Krieg jetzt in der light-Version



  • Du musst aber leider _erst_ Sicherheit schaffen, und kannst _dann_ jemandem seine Waffentradition ausreden wollen.
    Ich würde als Afghane nicht meine Waffen abgeben, wenn du mir das so erklären würdest. Warum sollte ich, solang der Staat (+ die ausländischen Truppen) meine Sicherheit nicht garantieren kann?

    Und so oder so, der eigentliche Punkt: Auch mit Drohnen etc. wirst du diese Sicherheit so leicht nicht schaffen. Im Gegenteil, mehr Kolleteralschäden - die bei stärkerer Fokussierung auf Luftschläge (durch Drohnen) unvermeidlich sind - spielen den Taliban noch mehr in die Hände.



  • @Provieh-Programmierer

    Ja, da hast du natürlich recht. Es ist nicht nützlich, dass dort jeder Waffen trägt und für eine stabile Gesellschaft braucht man ein sicheres Land. Nur erreicht man das nicht, in dem man anfängt die Waffen einzusammeln. Zuerst muss man staatliche Strukturen und Sicherheitssysteme aufbauen, die dann graduell die von den Stämmen/Dorfgemeinschaften/Kriegsherren geprägten Systeme und Strukturen ersetzen. Dies ist aber gerade mit der sehr schwachen NATO-geförderten Regierung erst in ferner Zukunft möglich. Dies ist ja einer der Gründe, warum die Taliban so schnell zurück gekommen sind. Die haben es eben schnell geschafft staatliche Strukturen in den südlichen Regionen wieder aufzubauen, falls diese überhaupt zerstört wurden.



  • @Sinthoras
    Wie kommst du darauf, dass es durch die Drohnen mehr Kolleteralschäden gibt? Durch Drohnen können Kolleteralschäden verringert werden.



  • Grohool schrieb:

    @Sinthoras
    Wie kommst du darauf, dass es durch die Drohnen mehr Kolleteralschäden gibt? Durch Drohnen können Kolleteralschäden verringert werden.

    Und wie das?

    Generell (oder zweifelst du das in der Form schon an?) bringt eine Verlagerung auf den Luftkampf bzw. die Bekämpfung von Bodenzielen aus der Luft mehr Opfer und Kolleteralschäden mit sich.
    Und genau diese Verlagerung findet beim Drohneneinsatz wohl statt, sonst lohnt das ganze ja nicht.

    (Darüberhinaus ist es leichter, Menschen abzuschießen, wenn es schon nur noch nach Computerspiel aussieht...)



  • Was ist denn deiner Meinung nach die Alternativ zu Drohnen?

    Jemand der sich seit Stunden in einem stacheligen Gebüsch versteckt, sich seit Monaten in Kriegsbereitschafft befindet und dessen Leben in Gefahr ist wird wohl schneller mal den Abzug drücken, wenn ein potentieller Feind, als Ziegenhirte verkleidet vorbeikommt. Ein Drohnenpilot sitzt sicher zuhause, ist relativ entspannt, hat viel Zeit die Situation zu bewerten und tut dies vermutlich nicht alleine.



  • Und warum ist es dann sogar die neue Doktrin von McChrystal, Luftangriffe bis auf absolute Ausnahmen zu vermeiden?
    Sogar der US-Oberbefehlshaber sagt - so ganz verkürzt: Mehr Luftangriffe -> Mehr Kolleteralschäden -> mehr Taliban(-sympathisanten)



  • Grohool schrieb:

    Jemand der sich seit Stunden in einem stacheligen Gebüsch versteckt, sich seit Monaten in Kriegsbereitschafft befindet und dessen Leben in Gefahr ist wird wohl schneller mal den Abzug drücken, wenn ein potentieller Feind, als Ziegenhirte verkleidet vorbeikommt. Ein Drohnenpilot sitzt sicher zuhause, ist relativ entspannt, hat viel Zeit die Situation zu bewerten und tut dies vermutlich nicht alleine.

    So ist es.
    Außerdem kann man die Bildschirme abgreifen und im Fernsehen zeigen. Die Werbeeinnahmen dürften gewaltig sein.



  • Ich kann nur nochmal auf McChrystals (neuere) Position zu Luftangriffen verweisen.

    Und worum es mir eigentlich geht, ist das folgende: Die Ansicht, es könne einen "sauberen" Krieg geben, und vor allem die Erkenntnis, dass eigene Leben nicht mehr in Gefahr sind, macht es jedem Volk viel leichter, sich für einen Krieg zu entscheiden. Und damit ist doch wohl niemandem geholfen, oder?
    Mehr (leichtfertige) Kriege retten wohl eher keine Menschenleben...



  • Ja sicher, wenn man zivile Gebäude bombadiert, dann muss man mit zivilen Opfern rechnen. Aber das hat nicht wirklich was mit Luftangriffen zu tun. Bei einem Artillerie beschuss kommt sicher kein besseres Ergebnis raus.



  • Grohool schrieb:

    Ja sicher, wenn man zivile Gebäude bombadiert, dann muss man mit zivilen Opfern rechnen. Aber das hat nicht wirklich was mit Luftangriffen zu tun. Bei einem Artillerie beschuss kommt sicher kein besseres Ergebnis raus.

    Doch, dass zivile Gebäude versehentlich getroffen werden, hat etwas mit Luftangriffen zu tun. Womit denn sonst?
    ... und Artillerie wird nach Möglichkeit auch nicht eingesetzt. Eben weil es genau der gleiche Mist ist (bzw. meist noch schlechter geeignet). Du hast ja völlig recht, das ist nicht besser.



  • Sinthoras schrieb:

    Grohool schrieb:

    @Sinthoras
    Wie kommst du darauf, dass es durch die Drohnen mehr Kolleteralschäden gibt? Durch Drohnen können Kolleteralschäden verringert werden.

    Und wie das?

    Drohnen erlauben eine deutlich bessere taktische Aufklärung. Dadurch lassen sich Kollateralschäden verringern. Auch können die Daten von mehreren Personen gleichzeitig betrachtet werden, was Fehleinschätzungen reduzieren kann.



  • rüdiger schrieb:

    Drohnen erlauben eine deutlich bessere taktische Aufklärung. Dadurch lassen sich Kollateralschäden verringern. Auch können die Daten von mehreren Personen gleichzeitig betrachtet werden, was Fehleinschätzungen reduzieren kann.

    Jup, wer faellt wohl die bessere Entscheidung?

    a) Der Soldat, der mit seinen Trupp, vollgepumpt mit Adrenalin in der Gefahrenzone sitzt und nur den Tag heil ueberstehen will.
    b) 2 Offiziere, die das Livebild auf dem Monitor im Container verfolgen.

    Trotzdem ist eine Drohne keine Wunderwaffe, ein gut ausgebildeter Soldat kann die Situation anders einschaetzen als der Oberleutnant mit dem Kaffee in der Hand vorm Monitor. Fehler machen beide, das kann auch die beste Technik nicht verhindern.





  • Grohool schrieb:

    Jemand der sich seit Stunden in einem stacheligen Gebüsch versteckt, sich seit Monaten in Kriegsbereitschafft befindet und dessen Leben in Gefahr ist wird wohl schneller mal den Abzug drücken, wenn ein potentieller Feind, als Ziegenhirte verkleidet vorbeikommt. Ein Drohnenpilot sitzt sicher zuhause, ist relativ entspannt, hat viel Zeit die Situation zu bewerten und tut dies vermutlich nicht alleine.

    Ein Drohnenpilot der zu Hause sitzt hat keine Ahnung von der Umgebung, in der er in seiner Arbeitszeit herumfliegt und wird imho sehr viel eher Kollateralschäden verursachen. Bodentruppen, die sich seit Monaten in dem Gebiet aufhalten und mit den Leuten reden, wissen mehr über die Umgebung und wie die Menschen leben. Für mich ist völlig klar, dass es das erleichtert, Zivilisten von Feinden zu unterscheiden. Natürlich ist es für den eigenen Arsch riskanter. Und hier fängt dann das Balancing an.

    rüdiger schrieb:

    Drohnen erlauben eine deutlich bessere taktische Aufklärung. Dadurch lassen sich Kollateralschäden verringern. Auch können die Daten von mehreren Personen gleichzeitig betrachtet werden, was Fehleinschätzungen reduzieren kann.

    Ich glaube, dass Drohnen für einen Präzisionsschlag schon praktisch sein können, aber zur Aufklärung, naja. Wenn man keine Leute vor Ort hat die sich auskennen, kann man IMHO gar nichts gut einschätzen.

    Die Aufklärung aus der Luft funktioniert sowieso überhaupt nicht. Siehe zum Beispiel das Gefecht auf Takur Ghar, wo die Amis nach einem umfangreichen Scan mit Wärmebildkameras Navy SEALs mitten im Feindgebiet abgesetzt haben (der Heli wurde gleich noch mit abgeschossen). Als die Quick Reaction Force sie retten wollten, wurden sie ebenfalls abgeschossen. Das halte ich für einen klaren Aufklärungs-Fail.



  • Danke 🙂

    Schön gesagt btw: 😃

    Optimizer schrieb:

    Und hier fängt dann das Balancing an.

    p.s. wenn Drohnen so überragende Eigenschaften haben dank ihrer tollen Aufklärung, warum erreicht man dann mit normalen Luftschlägen keine wirklich geringen Kolleteralschäden?
    (ja, da werden meist auch Bilder nach Hause übertragen und dort bewertet. Daraufhin erhält das Flugzeug/ der Helikopter/ ... Feuerfreigabe)


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