soll ich jetzt mitleid haben?



  • Hartz 4 soll das Existenzminimum bereitstellen. Haustiere sind für die menschliche Existenz nicht notwendig. Somit kann die Regierung im Rahmen von Hartz 4 kein Geld dafür bereitstellen.

    Wenn Haustiere u.Ä. mitfinanziert werden sollten, würde es schon eines neuen Konzeptes bedürfen. So könnte die Regierung sich ggf. von Hartz 4 verabschieden, und dafür Pointercrash 1 einführen. Letzteres könnte dann z.B. Haustiere mitberücksichtigen.



  • pointercrash() schrieb:

    Wenn ich z.B. mit meinen zwei Jungs Eislaufen gehe, dann sind mit Fahrkarten, Eintritt, Spindmiete, Leihgebühr für Schlittschuhe usw. gut 40 € platt. Drei Hotdogs, zwei Colas und einen Punsch drauf und wir haben die 60 € gerissen.
    Oder zwei Saisonkarten für's Freibad, knapp ein Fuffi weg, jeder Besuch mit 'ner Pizzaschnitte, einem Eis oder sowas nochmal etwa 15 €.
    Nun kratzt mich das finanziell eigentlich nicht, das kostet's halt. Aber ich hab' keine Idee, wie ich das mit Hartz4 machen sollte. Damit werden so simple Vergnügungen zum angesparten Exklusiv- Genuß, wenn überhaupt.

    Ich sehe das Problem daran nicht. Ok, Du gibst jede Menge Geld aus, um tolle Sachen zu erleben und das ist auch Dein gutes Recht. Du hast Dir dieses Geld schließlich schwer erarbeitet, vermute ich mal. Warum solltest Du es also nicht nutzen?

    Jetzt siehst Du einen Arbeitslosen und stellst fest, dass der das nicht so machen kann. Und? Selbstverständlich muss man sich einschränken, wenn man arbeitslos ist. Was ist das Problem daran? Ich sehe den Skandal einfach nicht.

    Ich persönlich bin ein recht sparsamer Mensch und gebe deutlich weniger aus, als ich im Monat verdiene. Ähnlich viel wie der Hartz-4 Satz hergeben würde. Ich stelle fest, dass es mir eigentlich ganz gut geht. Und ich kaufe nichtmal im günstigsten Supermarkt ein, kaufe nicht gezielt günstige Dinge. Meinst Du, dass mein Leben nicht lebenswert ist, weil ich nicht die ganze Zeit Geld ausgebe?



  • farw schrieb:

    /rant/ schrieb:

    Und ich bin erst 20 Jahre alt, sitze hier im Anzug in der Analysis Vorlesung, habe nachher ein Geschäftsessen mit einem wichtigen Kunden und gehe am Abend zusammen mit meiner hübschen Begleitung an die Feier für das Jubiläum einer bekannteren Institution, inklusive freien Spirituosen und der Präsenz einiger Persönlichkeiten von objektiv messbarer Wichtigkeit und Einfluss

    Übrigens: Diese Art von "Elite" ist für unseren Staat auch nicht wesentlich billiger als Hartz IV Empfänger und auch in ihrer Arroganz ähneln sie sich.

    Richtig. Wirtschafts- und Ingenieurstudentinnen und -studenten kosten in der Ausbildung wohl mindestens so viel wie Hartz 4 Empfänger. Langfristig jedoch - und so plant man mit den Studenten - werden die Kosten bei der dieser Gruppe um ein vielfaches wieder reingeholt. Beim scheinbar typischen Hartz 4 Empfänger ist dies nicht der Fall, so ist zumindest in der Allgemeinheit das Bild eines solchen. Natürlich wäre es die Idee, dass arbeitslose vom Staat so unterstützt werden, dass sie den Weg zurück ins Arbeitsleben und somit in die Gesellschaft finden. Doch ist dies tatsächlich der Fall? Läuft das System so gut wie es könnte, oder wird es ausgenutzt?

    Und wie du aus meinem ersten Post entnehmen kannst, bin ich mir der Arroganz durchaus bewusst. Nur weil man selbst das Glück hat, nicht auch in einer solchen Situation leben zu müssen, ist man noch lange kein besserer Mensch. Genau deswegen habe ich versucht, den OP ein wenig darauf aufmerksam zu machen, dass er keine Probleme löst.

    Um an die Beiträge im Thread anzuschliessen, möchte ich insbesondere auch Gregor zustimmen: Ich betrachte mich selbst ebenfalls als sparsammen Menschen - im Gegensatz zum Bild, welches gewisse Leute von mir haben mögen, gebe ich relativ wenig aus, und zwar nicht nur im Verhältnis zu meinem Einkommen (als 20-jähriger Student verdient man nicht ausserordentlich viel, wobei ich als Nicht-Praktikant in den Bereichen Wirtschaft und Informatik vermutlich noch am oberen Ende des Spektrums bin). Desweiteren halte mich an einen strikten Ausgabenplan und schaue, dass ich jeden Monat gehörig etwas sparen kann (d.h. vierstellige Beträge). Dabei bin ich sogar noch jemand, der davor zurückschreckt, die billigsten Dinge zu kaufen. Der Unterschied ist wohl, dass ich weiss, was ich wirklich brauche, und worauf ich auch gut verzichten kann.

    Von den Dingen, welche die Arbeitslosen teilweise als Notwendigkeit fordern, empfinde ich manche als dritt- oder gar viertrangig. Das heisst nicht, dass ich momentan darauf verzichte, oder dies im Falle eines Falles gerne tun würde. Aber man kann nicht erwarten, dass Kettenrauchen, Zoo- oder wöchentliche Restaurantbesuche notwendig sind, nur weil jemand, der auch arbeitet, sich dies problemlos leisten kann. Meiner Meinung nach ist hier bei vielen Dingen ein gezwungener Verzicht gerechtfertigt, denn solche Dinge sind nicht Bestandteil des Existenzminimums.



  • Sollte man hier Mitleid haben? Absolut nicht, im Gegenteil, man sollte dieses antisoziale Verhalten aufs Schärfste verurteilen!

    Spiegel schrieb:

    Die vierköpfige Familie bezieht seit Jahren die Grundsicherung

    "Seit Jahren" - das lässt die Alarmglocken natürlich sofort läuten. Es fällt mir schwer zu verstehen, wie man über Jahre hinweg keine Arbeit finden kann. Das setzt natürlich einen arbeitsfähigen Menschen zur Diskussion voraus, ansonsten wäre das Thema hinfällig. Ich sehe zumindest in meiner Region die Arbeit auf der Straße liegen - wer arbeiten will, findet auch etwas. Und wer in einer konjunkturschwachen Region lebt, für den muss nach so einem langen Zeitraum auch ein Umzug zur Diskussion stehen.

    Spiegel schrieb:

    Die geplante Erhöhung des Regelsatzes um fünf Euro lässt bei den Schades keine Freude aufkommen.

    Jaqueline Schade schrieb:

    Diese fünf Euro bringen gar nichts! Weil die Kinder kosten im Grunde noch mehr, als das Geld, das es vom Staat gibt. Äähm, wenn ich meinen Kindern etwas bieten möchte, dann muss ich sparen! Sparen an allen Ecken, an allen Enden, es ist egal *wo*, nur um meinen Kindern irgend einen Wunsch zu erfüllen.

    Interessant, offensichtlich will sie ihren Kindern gar nichts bieten, denn sonst könnte sie wohl kaum mehr Geld für Kippen, mehrere Haustiere und die Malen-nach-Zahlen-Bilder ausgeben, aber warum beschwert sie sich dann? Ich will nicht verurteilen, dass sie sich dieses Zeug kauft, aber in das Konzept von "an allen Ecken sparen" passt es nicht wirklich. Ansonsten gäbe es nur noch anzumerken, dass auch arbeitende Familien sparen müssen, um den Kindern etwas bieten zu können. Der Hauptunterschied besteht darin, dass die arbeitende Familie es ernst meint und ihr Ziel deshalb auch erreicht.

    Spiegel schrieb:

    Jaqueline Schade kann aufgrund gesundheitlicher Probleme zur Zeit nicht arbeiten.

    Mehrere Jahre sind kein vorübergehender Zeitraum mehr, wie es das "zur Zeit" suggeriert. Das legt nahe, dass sie entweder dauerhaft arbeitsunfähig ist - im Video vermittelt sie jedoch einen anderen Eindruck - oder dass sich ihr Grund der Arbeitslosigkeit über die Jahre verschoben hat. Letzteres ist ein Phänomen das sich vorallem bei Menschen finden lässt, die sich von einer Sache drücken wollen. Denn eine geschwindelte Begründung lässt sich selten über Jahre glaubwürdig aufrecht erhalten, bei einer echten chronischen Erkrankung wäre das hingegen wohl kaum ein Problem.

    Spiegel schrieb:

    Einmal im Monat fährt sie zum Einkaufen nach Polen, dort sind die Lebensmittel billiger.

    Beispielrechung wäre interessant. Wenn sie mit dem Zug fährt - ein eigenes Auto dürfte sie schließlich kaum haben - kann sie nur soviel kaufen, wie sie selbst am Körper tragen kann. Lebensmittel sind in Deutschland aber nicht unbedingt das teuerste Gut, deshalb bezweifle ich die Effektivität des Polen-Shoppings schon sehr an. golden_jubilee und Gregor haben das ja bereits bestätigt.

    Spiegel schrieb:

    Für die zusätzlich zum Hartz IV Satz geplanten Bildungsleistungen für Kinder will die Bundesregierung Gutscheine statt Bargeld austeilen. Bei Jaqueline Schade stößt auch das auf Unverständnis:

    Gutscheine sind eine herrliche Idee. Sie dürfen nicht übertragbar sein, dann sorgt das effektiv dafür, dass das veranschlagte Geld auch wirklich in die Bildung der Kinder fließt und nicht etwa von den Eltern für einen zusätzlichen Kasten Bier oder ähnlich unsinnigen Mist ausgegeben wird. Das halte ich für eine sehr sinnvolle Maßnahme. Gutscheine für Museen könnte man beispielsweise auf Zeitfenster beschränken, zu denen wenig Andrang herrscht, dadurch fällt gleich noch der Preis und Arbeitslose sind doch zeitlich ohnehin eher ungebunden.

    Jaqueline Schade schrieb:

    Man muss bitten, man muss betteln, darauf haben wir aber alle keine Lust! Weil wir sind doch selbstständig denkende Menschen, wir wollen selber entscheiden. Aber diese Entscheidung wird uns vom Staat einfach weggenommen. Weil die da oben - ick wes nich - die würdens doch auch bestimmt nicht jut finden wenn man sagen würde zu den also pass auf du kriegst diesen Monat 10.000 Euro im Monat, also ick teile dir dat Geld jetz ein. Du nimmst jetze det det det für die Miete, det det für den Strom, det für die Klamotten, so, UND NUN SIEH ZU!

    Man muss betteln? Nein, Hartz IV wird auch gezahlt, wenn man nicht den ganzen Tag in der Fußgängerzone auf den Knien um Almosen fleht. Die an Hartz IV geknüpften Bedingungen, wie etwa ein Nachweis über die aktive Arbeitssuche sind nicht nur zumutbar sondern auch absolut notwendig, schließlich soll niemand das System betrügen.

    Interessant ist, dass sie in ihrem Drang zur Selbstbestimmung keinen Konflikt darin sieht, dass sie sich durch den Staat generell finanzieren lässt. Würde sie wirklich selbstständig sein wollen, hätte sie längst Arbeit gefunden. Mit Bildungsgutscheinen wird niemand seiner Selbstständigkeit beraubt, die gibt es schließlich zusätzlich zu Hartz IV und werden nicht etwa vom Satz abgezogen.

    Mit Hartz IV an sich wird ihr möglicherweise ein Stück Selbstständigkeit genommen. Das wissen um eine Grundsicherung, die man immer bekommen wird, kann einem die Motivation rauben, selbst aktiv zu werden. Wer diese Hilfe jedoch bezieht, sagt damit aus, dass er derzeit nicht für sich selbst sorgen kann. Das ist soweit in Ordnung. Wenn man nun aber (vorrübergehend) für sich sorgen lässt, soll man für sich sorgen lassen und nicht Forderungen nach der Art "Ich brauch 200 Euro für Zigaretten, das restliche Geld reicht dann aber nicht mehr zum überleben, also gib mir mehr!" stellen.

    Tochter Michelle sucht seit zwei Jahren vergeblich nach einem Ausbildungsplatz. Die 19-jährige würde gerne aus den beengten Verhältnissen zuhause ausziehen, doch sie findet keine Wohnung, die sie sich leisten kann.

    Was soll das aussagen? Schlimm genug, dass sie in zwei Jahren noch keinen Ausbildungsplatz gefunden hat, aber dann darüber meckern, dass sie sich keine eigene Wohnung finanzieren kann? Hier gibt es absolut nichts auszusetzen, diese Sitatuion ist so normal wie sie nur sein kann: Könnte sie eine Wohnung finden (und am nächsten Tag Hartz IV beantragen, um die Miete bezahlt zu bekommen), dann erst würde etwas nicht stimmen!

    Jaqueline Schades großer Traum ist eine Reise nach Ägypten, doch dafür reicht das Geld nicht.

    Normal und gut, die Frau braucht Antrieb.

    Möglichst schnell gesund werden und dann zurück in die Arbeitswelt finden, das hat sich Jaqueline Schade fest vorgenommen.

    ...mit den passenden Bildern, wie sie an ihrer Zigarette zieht.

    Also Leute. So etwas dämliches ist mir selten untergekommen. So etwas würde ich auf RTL erwarten, bei der die Redakteure die Nation in Rage versetzen wollen, aber warum bringt der Spiegel so einen (inszenierten?) Unfug? Lag ich bisher etwa falsch und Hartzer sind wirklich so, wie man sie in den Medien jahrelang präsentiert bekommen hat?



  • Wer mit seiner Frau 2 Mal im Monat in eine Oper geht, hat mehr Transferleistungen erhalten als ein Hartz4-Empfänger.



  • life schrieb:

    Hartz 4 soll das Existenzminimum bereitstellen. Haustiere sind für die menschliche Existenz nicht notwendig. Somit kann die Regierung im Rahmen von Hartz 4 kein Geld dafür bereitstellen.

    Lektion 1: Grundsicherung != Existenzminimum.
    Lektion 2: ???
    lektion 3: PROFIT!



  • Bashar schrieb:

    Wen interessieren denn Einzelfälle wirklich? Erinnert sich jemand an Florida-Rolf? Das war auch ein Einzelfall, der von der Bild-Zeitung hochgepusht wurde, aber offenbar von genügend Menschen verallgemeinert wurde, so dass kurz darauf die Sozialhilfe-Gesetze verschärft wurden. Solche Reportagen haben immer den Zweck, einen Einzelfall als repräsentativ hinzustellen.

    Es ist ziemlich unwichtig ob sowas repräsentativ ist. Alleine die Tatsache, DASS sowas möglich ist, ist ne Frechheit.



  • Was ist eigentlich mit all den Aufstockern? Die Fallen ja auch in die selbe Kategorie, zumindest haben finanzielle Anderungen an H4 auch einfluss auf sie.



  • Schneewittchen schrieb:

    Lektion 1: Grundsicherung != Existenzminimum.
    Lektion 2: ???
    lektion 3: PROFIT!

    wikipedia schrieb:

    Das Arbeitslosengeld II (kurz: Alg II; sachlich falsch meist „Hartz IV“ genannt) ist in Deutschland die Grundsicherungsleistung für erwerbsfähige Hilfebedürftige nach dem SGB II. Es wurde zum 1. Januar 2005 durch das Vierte Gesetz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt eingeführt. Es fasst – wie im zugrunde liegenden Hartz-Konzept (2002) vorgesehen – die frühere Arbeitslosenhilfe mit der Sozialhilfe (für Erwerbsfähige) auf dem Leistungsniveau des soziokulturellen Existenzminimums zusammen.



  • So weit ich weit gehört sogar ein Fernseher zu diesem "Existenzminimum". ^^ (Korrigiert mich, wenn ich falsch liege.) Finde ich persönlich unverständlich. Ich komme seit Jahren wunderbar ohne aus. ;3 Da beschäftige ich mich lieber mit meinem Wuffelchen. :3



  • Husky Puppy schrieb:

    So weit ich weit gehört sogar ein Fernseher zu diesem "Existenzminimum". ^^ (Korrigiert mich, wenn ich falsch liege.) Finde ich persönlich unverständlich. Ich komme seit Jahren wunderbar ohne aus. ;3 Da beschäftige ich mich lieber mit meinem Wuffelchen. :3

    Hat mit dem im Grundgesetz verankerten Recht auf Informationsfreiheit und -beschaffung zu tun. Ein angemessener Fernseher ist auch nicht pfändbar durch den Gerichtsvollzieher. Wenns nen teurer 5000€ Fernseher is darf er ihn pfänden, muss aber ein Ersatzgerät zur Verfügung stellen wie ne alte poplige Röhre ;).

    Zum Thema:
    Ich finde es mies wie auf ALGII-Empfängern rumgehackt wird. Der Punchingball unserer Gesellschaft wenns um Sparmaßnahmen geht. Darauf hacken Politiker gerne rum, die meisten können sich eh nicht wehren. Und die meisten haben es zwischen Behördenwillkür und Angst vor dem Outing eh aufgegeben. Wer stellt sich den freiwillig in die Öffentlichkeit als ALGII Empfänger bei der Stimmung im Land die gegen diese Bevölkerungsgruppe herrscht? Und unsere Politik prügelt wie gesagt noch mit drauf.

    Das größte Problem ist mMn dass es "Fördern und fordern" heisst in der Grundidee. Nur leider ist das die graue Theorie. Gefördert wird wenig, gefordert manchmal utopische Dinge.
    Die Vermittler bei den Argen stehen unter Leistungsdruck, ist doch das Controlling in den Arbeitsämtern und Argen eines der schärfsten in Deutschland. Viele sind nur befristet eingestellt und wollen natürlich eine Verlängerung. Da heisst es Statistiken schönen und Leute in sinnlose Maßnahmen stecken was das Zeug hält, nur damit die Statistik schön aussieht. Aber leider geht das oft am Leben vorbei. Als ich wegen Kürzung meines Jobs nur noch die Hälfte verdient hatte, musste ich auch aufstocken über ALGII. Ich arbeite als IT-Kundenberater in einem Outsource Unternehmen, trotzdem sollte ich einen Computerkurs für M$ Office machen und dort lernen wie man Bewerbungen schreibt. Ich hab den ausgelacht und ihm gesagt er solls versuchen. Etliche Briefe an den Teamleiter und Widersprüche später wurde mir der Kurs gnädigerweise erlassen.
    Aber da sieht man einfach, wie unsinnig hier praktiziert wird. Und völlig am Menschen vorbei.
    Und wer sich mal näher damit beschäftigen will, wie ALGII zu bekommen wirklich aussieht: http://elo-forum.org

    Ist wie mit dem Kommunismus. In der Theorie funktionierts, der Umsetzung steht aber Mensch im Weg.
    rya.



  • Ja mir tun viele Harz IV'ler leid, denn meines Erachtens haben sie ein bitteres, bitteres Schicksal gewählt/getroffen. 😮

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    Ich persönlich habe sehr schlechte Erfahrungen mit einem Sozialamt gemacht. 😡 Ich werde hier aus rein strategischen Gründen wenig sagen, denn das Ganze wird auf jeden Fall ein gerichtliches Nachspiel für das Amt haben. 😡 Aber soviel sage ich: "Erst schiessen, dann denken" das ist (bzw. war) die Mentalität dieses einen Amtes. 😡 Elementare Grundrechte wie das Recht auf Aussprache, das Recht auch anständige Kommunikation, das Recht auf keine Vorverurteilung bis zum Gerichtsprozess oder das Recht auf eine Menschwürdige Behandlung waren in dem Fall Fremdwörter. 😡 Unbestätigten Aussagen zufolge soll der Fall personelle Konsequenzen bei dem Amt gehabt haben. 😡

    --------------

    Ja mir tun viele Harz IV'ler leid, denn nicht jeder von denen ist faul. Es ist sehr frustierend wenn man viele erfolglose Bewerbungen losschickt. Das was Harz IV'ler daher meines Erachtens benötigen ist vor allen Dingen Motivation. Aber von dem Sozialamt/Arbeitsamt bekommen sie keine Motivation. Im Gegenteil, nach dem was ich erfahren durfte, werden sie da eher ... 😡

    Mit dem Harz IV Satz kann man überleben. Ob man damit aber ein menschenwürdiges Leben leben kann, weis ich nicht.

    Dazu gesellt sich aber auch ein politisches Problem der ständigen Substitution der Vollzeitstellen durch Minijobs. Wenn immer mehr Stellen durch Minijobs ersetzt werden, sind zwar vermutlich weniger Leute arbeitslos aber es werden vermutlich auch immer weniger Sozialbeträge wg. den Minijobs bezahlt. Also schürt man die Angst vor dem Zusammenbruch des Sozialstaats und betreibt eine Sozialhetze in den Medien. Die in den Medien gezeigte Sozialstaat unterscheidet sich aber meines Erachtens von der Realität (Bsp.: Harz IV auf Mallorca). Ziel ist es dass viele Leute sich privat versichern, so dass der Sozialstaat letzendlich aussterben wird. Der gesunde Menschenverstand beim Thema Versicherung ist hierbei aber oft fehl am Platze. Bedenkt man nun noch die Verflechtung der Politik mit der Wirtschaft über die Politiker-Nebenjobs kommt man auf das Problem des Neoliberalismus. 😮



  • "Mit dem Harz IV Satz kann man überleben. Ob man damit aber ein menschenwürdiges Leben leben kann, weis ich nicht."

    Ob es zur Menschenwürde gehört mindestens einmal im Jahr in den Urlaub fliegen zu können oder sich das Suchtmittel seiner Wahl leisten zu können halt ich doch für fraglich.

    Wenn uns wirklich und ehrlich was daran liegt "menschenunwürdige" Lebensverhältnisse zu verhindern sollten wir sowieso 80 % unserer Sozialausgaben an Entwicklungsländer spenden.
    Das wir das nicht machen liegt daran, dass uns andere Menschen umso mehr egal sind je weiter sie von uns entfernt sind (räumlich, kulturell, genetisch ).
    Der selbe Grund warum uns Familienmitglieder wichtiger sind als Nachbarn.

    Einen gesunden Egoismus sollte man sich schon leisten als Mensch und als Gesellschaft, denn der ist einfach sinnvoll.
    Es muss einfach vermieden werden dass für privat ökonomisch sinnvoll wird sich von anderen einfach durchfüttern zu lassen. Dadurch wird Verhalten gefördert dass der Gesellschaft als ganzes schadet.

    Menschen sind bequem. Wenn man sorglos leben kann ohne gravierende Unannehmlichkeiten erdulden zu müssen, dann gibt es einfach viele die das Ausnutzen. Das muss nicht mal bewusst passieren, wahscheinlich ist das sogar eher selten. Ich kenn z.b. jemanden der heute im mittleren Management sitzt und von von sich selbst sagt, dass er lange Zeit seiner Jugend einfach bloß ein Sozialschmarotzer gewesen ist. Damals hätte er sich selbst nicht so wahrgenommen, aber rückblickend ist er klar zu dem Urteil gekommen. Verantwortungsvoller ist er erst geworden nachdem er Vater wurde.

    Der Luxus unseres Sozialsystems ist menschheitsgeschichtlich sowieso eine recht neue Sache. Anderswo oder zu anderen Zeiten würden einige unserer "Hartzer" einfach verhungern. Der Rest würde sobald der Hunger groß genug ist tatsächlich mal aufstehen und sich ernsthaft bemühen. Den ganzen Tag besoffen im Stadtpark rumhängen könnte man höchsten als reiche Erbe. Heute kann das anscheinend jeder.

    Ich weiß nicht ob sich eine Gesellschaft in der schlechte Entscheidungen nicht bestraft bzw. gute nicht ausreichend belohnt werden weiterentwicklen und gedeihen kann.

    Wie ein Arbeitsamt seine "Kunden" behandelt ist noch mal eine separate Frage.
    Dass da im Einzelfall Ungerechtigkeiten entstehen ist nicht verwunderlich. Schließlich geht es um einen Massenabfertigung die auch noch durch Menschen (die Fehler machen) geschieht. Und auch ein Gesetz kann nicht jeden Einzelfall berücksichtigen sondern nur generalisieren.

    IMHO sollte unser Sozial-/Versicherungssystem privates Unglück vollständig auffangen aber Lebenslagen die sich aus fortlaufenden persönlichen Fehlentscheidungen ergeben nur sehr bedingt.



  • Der aktuelle Satz beträgt 359€ für einen Single Haushalt + Geld für die Miete, wobei da auch nicht alles 100% bezahlt wird von der Warmmiete. Ich glaube nicht dass man damit groß in Urlaub fliegen kann. Denn davon muss alles bezahlt werden wie Strom, Lebensmittel, Kleidung etc. Also wenn ich mir alleine eine Hose kaufe bin ich schon 30€ los.
    Das Bild vom arbeitslosen der sich in Mallorca sonnt und aushalten lässt wird zwar von den Medien gerne gestreut, damit die Leute sich aufregen können. Aber wirklich gang und gebe ist das nicht. Du hast nur das Bild das Du aus den Medien kannst, aber wirklich in dem Umfeld auskennen tust Du Dich scheinbar nicht. Ich habe früher ehrenamtlich bei der Tafel gearbeitet und bei vielen reicht das Geld einfach nicht. Ja, es gibt auch Alkoholkranke. Aber man sollte sich auch fragen warum es diese gibt. Diese Menschen haben sich einfach aufgegeben weil sie genug davon haben nur verwaltet und hin und hergeschoben zu werden. Ich weiss nicht ob es so toll ist nun einfach zu sagen "Ja die sind halt faul und sollten weniger Geld kriegen, damit sie sich nix mehr kaufen können". Eine Sucht bekämpft man nicht durch Geldentzug, denn das kann zu anderen Taten führen.

    Es muss einfach vermieden werden dass für privat ökonomisch sinnvoll wird sich von anderen einfach durchfüttern zu lassen. Dadurch wird Verhalten gefördert dass der Gesellschaft als ganzes schadet.

    Ach und was machen die Banker? 🙄
    Andere stecken sich halt das Geld woanders in die Taschen und verplempern Milliarden und stürzen ganze Firmen in Krisen. Und sahnen dabei noch ab.

    Ich finde ALGII ist unser kleinstes Problem, wenn es überhaupt eines ist.
    rya.



  • /rant/ schrieb:

    Richtig. Wirtschafts- und Ingenieurstudentinnen und -studenten[...].

    Ingenieurstudenten braucht man sicher, ob das mit Wirtschaftsstudenten genauso ist wage ich zu bezweifeln.
    Der typische Student sitzt allerdings nicht im Anzug (das ist fast schon pervers) in der Vorlesung, er verstrickt sich auch nicht in irgendwelche Seilschaften bei Abendveranstaltungen, sondern verhält sich eher so wie dein Vorposter, auf den du in deiner Arroganz hinabschaust. Ich weiß zwar nicht in welchem Bereich genau du arbeitest, vermute aber, dass es nichts mit allzu großem gesellschaftlichen Nutzen sein wird. Das hat übrigens auch nichts mit Kompetenz zu tun: ich kenne genügend sehr gute Studenten, die auch engagiert sind und nicht nur darauf bedacht, für sich selbst Geld zu scheffeln. Die politisch eher links eingestellt sind anstelle liberal, konservativ und materialistisch wie es bei dir der Fall zu sein scheint. Du kommst sicher aus reichem Elternhaus, hast genügend Verbindungen und kannst dir deshalb so einen "exquisiten" Lebensstil leisten. Aber alles in allem braucht man auf Studenten wie dich nicht stolz zu sein, denn euer gesellschaftlicher Nutzen ist eher gering.



  • 1. Ist die Subventionierung von Opernkarten ein Geschenk an die Zuschauer oder an die Künstler? Könnte das mal jemand klären?

    2. Was will sie den Kindern denn bieten? Hab nicht alles gesehen, klingt aber nicht nach einem Lehrgang. Eher nach Nike Sportschuhen oder Disneyland Paris Wochenende.

    3. Bildung des Hartz4'ler wird vom Arbeitsamt bezahlt. Umschulungen, etc. Bildung der Kinder ist kostenfrei. Es gibt Bafög, ...

    4. Ein städtischer Angestellter mit Frau im Kindergarten auf 400 Eur Basis beschäftigt hat am Ende auch nicht mehr in der Tasche als ein Hartz4. Der Hartzer bekommt Warmmiete, Krankenkassenbeitrag (125 Eur), Pflegeversicherung (15 Eur), Rentenversicherung und dann die 359 Eur. Der Angstellte hat das alles von seinem Nettolohn zu bezahlen, wegen dem Job kommen dann noch weiter Kosten (Auto+Benzin+Autoversicherung, die Kinder müssen während Nichtanwesendheit beausfsichtigt werden, ...).

    5. Für die Großbürger hier im Forum sind Beträge wie 5 Eur lächerlich. Leute aus der Unterschicht müssen jedoch ähnlich rechnen wie ein Hartz4'ler. Waffeltüten (4 Eur) auf den Jahrmarkt oder Restaurantbesuche mit der Familie werden dort auch unterlassen. Diese empfinden es als ungerecht wenn andere das Geld für lau bekommen und nun auch eine "Gehaltserhöhung" fordern. Oder anders gesagt: Stellt Euch doch einfach mal vor wieviel Geld Ihr pro Monat zur Verfügung habt wenn der Spitzensteuersatz um 1% gesenkt wird. ÄQ zu den 5 Euro. Vielleicht fehlt ja den Großbürgern einfach das Fingerspitzengefühl in solchen Dingen?
    Ich weiß noch wo hier im NadrW der Typ verdroschen wurde weil er zw Bund und Studium Hartz4 beantragen wollte, obwohl er sich auch bei Muttern hätte durchfüttern können. Damals war die Auffassung das er sich schämen sollte und man Hartz4 nur in Anspruch nehmen darf wenn es nicht anders geht. Soweit ich mich erinnere gab es keine Gegenstimme. Ist jetzt Hartz4 als Grundsicherung akzeptiert?

    6. Gerade umstrittene Themen sollte man öffentlich diskutieren. Dabei werden extreme Meinungen geäußert. Hat man insgeheim selber einen ähnlichen Standpunkt vertreten revidiert man diesen (manchmal), da er durch einen fremden Mund ausgesprochen zu neuem Denken anregt. Ich sehe das als sehr heilsam an.
    6b. Menschen mit schwachen Nerven sollten einfach keine Tageszeitungen, Onlinenews, oder Fernsehen schauen.

    7. Das mit der Hoteliersteuersenkung wurde damit begründet das die Hotels im EU Ausland auch weniger Steuer zahlen würden. Außerdem war es Teil des Wahlprogrammes. Die Parteispende wurde nicht verschleiert. Somit also nichts anderes als wenn eine andere Partei den Hartz4 Betrag auf xxx Eur erhöhen möchte. Außerdem sollte man sich mal die Größenordnungen der Zahlen im Mövenpickfall ansehen. Ist da wirklich eine Entscheidung gekauft worden?
    7b. Warum haben FDP Wähler eigentlich so wenig Eier? War das alles ein Medienhype der jetzt abflaut? Oder werden die Gründe die damals für eine Wahl der FDP sprachen nun durch eine "schlechte" Medienberichterstattung überdeckt? Fehlt die Identifikationsfigur, der Leitwolf? Ist irgendwas verkackt worden? Ein Wahlversprechen gebrochen worden?

    EDIT: Das es jedem Harz4'ler heute materiell weitaus besser geht als einem Vollzeitbschäftigten in den 60'er Jahren wird wohl niemand bestreiten. Hier geht es jedoch um den relativen Vergleich mit der "Peergroup", den Nachbarn. Relativ Armutsgefährtet ist wer 50 - 60% oder weniger des Durchschnittseinkommens zur Verfügung hat. In einer Gesellschaft mit Ungleichheit muß jemand letzter sein. Da ist es besser wenn es den trifft der arbeiten könnte, jedoch nicht arbeitet, als den der arbeitet, jedoch durch fehlende lautstarke Lobby nicht in den Genuß von staatlichen Wohltaten kommt.



  • Husky Puppy schrieb:

    So weit ich weit gehört sogar ein Fernseher zu diesem "Existenzminimum". ^^ (Korrigiert mich, wenn ich falsch liege.) Finde ich persönlich unverständlich. Ich komme seit Jahren wunderbar ohne aus. ;3 Da beschäftige ich mich lieber mit meinem Wuffelchen. :3

    Ein Vegetarier kommt auch ohne Fleisch aus. Sollen wir auch die Fleischprodukte streichen?

    Fazit: Nur weil DU auf etwas verzichten kannst, müssen es andere noch lange nicht.



  • Ein Radio tut zum Nachrichten hören, alles andere ist Luxus. Der Fernseher verleitet nur zum rumgammeln, und wenn jemand nicht rumgammeln sollte, dann ja wohl jemand, der (hoffentlich) auf Arbeitssuche ist.



  • ich beziehe mich nicht auf alle arbeitslosen, sondern nur auf die im spiegel beitrag gezeigte familie
    und für diese situation kann ich kein verständnis aufbringen
    und deshalb ist es mir ein rätsel wieso die spiegel autoren genau diese damilie gewählt haben
    ich denke da draußen gibt es genug arbeitslose die unverschuldet in diese situation geraten sind und in einer strukturschwachen region leben und daher geringe chancen haben

    darüber hinaus ist es aus meiner sicht nicht gerechtfertigt das in dieser grundversorgung z.B. auch urlaub enthalten sein soll, auch wenn die spiegel autoren scheinbar anderer meinung sind

    es gibt genug menschen die 40+ stunden arbeiten und trotzdem nicht viel verdienen, weil ihre arbeitskraft z.B. nicht in dem maße nachgefragt wird
    und die können sich dann auch keinen ägypten urlaub leisten

    btw. bin ich fdp wähler...
    und mich interessiert die sache mit der hotelier lobby nicht
    was soll ich denn von einer partei erwarten?

    soll guido kommen und klausuren für mich bestehen?
    man muss sich schon auf sich selber verlassen



  • golden_jubilee schrieb:

    und deshalb ist es mir ein rätsel wieso die spiegel autoren genau diese damilie gewählt haben

    Weil sich über die anderen niemand aufregt. Eine Story ist doch nur so gut, wie der Zündstoff, den sie bietet.


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