Wie steht ihr zu Stuttgart 21?
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Spätestens Spiegel-TV von heute http://www.youtube.com/watch?v=j8Zvc3KgvVc müßte doch mit der braven Ex-CDU-Wählerin aus einer süddeutschen Unternehmerfamilie dafür sorgen, daß sich in Stuttgart, vielleicht sogar in ganz Rheinland-Pfalz kein konservativer Politiker mehr die Finger daran verbrennen will.
Den geringsten Schaden bringt es jetzt wohl, schnell einzuknicken, einen oder zwei Köpfe rollen zu lassen, und einen aus der zweiten Reihe in der BamS irgendwas vorschlagen zu lassen, worüber man sich gut streiten kann.
Zumal die Nachrichten die S21-Empörung ja noch nicht zum täglichen Thema machen (warum eigentlich nicht?).
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Der Protest um S21 hat sich ja vollkommen transformiert:
Anfangs waren es die Bürger der Stadt Stuttgart, die einfach nicht wollten, dass ihr Bahnhof abgerissen wird und dafür ein unterirdisches Konstrukt errichtet wird.Plötzlich war es in den Nachrichten - man sah deutsche Bürger, auf dessen Meinungen kein Anhänger der "Prosit"-Seite einging. Es entwickelte sich die Meinung: "Wir haben doch eigentlich eine Demokratie - wieso haben wir plötzlich nichts mehr zu sagen?". Dann ging es nicht mehr um den Bahnhof selbst, sondern darum, dass die Meinung des Volkes untergraben wurde.
Als dann noch die Gewalt der Polizisten hinzukam (diesbezüglich möchte ich sehr neutral bleiben, da diese auch durch linksextremistische Provokation verursacht sein konnte), eskalierte die Situation vollkommen.Wer muss jetzt welchen Schritt machen, damit die Bürger wieder fein nach Hause gehen und sich das aktuelle Problem auflöst?
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Ein interessantes Video aus dem Jahr 1997 zum Thema Bürgerbeteiligung bei S21:
http://www.archive.org/details/Stuttgart_1997&reCache=1
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satanfreze schrieb:
Wer muss jetzt welchen Schritt machen, damit die Bürger wieder fein nach Hause gehen und sich das aktuelle Problem auflöst?
Niemand, das regelt sich von allein! Entweder wird das Projekt durchgezogen oder die Bürger bleiben sauer und äussern ihren Unwillen künftig anders. Mich stören die 125 Euros oder mehr, die mich das kosten soll und wofür ich keinen Nutzen haben werde. :p
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Hier mal noch ein interessanter Beitrag von Frontal21: Link
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F98 schrieb:
Hier mal noch ein interessanter Beitrag von Frontal21: Link
Man muss dazu sagen, dass das von März ist. Die Probleme des Projekts waren schon sehr lange bekannt, das ist den Gegnern nicht erst 1 Tag vorher eingefallen, dass ihnen das nicht passt.
Über einen langen Zeitraum wurde die Meinung der Bevölkerung ignoriert.
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Über einen langen Zeitraum wurde die Meinung der Bevölkerung ignoriert.
http://www.youtube.com/watch?v=uxPADjEg3G8 "Ich bin eine brave Bürgerin"
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Erhard Henkes schrieb:
Über einen langen Zeitraum wurde die Meinung der Bevölkerung ignoriert.
http://www.youtube.com/watch?v=uxPADjEg3G8 "Ich bin eine brave Bürgerin"
also den geschmack einer suppe erkenne ich auch erst wenn sie auf dem tisch ist und nicht zum zeitpunkt der zubereitung durch den koch. man sollte uns lieber vorher mal probieren lassen... dann ist auch sichergestellt dass es schmeckt
@edit: was ich eigentlich sagen wollte, in den planfeststellungsprozess werden wir idr. nicht einbezogen und es gibt auch keine alternativ projekte zur auswahl (man kann ja die bundeszuschüsse nicht einfach verkommen lassen;). es gilt immer friss oder stirb.
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Change Management und dazu gehörige Kommunikation ist eine schwierige aber sehr wichtige Angelegenheit. Da geht inzwischen alles durcheinander: Auf der einen Seite die Bäume, die Käfer, die Polizisten, die Bürger unverhältnismäßig attackieren und verletzen. Auf der anderen Seite: ein Bahnhofsprojekt, das - soweit ich das sehe - im Wesentlichen von der Wirtschaft, also denen, die davon finanziell profitieren, unterstützt wird. Niemand erklärt, warum Deutschland genau diesen Bahnhof für seine Zukunft benötigt. Hier liegt das Problem.
Aber man weiß nun: Merkel, also CDU/CSU, dafür; Roth, die Grünen, dagegen.
Was am allerliebsten ist: Der Bahnchef gestattet nun friedliche Demos
Grube war am Sonntag scharf kritisiert worden, weil er in einem 'Bild am Sonntag'-Interview erklärt hatte: 'Ein Widerstandsrecht gegen einen Bahnhofsbau gibt es nicht!' Nun nannte er es 'sehr menschlich', dass Veränderungen zu Ängsten oder Ablehnung führten wie derzeit in Stuttgart. 'Wir haben großen Respekt vor allen, die friedlich und mit legalen Mitteln demonstrieren. Die Versammlungs- und Meinungsfreiheit und das Demonstrationsrecht sind zentrale Elemente unserer Demokratie', sagte der Bahnchef.
http://www.ad-hoc-news.de/grube-bekennt-sich-zum-demonstrationsrecht--/de/News/21641574
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http://www.welt.de/politik/article10144184/Geissler-rueckt-von-generellem-Baustopp-ab.html
Es sei mit Geißler lediglich besprochen worden, dass es „als Signal des Entgegenkommens und um Gespräche möglich zu machen“ vorläufig keinen Abriss des Südflügels und keine weitere Rodung des Schlossgartens geben solle, hieß es in der gemeinsamen Erklärung.
Dies hatte Mappus bereits am Dienstag angekündigt. Es gehe jetzt darum, an einen Verhandlungstisch zu kommen und Ergebnisse zu erzielen, hieß es in der Erklärung von Mappus und Grube weiter. Ein Sprecher der baden-württembergischen Landesregierung betonte, von einem „generellen Baustopp“ sei nie die Rede gewesen.
Herrlich dieses Chaos. Mappus und Grube - die "Machthaber" in Politik und Wirtschaft - brauchen Geissler, diesen alt gewordenen Querdenker der CDU, um das Gespräch mit den Bürgern zu finden, und die Grünen heizen im Hintergrund kräftig ein (Frau Roth kommt aus Ulm!).
Hier übrigens Kommentare von Leuten, die sich in der Demo-Szene offenbar etwas auskennen: http://deutschlandecho.wordpress.com/2010/10/07/augengeschadigtes-stuttgart-21-opfer-war-auch-nur-linker-strasenterrorist/ (bewusst Link aus rechter Szene, weil ich wissen wollte, wieviele "linke" Dauer-Demonstranten dabei waren)
Das ist der härteste Kommentar:
Würden sie statt dem Bahnhof eine Mosche dahinbauen wären diese Protestler alle dafür.
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Erhard Henkes schrieb:
Herrlich dieses Chaos.
Eine neue Ordnung entsteht oft aus Chaos. Hierin liegt auch eine Chance! Das ganze hat jetzt auch eine bundespolitische Dimension angenommen und muss dann wohl so geregelt werden. Kaum jemand will ernsthaft Grossprojekte verhindern, wenn sie sinnvoll sind. Ein grosser Teil der demokratischen Basis der Bürger bezweifelt dies für die vorgelegte Lösung, nicht nur in Stuttgart.
Es ist undenkbar, dass es keine besseren Varianten gegeben hätte, die dann eine breitere Zustimmung gefunden hätten! Nur darin wurden die Bürger zu wenig oder gar nichtg eingebunden.
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Ich war vorgestern dort und neben S21 demonstrieren sie jetzt gegen Atomkraft. Offenbar sind die Stuttgarter auf den Geschmack gekommen
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Walli schrieb:
Ich war vorgestern dort und neben S21 demonstrieren sie jetzt gegen Atomkraft.
Ein großer Fehler!
Das Potenzial, daß meine Tante sich über S21 aufregt, und aufgrunddessen ihr Wählerverhalten anpaßt, ist jetzt total weg. Atomkraftgegner-Demos sind so alt und abgedroschen, die verdecken nur den gefählichen Teil mit einem Mantel des gewohnten Rauschens.
Ein so großer strategischer Fehler, daß man meinen könnte, eine von der CDU bezahlte Marketingfirma hätte die ersten hundert Atomkraftgegner geschickt.
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volkard schrieb:
Ein so großer strategischer Fehler, daß man meinen könnte, eine von der CDU bezahlte Marketingfirma hätte die ersten hundert Atomkraftgegner geschickt.
Also da musste ich schmunzeln - der Gedanke kam mir auch als erstes in den Sinn.
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Wirklich dumm, indeed.
Falls geplant, waere das aber ein verdammt geschickter Schachzug. Nicht, dass ich dem schwarzen Bock nicht so viel Niedertracht zutrauen wuerde, aber... na wer weiss. Wahrscheinlich war es einfach eine Frage der Zeit, bis irgendeine groessere Gruppe die anhaltende Medienaufmerksamkeit fuer ihre Zwecke zu missbrauchen versucht (auch wenn ich in selbigen noch nichts von Anti-AKWs gesehen habe...).
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berniebutt schrieb:
Kaum jemand will ernsthaft Grossprojekte verhindern, wenn sie sinnvoll sind.
Wobei "Sinn" nicht objektiv definierbar ist.
Das liegt alleine schon an der Altersentwicklung der Bevölkerung - da wir immer mehr ältere Leute haben, werden in Zukunft eher Projekte abgelehnt, die a) Lärm verursachen und b) sich nur mittelfristig lohnen. Also alle Projekte, die eher jüngeren Leute nutzen. Weil diese Projekte für ältere Bürger "keinen Sinn(TM)" ergeben.
Aus diesem und ähnlichen Grund ist es ja heute nur noch in Neubaugebieten überhaupt möglich Kindergärten zu bauen.
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Marc++us schrieb:
Aus diesem und ähnlichen Grund ist es ja heute nur noch in Neubaugebieten überhaupt möglich Kindergärten zu bauen.
So markaber es auch klingt: diese Situation sieht in 50 Jahren ganz anders aus: da wird nämlich eine andere, modernere Generation alt sein, der so etwas ganz bestimmt nicht stören wird.
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Geissler überzeugt:
http://www.titanic-magazin.de/uploads/pics/Heiner-Geissler-schlichtet.jpg
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satanfreze schrieb:
da wird nämlich eine andere, modernere Generation alt sein, der so etwas ganz bestimmt nicht stören wird.
Da bin ich mal gespannt.
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Ich denke eine Volksabstimmung im Großraum Stuttgart wäre die richtige Lösung:
- Die Münchner Züge fahren bestimmt auch um Stuttgart herum. Dann braucht man in Stuttgart nur lokal über den Bahnhof abstimmen. Der 7 Uhr Zug (Abfahrt München) nach Paris ist um 8 Uhr in Stuttgart und hält dort nicht. Der 7 Uhr Zug in Stuttgart mußte um 6 Uhr in München starten und hält dafür in Stuttgart. So sind beide glücklich, wenn der Zug der um 7 Uhr losfährt schnell in Paris ankommt.
- Wenn man 6 Monate wartet beruhigen sich alle. Ich glaube das eine Zustimmung noch immer möglich ist. Es gibt doch bestimmt schon einen Übergangsbahnhof den man um 6 Monate länger benutzen kann. Die Verträge sind doch bestimmt auch flexibel ausgelegt. (Wenn man bedenkt wieviel klagefreudige Menschen es gibt). Man bietet 2 Lösungen an. Die bisherige Lösung und eine Lösung die nur minimale Änderungen vorsieht und von den Grünen erarbeitet wird. Dann wird abgestimmt.
- Alternativ kann man die Sache auch polizeilich durchziehen. Bloß was nützt ein neuer Bahnhof wenn zwischenzeitlich die Innenstadt vom Schwarzen Block geplündert wurde? Ich war am jetzigen 3. Oktober auf einer Unterstützerveranstaltung der Linkspartei mit Erika Baum (Anschluß Österreich '38, Anschluß DDR '90, ein Vergleich). Dort haben sie schon am Rande geworben das da ordentlich Leute mitfahren sollen nach Stuttgart. Dort würde die revolutionäre Stimmung bereits auf die Bevölkerung übergreifen. Man würde alles genau beobachten.
- Manchmal sieht man ja so Dinge, da ist man sich später gar nicht so sicher ob man das wirklich so gesehen hat. Letztens bin ich mit dem Zug in meine kleines norddeutsches Dorf gefahren. Da haut doch der Trittin (oder jemand der ähnlich aussieht) wie wild mit einer Axt auf eine Reihe Windräder ein und brüllt dabei "Atomkraft ist sicher". Der war bestimmt bis zur Oberkannte voll. Irgendwie alles so plötzlich und unerwartet. Das war der bestimmt nicht! Aber wenn man sich so ansieht wie Mitglieder der Grünen Partei gegen den Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs Poltern kann er es doch gewesen sein. Zumindest sind die alten Lager aufgebrochen! Ich werd das auf jeden Fall weiter beobachten