmen, von dem er nicht leben kann.

    Dann hat er insgesamt mehr, als wenn er nicht arbeitet.

    Das ist eine Milchmädchenrechnung. Er hat etwas mehr, muß dafür aber den ganzen Tag arbeiten. Mal davon abgesehen, daß sowas unzufrieden macht, ist es, aus persönlicher Sicht, auch noch sehr unwirtschaftlich. Soll heißen: der Aufwand rechtfertigt den Nutzen nicht. Von einem Vollzeitjob muß man sein Leben bestreiten können, daran führt kein Weg vorbei.

    Du hast eben festgesellt, daß man durch jede Art von Umverteilung schlecht bezahlte Arbeit unattraktiver macht. Das stimmt natürlich. Aber es ist offenbar ein gesellschaftliches Ziel, eine gewisse staatliche Umverteilung zu haben, also kann man sich schon fragen, wie man diese Ziele besser erreichen kann und da sehe ich nicht, wo deine Vorwürfe treffen.

    Macht es etwa weniger unzufrieden, wenn Du weißt, das Du nur 7€ pro Stunde gezahlt bekommst, weil man dir nicht weniger bezahlen darf und der Arbeitgeber dich irgendwie mag (zB. weil's ein Verwandter ist), nicht, "weil Du es wert bist"? Ist es emotional befriedigender, jahrelang mit minialen sozialen Kontakten zu Hause zu sitzen?

    Und darum ist es wichtig, ein Modell zu finden, das nicht komplett substitutiv wirkt, also, wo man einen Euro mehr verdient und auf der anderen Seite einen Euro Sozialleistungen weniger bekommt ... dann ist nämlich der finanzielle Anreiz zu arbeiten komplett weg.

    Typische Karrieren von Langzeitarbeitslosen beginnen übrigens in der Teilzeitarbeit mit zwei Tagen die Woche oder so. Mein ja nur.

    MrN: Richtig. Sonst hat er natürlich keinen Effekt.



  • Daniel E. schrieb:

    Du hast eben festgesellt, daß man durch jede Art von Umverteilung schlecht bezahlte Arbeit unattraktiver macht. Das stimmt natürlich. Aber es ist offenbar ein gesellschaftliches Ziel, eine gewisse staatliche Umverteilung zu haben, also kann man sich schon fragen, wie man diese Ziele besser erreichen kann und da sehe ich nicht, wo deine Vorwürfe treffen.

    Daß es Leute gibt, die trotz Vollzeitjob ihren Lebensunterhalt nicht finanzieren können, ist einfach ein Unding. Das macht solche Jobs nicht nur unattraktiv sondern zu einem absoluten "no-no". Direkte staatliche Hilfen, wie unterstützende Hartz-IV Zahlungen, helfen nicht, sondern sind nur demütigend. Wer in Vollzeit arbeitet, muß ausschließlich von dem Geld leben können, das er verdient. Wie das im Hintergrund geregelt wird, z.B. durch weniger Steuern und Abgaben, durch höhere Preise oder Senkung der Produktionskosten, ist die eigentliche Herausforderung.



  • Daniel E. schrieb:

    Und darum ist es wichtig, ein Modell zu finden, das nicht komplett substitutiv wirkt, also, wo man einen Euro mehr verdient und auf der anderen Seite einen Euro Sozialleistungen weniger bekommt ... dann ist nämlich der finanzielle Anreiz zu arbeiten komplett weg.

    Stellt ein Modell mit unlimitierten Löhnen und gleichzeitigem Zuschuss vom Staat nicht einen Anreiz für Arbeitgeber dar, unter Marktwert zu bezahlen und die Arbeitnehmer zu motivieren, den Rest vom Staat zu fordern?



  • Um mal wieder zum eigentlichen Thema des Threads zurückzukommen...

    Was sagt Ihr zum offenen Brief der Opferfamilien?

    http://www.winnender-zeitung.de/indexWI.php?&kat=347&artikel=82

    Sehr geehrter Herr Bundespräsident Köhler,
    sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin Merkel,
    sehr geehrter Herr Ministerpräsident Oettinger,

    die Trauer und die Verzweiflung nach dem Verlust geliebter Kinder, Frauen und Männer sind noch überall gegenwärtig. Insbesondere bei uns, den Angehörigen. Der Gedanke, warum es ausgerechnet unsere Liebsten getroffen hat, und wie es überhaupt zu dieser Tat kommen konnte, wird uns unser Leben lang begleiten. In unserem Schmerz, in unserer Hilflosigkeit und in unserer Wut wollen wir aber nicht untätig bleiben. Deshalb wenden wir - die Familien von fünf getöteten Schülerinnen – uns an die Öffentlichkeit.
    Wir wollen, dass sich etwas ändert in dieser Gesellschaft, und wir wollen mithelfen, damit es kein zweites Winnenden mehr geben kann.

    Schusswaffen und Sport

    Wir wollen, dass der Zugang junger Menschen zu Waffen eingeschränkt wird. Die derzeitige gesetzliche Regelung ermöglicht die Ausbildung an einer großkalibrigen Pistole bereits ab dem 14. Lebensjahr. Bedenkt man, dass ein junger Mensch gerade in dieser Zeit durch die Pubertät mit sich selbst beschäftigt und häufig im Unreinen ist, so ist die Heraufsetzung der Altersgrenze auf 21 Jahre unerlässlich.

    Grundsätzlich muss die Frage erlaubt sein, ob der Schießsport nicht gänzlich auf groß-kalibrige Waffen verzichten kann. Bis in die achtziger Jahre hinein genügten unseres Wissens nach den Sportschützen kleinkalibrige Waffen. Bis heute sind die olympischen Wettkämpfe auf Luftdruck- und Kleinkaliberwaffen beschränkt.

    Sollte aus Gründen, die wir nicht kennen, der Verzicht auf großkalibrige Waffen nicht möglich sein, so muss die Schusskapazität verringert werden. Bei der Jagd sind die Magazine der automatischen Waffen auf maximal 2 Schuss begrenzt. Warum nicht auch beim Sport?

    Der Gesetzgeber hat die Vergabe von Waffenbesitzkarten und die daraus entstehenden Verpflichtungen, wie z. B. die Aufbewahrung von Waffen und Munition, vollständig geregelt.
    Die zu erwartenden Strafen bei Verstoß gegen die entsprechenden Gesetze erfüllen aber nicht ihren Zweck. Eine Ordnungswidrigkeit wird eher wie ein Kavaliersdelikt betrachtet. Der Gesetzgeber muss Verstöße gegen das geltende Waffenrecht deutlicher und stärker ahnden.

    Medien: Fernsehen

    Wir wollen weniger Gewalt im Fernsehen. Das Fernsehen, als noch wichtigste Informations- und Unterhaltungsplattform, hat einen sehr großen Einfluss auf die Denk- und Gefühlswelt unserer Mitbürger. Das Fernsehen setzt heute die ethischen und moralischen Standards. Wenn wir es zulassen, dass unseren Mitbürgern weiterhin täglich Mord und Totschlag serviert werden, ist abzusehen, dass die Realität langsam, aber stetig dem Medienvorbild folgen wird. Von den Sendern muss verlangt werden, dass sie ein ausgewogenes Programm anbieten und die Zurschaustellung von Gewalt reduziert wird. Eine „Gewaltquote“, der Anteil von Sendungen mit Gewalt in Relation zur Gesamtsendezeit pro Sender, sollte eingeführt werden.

    Die Zeiten, in denen Kinder und Jugendliche fernsehen, sollten generell gewaltfrei sein.

    Medien: Computerspiele

    Wir wollen, dass Killerspiele verboten werden. Spiele, ob über Internet oder auf dem PC, die zum Ziel haben, möglichst viele Menschen umzubringen, gehören verboten. Gleiches gilt für alle Gewalt verherrlichenden Spiele, deren Aufbau und Darstellung sehr realistisch sind und bei denen viel Blut fließt.

    Medien: Chatrooms und Foren

    Wir wollen mehr Jugendschutz im Internet. In der virtuellen Welt werden heute anonym und gefahrlos Gedankengänge artikuliert und diskutiert, die eine Bedrohung für unsere Gesellschaft darstellen. Wie diese Aktivitäten eingedämmt werden können, wissen wir nicht. Es darf aber nicht sein, dass sich junge Menschen anonym gegenseitig aufhetzen und zu Gewalteskalationen auffordern.

    Berichte über Gewalttaten

    Wir wollen, dass der Name des Amokläufers nicht mehr genannt und seine Bilder nicht mehr gezeigt werden. Am aktuellen Beispiel von Winnenden zeigt sich, dass die derzeitige Berichterstattung durch unsere Medien nicht dazu geeignet ist, zukünftige Gewalttaten zu verhindern. Auf nahezu jeder Titelseite finden wir Namen und Bild des Attentäters. Diese werden Einzug finden in unzählige Chatrooms und Internet-Foren. Eine Heroisierung des Täters ist die Folge.

    Bei Gewaltexzessen wie in Winnenden müssen die Medien dazu verpflichtet werden, den Täter zu anonymisieren. Dies ist eine zentrale Komponente zur Verhinderung von Nachahmungstaten.

    Aufarbeitung der Vorgänge in Winnenden und Wendlingen

    Wir wollen, dass die Tat aufgeklärt und aufgearbeitet wird. Das Warum der Tat wird sicher nie vollständig geklärt werden können. Wichtiger für die Angehörigen und unser aller Zukunft ist die Frage: Wie konnte es geschehen? Wir wollen wissen, an welchen Stellen unsere ethisch-moralischen und gesetzlichen Sicherungen versagt haben. Dazu gehören auch das Aufzeigen der persönlichen Verantwortung und die daraus folgenden – auch juristischen - Konsequenzen.



  • Meta Maß schrieb:

    Daniel E. schrieb:

    Und darum ist es wichtig, ein Modell zu finden, das nicht komplett substitutiv wirkt, also, wo man einen Euro mehr verdient und auf der anderen Seite einen Euro Sozialleistungen weniger bekommt ... dann ist nämlich der finanzielle Anreiz zu arbeiten komplett weg.

    Stellt ein Modell mit unlimitierten Löhnen und gleichzeitigem Zuschuss vom Staat nicht einen Anreiz für Arbeitgeber dar, unter Marktwert zu bezahlen und die Arbeitnehmer zu motivieren, den Rest vom Staat zu fordern?

    Nicht wirklich.

    Wie werden denn Löhne prinzipiell ausgeknobelt?
    Unternehmer U1 versucht Arbeiter A einzustellen und zu halten. Welchen Preis muß er für ihn bezahlen? Den Minimalpreis, zu dem A gerade nicht kündigt, nennen wir ihn M (wobei da zum Spaß mal alle zusätzlichen Abgaben schon drin sind), der Unternehmer macht einen dicken Gewinn G=P-M, wobei P die Leistung von A ist. Aber da hört die Geschichte ja nicht auf, weil jetzt kommt in einem freien Markt Unternehmer U2 daher und denkt sich, warum zahle ich nicht M+M_zusatz an A, damit er für mich arbeitet? M_zusatz ist dabei natürlich --U2 ist ja auch ein Kapitalistenschwein-- der minimale Betrag, für den A das Unternehmen wechselt. U2 macht jetzt ein bißchen weniger Gewinn als U1 vorher, aber immer noch dicke. Jetzt kommt U3 oder U1 daher, und bietet A wieder weg und am Ende dieses Prozesses ist ungefähr M=P.

    Darum bekommen Arbeiter mittelfristig immer ihre Produktivität ausgezahlt (bzw. gesamtvergütet), was sich sehr gut in allen Statistiken wiederfinden läßt (zB. bei Paul Krugman, dem man keine besondere Affinität zum "Neoliberalismus" vorwerfen kann -- er wahrscheinlich der bekannteste linke Ökonom der Welt und letztjähriger Nobelpreisträger). Und an der Produktivität ändert es ja nichts, wenn der Staat dir nach Einreichen deines Steuerbescheids noch ein paar Euro aufs Konto überweist, ihn wegwirft, oder eine Nachzahlungsforderung stellt. Solche Effekte wie Du sie beschreibst kann es zwar geben, aber nur kurzfristig (weil der Prozess oben nicht infinitisimal schnell läuft).

    Leprechaun: Ja, weniger Steuern ist doch gar keine schlechte Idee. Ich sage halt, geh noch einen Schritt weiter, man kann auch Geld von der Steuer zurückbekommen. Darum wurden in der fünften Klasse negative Zahlen eingeführt. Benutzen wir sie doch mal. Die Alternative ist ja nicht: Vollzeitjob ohne Unterstützung vs. Vollzeitjob mit Unterstützung. Die Alternative ist gar kein Job (wie man es trivial durch Mindestlöhne erreichen kann). *Damit* degradierst Du ihn zum Menschen zweiter Klasse, der auf Ämtern um Almosen betteln muß, dank einer bescheuerten politischen Maßnahme.

    (Wie bin ich eigentlich in die merkwürdige Situation gekommen, hier Sozialmodelle zu verteidigen?)



  • Wenn hier gefordert wird, dass man durch den Lohn seiner eigenen Arbeit als Single sein Leben komplett finanzieren können muss, egal um welche Arbeit es geht, dann vereinfacht man von folgender Situation: Es gibt jede Menge Leute, die in Partnerschaften leben. Da gibt es mehr als nur einen Verdiener und wenn sich der Ehepartner auch noch eine Arbeit sucht, dann ist es für die Familie vielleicht schon super, wenn das nur ein kleines Zubrot ist. Solche Leute arbeiten dann auch für weniger Lohn. Es gibt also durchaus Leute, für die es sinnvoll ist, Arbeit anzunehmen, auch wenn sie nur gering bezahlt wird. Und das sind die Leute, mit denen andere um entsprechende Arbeit konkurrieren müssen.



  • Zu dem offenen Brief: Ich würde jeden einzelnen Punkt unterschreiben. 👍

    Gregor schrieb:

    Wenn hier gefordert wird, dass man durch den Lohn seiner eigenen Arbeit als Single sein Leben komplett finanzieren können muss, egal um welche Arbeit es geht, dann vereinfacht man von folgender Situation: Es gibt jede Menge Leute, die in Partnerschaften leben.

    Das spielt kaum eine Rolle.

    Gregor schrieb:

    Da gibt es mehr als nur einen Verdiener und wenn sich der Ehepartner auch noch eine Arbeit sucht, dann ist es für die Familie vielleicht schon super, wenn das nur ein kleines Zubrot ist.

    Ein Geringverdiener kann aus eigener Kraft keinen Ehepartner oder dergleichen mitfinanzieren. Der Partner muß selber arbeiten gehen.

    Gregor schrieb:

    Es gibt also durchaus Leute, für die es sinnvoll ist, Arbeit anzunehmen, auch wenn sie nur gering bezahlt wird.

    Ja, z.B. irgendwelche Idealisten, die ehrenamtliche Tätigkeiten ausführen. Für alle Anderen, die Geld verdienen müssen, um zu leben, ist sowas keine Option.



  • Gregor schrieb:

    Es gibt jede Menge Leute, die in Partnerschaften leben. Da gibt es mehr als nur einen Verdiener und wenn sich der Ehepartner auch noch eine Arbeit sucht, dann ist es für die Familie vielleicht schon super, wenn das nur ein kleines Zubrot ist. Solche Leute arbeiten dann auch für weniger Lohn. Es gibt also durchaus Leute, für die es sinnvoll ist, Arbeit anzunehmen, auch wenn sie nur gering bezahlt wird.

    Du vergisst etwas. Wenn man in der Partnerschaft ist und wie du erwähnt hast "nur ein kleibnes Zubrot will", dann wird man sicher keinen 5 euro job für 8h/Tag in einer Leihfirma annehmen. Sondern eher einen minijob auf 400 euro basis, wo man nur paar mal die Woche anrücken muss.

    Denn wenn man keine richtigen finanziellen Probleme hat(= Mann verdient ansich genug zum "Leben"), wird man sicher keinen 5 euro job in einer Leihfirma für 8h po Tag annehmen. Dazu wird den meisten die eigene Zeit zu wertvoll sein. Die 5 Euro jobs werden nur von den Leuten gemacht, die keine andere Wahl haben. Wenns aber nur um ein Zubrot geht, dann hat man eine Wahl.

    Daniel E. schrieb:

    Du hast eben festgesellt, daß man durch jede Art von Umverteilung schlecht bezahlte Arbeit unattraktiver macht.

    Mir wird schlecht, wenn ich lese, was viele neoliberale unter "Anreize" verstehen:
    "Staatliche Hilfen vom Staat reduzieren, damit die Leute wieder einen Anreiz haben, 5 euro jobs anzunehmen". Das ist doch, was du aussagen willst, oder?
    Dabei vergisst du aber, dass die staatlichen Hilfen jetzt schon sehr niedrig sind. Bedürftige Leute durch Reduzieren von staatlichen Hilfen auszuhungern ist keine Lösung. Das ist nur krank.

    Die bessere und humanere Lösung um "Anreiz" zu schaffen wäre:
    Die Löhne im Niedriglohnsektor anheben (evtl. Mindestlohn), damit es für Arbeitzslose mehr Anreiz gibt sich eine Stelle zu suchen. 😉 Dabei das Niveau der jetzigen staatlichen Leistungen beibehalten. Dadurch hungert man die Bedürftigen nicht aus und erzeugt zudem einen Anreiz um sich eine Stelle zu suchen UND man verhindert Lohndumping.

    Denn die jetzigen staatlichen Hilfen sind schon so niedrig, da kann man nichts wegkürzen. Aber das wollen die neoliberalen ja nicht wahrhaben. Sprüche wie "den Arbeitslosen geht es zu gut, den sollte man alles wegkürzen, was nicht wirklich Notwendig zum Leben ist... also Fernsehen, Radio..."
    höre ich oft genug. 🙄 Wenige Minuten später wird über Lebensmittelkarten statt staatliche Hilfe in Geldform diskutiert. 🙄

    Das lustigste an der Sache ist immer, dass diese Personen aus einer überdurchschnittliche wohlhabenden Familie kommen und nicht den leisesten Schimmer haben, wie viel so ein Langzeitarbeitslose monatlich an staatlichen Hilfen bekommt. 🙄

    Immer wieder interessant zu sehen wie schnell Leute den Bezug zur Realität verlieren wenn der Geiz die Oberhand gewinnt. Das erinnert immer an die Streitigkeiten zwischen Kindern im Sandkasten.



  • Schneewittchen schrieb:

    Das lustigste an der Sache ist immer, dass diese Personen aus einer überdurchschnittliche wohlhabenden Familie kommen und nicht den leisesten Schimmer haben, wie viel so ein Langzeitarbeitslose monatlich an staatlichen Hilfen bekommt.

    Besonders traurig an der Geschichte ist, daß Parteien wie FDP und CDU mitreden, mit viel Theorie aufwarten, aber zur Wirklichkeit, bei diesem Thema, nicht den geringsten Bezug haben.



  • Leprechaun schrieb:

    Ein Geringverdiener kann aus eigener Kraft keinen Ehepartner oder dergleichen mitfinanzieren. Der Partner muß selber arbeiten gehen.

    Wer sagt denn, dass beide Geringverdiener sind? Mein Beispiel ist zumindest von der Situation ausgegangen, dass der eine Partner den anderen zumindest zum Großteil mitfinanzieren kann.

    @Schneewittchen: Ich kann Deine Annahme, welche Art von Jobs sich derartige Leute suchen, nicht ganz nachvollziehen. Für mich scheint die erstmal völlig aus der Luft gegriffen zu sein. Mit 5€/Stunde macht man etwa 800€/Monat. Das ist doppelt so viel wie bei einem Minijob. Warum sollte sich das nicht lohnen? Das kann durchaus für viele Leute interessant sein.

    Schneewittchen schrieb:

    Die Löhne im Niedriglohnsektor anheben (evtl. Mindestlohn), damit es für Arbeitzslose mehr Anreiz gibt sich eine Stelle zu suchen.

    Du tust ja geradezu so, als ob den 3,5 Millionen Arbeitslosen in Deutschland mindestens ebensoviele Stellen gegenüberstehen, die nur darauf warten, besetzt zu werden. Und dass sie nur deshalb nicht besetzt werden, weil die Unternehmen zu geizig sind, den Arbeitern dafür höhere Löhne zu zahlen. Die Realität sieht aber anders aus. Wenn so viele Stellen darauf warten, besetzt zu werden, dann würden die Löhne ganz autonmatisch steigen. Da das nicht der Fall ist, sind offensichtlich nicht genug Stellen für die ganzen Arbeitslosen da. Die Situation bezüglich Angebot und Nachfrage ist bei diesen Stellen in einer deutlichen Schieflage. Wenn man jetzt einen Mindestlohn ansetzt, dann würde die Zahl der Stellen noch weiter sinken. Es gibt immer Stellen, die man zwar für 4,50€/Stunde besetzen würde, aber nicht für 8€/Stunde.


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