15% mehr Steuern für mehr Bildung?
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general bacardi schrieb:
Daniel E. schrieb:
BTW, es gibt eine recht interessante Studie über die Performance von Schulsystemen weltweit:
The experiences of these top school systems suggests that three things matter most: 1) getting the right people to become teachers, 2) developing them into effective instructors and, 3) ensuring that the system is able to deliver the best possible instruction for every child.
Mehr hier.
Ja, diese Punbkte sind Ideale, die aber real kaum zu erreichen sind. Eigentlich ziemlich nichtssagend d.h. das hätte sich auch jeder selbst denken können.
Hast Du methodische Mängel oder nur den Abstract gelesen?
Die aktuelle Schuldebatte in England befasst sich ziemlich detailiert mit dem Problem, daß nur die Klassenschlechtesten Lehrer werden.
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Marc++us schrieb:
Naja, ich bezeichne mit "Sozialdemokratie" die drei Deutschland seit Jahren gestaltenden Parteien SPD, CDU, CSU.
Ich dachte immer, du meinst SPD, Union und Grüne.
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Hallo
Marc++us schrieb:
Auf alle Fälle hat sich doch nach 9 Seiten Diskussion wohl ergeben, daß man für bessere Bildung vielerlei Dinge benötigt, aber "mehr Geld" taucht in keinem Lösungsvorschlag auf, oder?
Also ich habe implizit schon mehr Geld gefordert: mindenstens 2 Lehrer pro Klasse und dort weniger Schüler bedeutet automatisch mehr Geld für Personal...
chrische
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Marc++us schrieb:
Wobei man auch ganz klar einer Tatsache ins Auge sehen muß:
Es wird immer auch schlechte Lehrer geben. Es kommt in diesen Diskussionen immer ein bißchen der Tenor durch, daß es nur gute Lehrer geben sollte. Allerdings sind Lehrer ebenso wie andere Leute einer Verteilungskurve unterworfen, und weiterhin differenziert sich "gut" immer als "gut > Durchschnitt" heraus, was natürlich auch bedingt, daß es schlechte Lehrer gibt.
Statt also zu fordern, daß es nur gute Lehrer gibt sollte man sich eher überlegen unter welchen Rahmenbedingungen auch schlechte Lehrer akzeptable Ergebnisse erzielen können. Denn die Rahmenbedingungen sind leichter veränderbar (da statischer Natur) als der Mensch Lehrer.
Das ist wieder eine typische Marc++us-Sichtweise: Es existiert wieder nur ein Beurteilungskonzept nach dem sich alle Lehrer in einer Standardnormalverteilung einordnen lassen.
Selbst der Lehrer, der seine Schüler nur doof Tabellen und Tafelbilder abschreiben lässt, auf stupides fehlerfreies Auswendiglernen besteht und knallharte Disziplin durchzieht, kann ein guter Lehrer sein, wenn es darum geht aus seiner Klasse einen möglichst hohen Marktanteil an zukünftigen Polizisten, Zeitsoldaten und Finanzbeamten zu erhalten. Die brauchen wir ja auch ...
<semi-ot>Erinnert mich an einen Beitrag im Auslandsjournal vor 25 Jahren: Dort wurden in Rußland Weisen in einer Klasse gepackt und mit militärischer Härte gedrillt , um so totsicher unbestechliche Steuerbeamte und -fahnder heranzuzüchten. Motto: Willst Du keine faulen Äpfel, dann pflücke sie dir direkt vom Baum.</semi-ot>
Das der Rest kein Kunde wird ist dann Kollateralschaden.
Du hast eine didaktische Methode, eine philosophische Haltung des Lehrers, einen Lehrplan, ein Beurteilungskonzept und einen Unterrichtsstoff. Das alles soll für bis zu 30 Schülern mit stellenweise völlig differenten Hintergrund gelten und immer funktionieren, damit aus den Kids "was wird".
http://de.wikipedia.org/wiki/Hochbegabung => KonsequenzenMeine goldene Regel: Konformität fociert Durchschnittlichkeit!
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Prof84 schrieb:
Das ist wieder eine typische Marc++us-Sichtweise: Es existiert wieder nur ein Beurteilungskonzept nach dem sich alle Lehrer in einer Standardnormalverteilung einordnen lassen.
Systemtheorie kann man ignorieren, aber sie holt einen immer ein.
So ähnlich wie "gravity ever wins".
Robustes Systemdesign ist unter anderem dadurch gekennzeichnet, daß die Fähigkeit der Systeme zu der Verteilung der Eingangsgrößen passt. Es ist ja schön eine Idee für den individualistischen Ansatz zu haben, aber beim Redesign der Schule ist man dem Problem ausgesetzt, daß man das System nicht für 20 Schüler entwirft, sondern für Millionen.
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Marc++us schrieb:
Prof84 schrieb:
Das ist wieder eine typische Marc++us-Sichtweise: Es existiert wieder nur ein Beurteilungskonzept nach dem sich alle Lehrer in einer Standardnormalverteilung einordnen lassen.
Systemtheorie kann man ignorieren, aber sie holt einen immer ein.
So ähnlich wie "gravity ever wins".
Robustes Systemdesign ist unter anderem dadurch gekennzeichnet, daß die Fähigkeit der Systeme zu der Verteilung der Eingangsgrößen passt. Es ist ja schön eine Idee für den individualistischen Ansatz zu haben, aber beim Redesign der Schule ist man dem Problem ausgesetzt, daß man das System nicht für 20 Schüler entwirft, sondern für Millionen.
Dazu gibt es einen schönen Film:
http://de.wikipedia.org/wiki/Freedom_WritersDort führte die Fachbereichsleiterin zur Bildungsministerin gegen Mrs G. genau die selbe Augumentation an, um bloß keine progressiven Ansätze zuzulassen.
Dieser Film passt hier eigentlich verdammt gut: Wie die Lehrerin drei Nebenjobs annimmt, um ihren Schülern Bücher kaufen zu können, womit wir wieder beim Thema Geld wären .... Wie die soziale Herkunft über das Schicksal der Schüler entscheidet, womit wir wieder bei PISA in D wären ... Wie destruktiv die Einstellungen von Lehrern und dem System sein kann ... etc.
Diesen Film sollte man jedem Politiker zwingen anzusehen!
BTW: Eigentlich wurde doch bewiesen, dass das Systemdesign NICHT stabil ist.
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Diesen Film sollte man jedem Politiker zwingen anzusehen!
Das finde ich auch. Bitte nimm drei Nebenjobs an und kaufe für jeden Politiker eine Kopie.
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volkard schrieb:
Diesen Film sollte man jedem Politiker zwingen anzusehen!
Das finde ich auch. Bitte nimm drei Nebenjobs an und kaufe für jeden Politiker eine Kopie.
Vielleicht sind gute Lehrer Idealisten. Aber gute Manager?! Ich versuche es ja schon zu verbinden auf Kosten eines Short Exit.
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Prof84 schrieb:
BTW: Eigentlich wurde doch bewiesen, dass das Systemdesign NICHT stabil ist.
Nicht stabil? Ich weiß nicht... stabil ist es doch. Es ändert sich nicht. Jede Anregung verpufft. Der Arbeitspunkt ist halt Mist.
Ich fordere ja auch "robust", nicht nur "stabil". Robust gegenüber der Verteilung der Eingangsgrößen (d.h. schlechte, mittelmäßige und gute Schüler). Heute erzeugt das System mehr und mehr aus allen Schülern schlechte und gelangweilte Schüler, auch aus den guten.
Apropos progressiver Ansatz: die Schulpolitik der 68er - die ja heute breitbandig in vielen Bundesländern eingezogen ist - wurde ja als progressiver Ansatz gefeiert.
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Prof84 schrieb:
Vielleicht sind gute Lehrer Idealisten. Aber gute Manager?!
Das würde ich vor Dir nie behaupten.
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Marc++us schrieb:
... Apropos progressiver Ansatz: die Schulpolitik der 68er - die ja heute breitbandig in vielen Bundesländern eingezogen ist - wurde ja als progressiver Ansatz gefeiert.
Aber Du willst mir doch jetzt nicht erzählen das 68-er Ansatz irgendwas mit Systemtheorie zu tunen hatte. Der destruktivste "progressive" Ansatz war die Einführung der Gesamtschule bzw. dem angekoppelten Unterrichtskonzept!
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68er Ansatz? War das nicht, wenn ich kiffend auf der Wiese sitze ist das auch Arbeit? Unter der Jungend hat sich die Null-Bock-Stimmung erst richtig breit gemacht oder? Ich bin leider zu jung dafuer, kenne das nur aus Erzaehlungen. Vllt. ist jemand mit der Erfahrung hier...
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Prof84 schrieb:
Marc++us schrieb:
... Apropos progressiver Ansatz: die Schulpolitik der 68er - die ja heute breitbandig in vielen Bundesländern eingezogen ist - wurde ja als progressiver Ansatz gefeiert.
Aber Du willst mir doch jetzt nicht erzählen das 68-er Ansatz irgendwas mit Systemtheorie zu tunen hatte.
Vielleicht nicht dem Namen nach. Aber das Thema "Systemveränderung" war doch eindeutig ein Ziel dieser Anpassungen. Man wollte eine bestimmte Eingangsverteilung der Gesellschaft (da war sie wieder, die Verteilung) durch eine Anpassung des Systems auf eine Wunschverteilung am Ausgang (alle möglichst gleich, Spitzen kappen, etc) abbilden. Letztlich gelang das ja auch. Die Frage ist nur, ob dieser jetzige Arbeitspunkt für eine Leistungsgesellschaft angemessen ist.
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Studiengebuehren sind eine Steuererhebung fuer Bildung... Stimmt doch, oder, FDP?
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Apollon schrieb:
Studiengebuehren sind eine Steuererhebung fuer Bildung... Stimmt doch, oder, FDP?
Wenn Du auch Preise für Joghurt als Steuer auf Essen bezeichnest, ja.
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Marc++us schrieb:
Vielleicht nicht dem Namen nach. Aber das Thema "Systemveränderung" war doch eindeutig ein Ziel dieser Anpassungen. Man wollte eine bestimmte Eingangsverteilung der Gesellschaft (da war sie wieder, die Verteilung) durch eine Anpassung des Systems auf eine Wunschverteilung am Ausgang (alle möglichst gleich, Spitzen kappen, etc) abbilden. Letztlich gelang das ja auch. Die Frage ist nur, ob dieser jetzige Arbeitspunkt für eine Leistungsgesellschaft angemessen ist.
Hochschuldozent aus Hamburg schrieb:
"In Deutschland herrscht der Irrglaube vor, dass man aus Jedem Alles machen kann, wenn man ihn nur lang genug auf die Schulbank schickt!"
Was dann nur noch zwei Schlußfolgerungen zulässt:
- Wir Deutschen sind dümmer als andere Völker und deshalb bekommen wir unseren Bedarf an "intellektuellen Rohmaterial" nicht mehr gedeckt, um als Industrie- und Dienstleistungsstaat im globalen Wettbewerb zu funktionieren.
oder - Der demografische Bedarf hat sich grundlegend gewandelt, so dass man die alten Ansprüche generell nicht mehr abdecken kann und man gezwungen ist mit den Ansprüchen nach unten zu gehen oder Fachkräfte zu importieren.
Meine Systemänderung zielt darauf ab, Ansprüche zu entkoppeln und die Konfiguration mehr an den zukünftigen Zielaufgaben heranreifen zu lassen, zumal die Gaps schnell durch neue Medien und ein paar harte Wochenenden und Abende auf einem rudimenären Niveau beseitigt werden können (typisches Freelancer-Denken). Dann tauchen Deine Spitzen schnell wieder auf, sind aber wieder nicht mit einem einzigen Beurteilungskonzept skalierbar.
Apollon schrieb:
Studiengebuehren sind eine Steuererhebung fuer Bildung... Stimmt doch, oder, FDP?
Ich habe mir mal sagen lassen, eine Ausbildung zum Dipl.-Chem. kostet dem Staat im Schnitt 200.000 DM. So gesehen wären Studiengebühren Peanuts. Wenn man allerdings in einer Nachschreibeklausur bei 80 Teilnehmern 100% durchfallen lässt, weil man keine Praktikumsplätze mehr hat und dann diese Leute für zwei Semester Studiengebühren in den Orbit schickt, ist das Preis-/Leistungsverhältnis allerdings kaum angemessen.
So wurde gerade in den 90-igern der Hochschulbetrieb nach der Wiedervereinigung überhaupt nur aufrecht erhalten: Ein Teil wurde von den Forschungsgeldern abgezweigt und der andere Teil wurde dadurch finanziert das man für 100 Studenten kassiert, aber nur 30 bestehen lässt und die Anderen zum Parken schickt und hofft, das sich im nächsten Jahr nicht ihre Zahl verdoppelt.
- Wir Deutschen sind dümmer als andere Völker und deshalb bekommen wir unseren Bedarf an "intellektuellen Rohmaterial" nicht mehr gedeckt, um als Industrie- und Dienstleistungsstaat im globalen Wettbewerb zu funktionieren.
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Lieber sollte man die Ausgaben in anderen Bereichen senken. Um ein Beispiel zu nennen: Keine Steuergelder sollten für das Vollzeitüberwachungsprogramm "Jeder Bürger ist ein potentieller Terrorist" verschwendet werden.
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Apollon schrieb:
Studiengebuehren sind eine Steuererhebung fuer Bildung... Stimmt doch, oder, FDP?
Ungefähr so, wie Kosten für städtische Müllabfahr, Kosten im staatlichen Spielkasino oder Kosten für Fahrten mit einer Staats-Eisenbahn "Steuern" sind...
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"Freiwillige" Steuer ist allerdings auch kein besonders sinnvoller Begriff, muss doch für das Zahlen von Steuern immer eine Steuerpflicht bestehen.
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Um mal aufzuführen, wenn man noch wie in die Tasche fassen kann:
http://www.bpb.de/files/JYRIHO.pdf
http://www.bpb.de/files/TTWVK6.pdf
http://www.bpb.de/files/FRRNA8.pdf
http://www.bpb.de/files/Q7DO7X.pdf
http://www.bpb.de/files/1PRFSR.pdfWer wie (ein-)gebildet ist:
http://www.bpb.de/files/MOLY3Z.pdfWer hier profitiert:
http://www.bpb.de/files/ROZEWO.pdf