Wird Open Source Software langfristig proprietäre Endanwendersoftware verdrängen oder mit ihr koexistieren?



  • Mit Endanwendersoftware ist außer Computerspiele wirklich alles gemeint, von der Textverarbeitung bis zum Haus- und Wohnungseinrichtungsplaner.

    Was meint ihr, wird es langfristig (bis ca. 30 Jahre) eine unverhinderbare Verdrängung oder eine Koexistenz zwischen diesen beiden Welten geben?



  • ich sehe keinen Grund, warum sich da auch langfristig was ändern sollte.



  • Wird immer eine Koexistenz geben. Aber in viele, viele, viele Bereiche wird OpenSource niemals vorstossen - ich meine Branchen, die Spezialsoftware benutzen (Banken, Versicherungen, Fluglinien, Militaer etc.)

    Aber fuer OpenSource bleiben ja noch immer die kleinen Frickeltools 😉



  • zwutz schrieb:

    ich sehe keinen Grund, warum sich da auch langfristig was ändern sollte.

    Na weil Open Source Anwendungen immer besser und professioneller werden und auch in Bereiche vordringen, also Features bieten, die sie vor wenigen Jahren noch nicht boten.

    Man nehme als Beispiel nur mal Gimp.
    Damals zu Gimp 1.x Zeiten war Gimp furchtbar in der Bedienung.
    Mit Gimp 2.0 wurde es sehr schön strukturiert und von 2.2 zu 2.4 wurde die GUI immer intuitiver, logischer und die Menüs aufgeräumter.
    Mit Gimp 2.6 kamen dann essentielle Features hinzu, wie z.b. daß man eine Auswahlbox nachträglich in der Größe noch ändern konnte (oder kam das mit 2.4?)
    oder das man Dateien in 48 Bit Farbtiefe öffnen und bearbeiten konnte.

    Sprich Gimp ersetzt immer mehr die professionellen Alternativen wie Photoshop und Paintshop Pro und als Privatanwender muß man sich ernsthaft fragen, warum man so viel Geld für Photoshop ausgeben soll, wenn man mit Gimp schon alles notwendige geboten bekommt.
    Heute sind es nur die Privatanwender, aber morgen dann auch schon die professionellen User.

    Ganz ähnlich sieht es mit Blender aus, auch das ist für Privatanwender heute völlig ausreichend und wird immer intuivier und besser in der Bedienung und für die Profis wartet es mit immer besseren Features auf, so daß es in 20 Jahren so weit stehen wird, daß es der professionellen Konkurenz sicher das Wasser reichen können wird.

    Andere Anwendungen sind noch in der Startphase, aber auch im Kommen. Man denke z.b. an Cinelerra (Videoschnittbearbeitung) oder Ardour (Musiksoftware). Bisher hat sich die Open Source Community in den letzten 10 Jahren auf das wesentliche konzentriert. Also den Desktop, Bibliothekenunterbau und den Kernel, aber die TODO-Listen werden in diesen Beriechen immer kleiner und neue Bereiche, also Endanwendersoftware werden langsam erschlossen, zum einen weil da noch Nachfrage besteht und zum anderen, weil die OSS Programmierer aus Langweile eine neue Spielwiese suchen.
    In 20 Jahren wird Cinelerra und Ardour also schon sehr weit sein und Ardour bis dahin vielleicht auch Cubase Audio Paroli bieten, so wie Gimp schon kurz hinter Photoshop im aufholen ist.
    In den nächsten Monaten erscheint bei Ardour übrigens Version 3.0 und die wartet dann auch erstmals mit Midi Unterstützung auf.

    Die Bereiche in denen propritäre Software also keine Konkurrenz durch OSS hat, schwindet also immer mehr.

    Und beim Servereinsatz ist das rennen eigentlich schon entschieden.
    Die Firmen könnten ja eigentlich Windows Server und IIS (MS Internet Information Services) kaufen und damit ihre Webseiten präsentieren, aber aus kostengründen und weil Linux + Apache 2.x alles notwendige bietet, setzen sie genau darauf.

    Wo bleibt da also ein Markt für IIS?
    IIS mag zwar noch ein paar Vorteile bezügl. Anbindung an MS spezifische Sachen haben, aber bei Endanwendersoftware ist das halt nicht so.
    Photoshop hat hier bestenfalls nur den Adobe RGB color space und Cubase Audio hat VST, aber Patente zu Adobe RGB color space laufen irgendwann aus und die OSS Basisplattform die VST mal verdrängen soll, LV2 (früher DSSI/LADSPA) ist schon in Arbeit. LV2 Instrumentensammlungen werden dann irgendwann nachrücken, wenn das Framework erstmal stabil steht.

    OSS Software dringt damit also in Bereiche vor, die bisher nur von proprietärer Software bedient wird und weil die OSS SW immer besser wird, wird diese diese PSW in diesen Bereichen irgendwann nach und nach verdrängen.

    So sehe ich das zumindest oder seht ihr das anders?
    Wenn ja, warum? Was sollte OSS SW daran hindern?


  • Mod

    Koexistenz? schrieb:

    OSS Software dringt damit also in Bereiche vor, die bisher nur von proprietärer Software bedient wird und weil die OSS SW immer besser wird, wird diese diese PSW in diesen Bereichen irgendwann nach und nach verdrängen.

    So sehe ich das zumindest oder seht ihr das anders?
    Wenn ja, warum? Was sollte OSS SW daran hindern?

    Ja. In Software für Berechnungen liegt teilweise so viel Wissen über die Realisierung vor, daß man dieses Wissen selbst nicht preisgibt. Mir fällt jetzt zum Beispiel das Thema FEM ein, im Bereich Automobil. Da steckt in den Produkten so viel Wissen und Entwicklungszeit drin, wie man etwas macht, das gibt man nicht einfach raus. Auch ist das Knowhow aus der Realität vorhanden, das wiederum in die Software eingeflossen ist. Das kann jemand aus der Theorie in der Form gar nicht in sein Programm einbringen.

    Insofern wird es da eine Koexistenz geben. Im Mainstream wird OS weiter wachsen, in den Spezialbereichen dagegen wird es weiterhin CS bleiben. Da auch die Spezialbereiche durch die immer weitere Ausbreitung der Software sich selbst neu schaffen, dürfte das unter dem Strich sich die Waage halten.

    OS kann von einer großen Firma auch gezielt als Innovationsbremse eingesetzt werden, weil man nur das rausgibt, was man selbst inzwischen als veraltet betrachtet und nicht mehr nutzt. Schönes Beispiel kann da eine Rendering-Software für Trickfilme sein. Da gibt man die Version 3 raus, in der das Rendering von Haaren schon gut ist, aber nicht perfekt. Und intern verwendet man die Version 4, die hier eine Generation weiter ist. Man flutet damit den Markt, weil alle ohne großes Budget auf diese freie Version 3 springen, stellt gleichzeitig aber auch sicher, daß a) niemand das perfekte Rendering von Version 4 verwendet und b) finanzschwache Konkurrenten durch die frei verfügbare Version 3 ruiniert werden. OS kann also seitens großer Firmen auch als Waffe eingesetzt werden.



  • In deiner Argumentation gehst du aber davon aus das die OS Software Produkte besser werden, aber die CS Software Produkte auf den jetzigen stand stehen bleiben.
    So wie die OS besser werden und mehr Features bieten werden, werden es die CS auch tun. Es wird immer gleichermaßen koexistieren.



  • David W schrieb:

    In deiner Argumentation gehst du aber davon aus das die OS Software Produkte besser werden, aber die CS Software Produkte auf den jetzigen stand stehen bleiben.
    So wie die OS besser werden und mehr Features bieten werden, werden es die CS auch tun. Es wird immer gleichermaßen koexistieren.

    Nun, das ist zwar richtig, aber ich gehe auch davon aus, daß die Entwicklung irgendwann stagniert.

    Irgendwann bietet eine Software halt alle notwendigen Features und es wird noch am optischen Look&Feel gearbeitet.
    Oder implementierte Features sind ausgereift, d.h. sie können nicht mit vertretbarem Aufwand effizienter implementiert werden.

    Solche Sachen halt.

    Bei realen Weltprodukten ist es ja ähnlich.
    Ein Toaster ist ein Toaster und abgesehen vom Look & Feel hat der sich in Jahren nicht geändert.
    Das einzige was den Toaster von Software unterscheidet, ist daß der Toaster halt irgendwann kaputt geht und ersetzt werden muß.
    Software dagegen die alle bereits notwendigen Funktionen so wie der Toaster auch erfüllt, läuft, wenn jetzt mal OS und Bilbiotheksinkompatibilitäten dem nicht entgegenstehen, praktisch ewig und muß daher nicht ersetzt werden.
    Welchen wirtschaftlichen Antrieb sollte also eine Firma haben, diese Toastersoftware weiterzuentwickeln wenn das kaum wegen dem "ist fertig" geht und der Markt aufgrund bestehender "ist fertig" Software als Kunde wegbricht?



  • Der Toaster entspricht in der Software wohl in etwa dem Windows Tachenrechner oder Minesweeper, da ist in der Tat nicht viel mehr zu machen.

    Wo CS aber noch weit vor Open Source ist ist meiner Meinung nach die Filmbearbeitung. Und das ist ja noch deutlich kompolexer und solange sich der Film weiterentwickelt muss da auch noch weiterentwickelt werden. Das wird lange nicht stagnieren. Da ist es eher wie das Auto, das basiert auch immer auf dem gleichen Prinzip, aber da gibts noch viel zu entwickeln.



  • Marc++us schrieb:

    In Software für Berechnungen liegt teilweise so viel Wissen über die Realisierung vor, daß man dieses Wissen selbst nicht preisgibt. Mir fällt jetzt zum Beispiel das Thema FEM ein, im Bereich Automobil. Da steckt in den Produkten so viel Wissen und Entwicklungszeit drin, wie man etwas macht, das gibt man nicht einfach raus.

    Gerade bei wissenschaftlichen Anwendungen sehe ich einen Vorteil darin, dass die Basis offen ist. Die grundlegenden Methoden sind eh i.d.R. publiziert und als Anwender kann man nachvollziehen was gemacht wurde, auf dem Stand der Forschung verschiedene weitere Methoden einprogrammieren, und diese gegeneinander austesten. Den anwendungsspezifischen Kram, in dem das Firmen know-how steckt, kann man, je nach Lizenz, durchaus immer noch verschlossen halten. Ziemlich übel ist als Anwender, wenn man denkt man wendet eine bestimmte Methode an, und unter der Haube wurde nur irgendwas ähnliches oder gar was ganz anderes zusammengefummelt, evtl. sogar fehlerhaft. Kann dann funktionieren, muss aber nicht. Und wenn es nicht funktioniert, hat man plötzlich keine Ahnung warum. Wenn die Software nicht offen ist, dann baut man schneller mal unbemerkt Fummelfaktoren und Hacks ein, die irgendwann in Vergessenheit geraten. Das ist bei einer Textverarbeitung egal, aber bei Berechnungsprogrammen kostet es richtig Zeit und Geld, wenn irgendwann Blödsinn rauskommt.



  • Koexistenz? schrieb:

    Sprich Gimp ersetzt immer mehr die professionellen Alternativen wie Photoshop und Paintshop Pro und als Privatanwender muß man sich ernsthaft fragen, warum man so viel Geld für Photoshop ausgeben soll, wenn man mit Gimp schon alles notwendige geboten bekommt.

    Du sagt es: als Privatanwender. Professionelle Nutzer brauchen mit Gimp garnicht erst anzufangen.
    Und selbst wenn es mal den Funktionsumfang einer Adobe CS erreicht, fehlt immer noch der Herstellersupport



  • zwutz schrieb:

    Und selbst wenn es mal den Funktionsumfang einer Adobe CS erreicht, fehlt immer noch der Herstellersupport

    Link

    😃



  • zwutz schrieb:

    Und selbst wenn es mal den Funktionsumfang einer Adobe CS erreicht, fehlt immer noch der Herstellersupport

    Der wird delegiert von Drittfirmen angeboten, die sich darauf spezialisiert haben für Gimp support zu liefern.

    Wenn ein Markt da ist, dann wird es solche Firmen auch geben

    Sieht man am Apache Server ja auch.



  • Koexistenz? schrieb:

    zwutz schrieb:

    Und selbst wenn es mal den Funktionsumfang einer Adobe CS erreicht, fehlt immer noch der Herstellersupport

    Der wird delegiert von Drittfirmen angeboten, die sich darauf spezialisiert haben für Gimp support zu liefern.

    Wenn ein Markt da ist, dann wird es solche Firmen auch geben

    Sieht man am Apache Server ja auch.

    Nachtrag:

    Gerade das ist ja auch einer der Vorteile von Open Source.
    Man kann sich den Supporter aussuchen weil es viele davon gibt und oft sind die dann auch lokaler regional erreichbar als irgendein Einzelhersteller über dem großen Teich.



  • OSS-Anwendungen werden meiner Meinung nach sogar an Boden verlieren. Das Problem ist, das OSS ganz einfach nicht von Hobbyisten getragen werden kann. Die langfristig erfolgreichen OSS-Projekte werden doch von Firmen finanziert. Aber was ist mit OSS-Anwendungen, wo keine Firma hinter steckt?

    Beispiel?
    Warten auf GIMP 2.8
    GIMP 2.8 Is Struggling to Make it Out the Door

    Wenn ich so was lese, kommt man wieder auf den Boden der Tatsachen.
    OpenOffice ist z.B. auch nur deshalb am Leben, weil es immer eine Firma finanziert hat. Was wäre, wenn morgen nur noch Hobbyisten OOo pflegen würden?

    Mir ist klar, das OSS nicht zwingen "ist Hobby" bedeutet. Aber am Ende des Tages muss ich immer feststellen, das Closed-Source Anwendungen deshalb keine Konkurrenz fürchten müssen, weil die meisten Firmen nur das unterstützen, wovon sie direkt profitieren (z.B. Linux für Linux/System-Firmen). Und Standard-Anwendungen (wie GIMP) nicht wirklich interessant sind.

    Und den normalen Anwender da draußen ist es auf gut Deutsch gesagt "Scheiß egal" ob etwas Open oder Closed ist. Den interessiert nur, ob kostenlos oder nicht kostenlos. Und da Closed auch kostenlos sein kann, erübrigt sich ein weiterer Kommentar.



  • Das Beispiel mit Gimp finde ich lustig. Ich habe bis jetzt noch nicht in einer Firma gearbeitet, die Gimp benutzte. Die haben alle Photoshop benutzt und sahen Gimp nicht mal ansatzweise als Alternative.

    Artchi schrieb:

    Und den normalen Anwender da draußen ist es auf gut Deutsch gesagt "Scheiß egal" ob etwas Open oder Closed ist. Den interessiert nur, ob kostenlos oder nicht kostenlos. Und da Closed auch kostenlos sein kann, erübrigt sich ein weiterer Kommentar.

    Stimmt. In der Praxis zaehlt eigentlich nur Produktivitaet, Support, Preis und Verbreitung.

    Open Source ist nicht automatisch ein Mehrwert. Ich habe sogar den Eindruck, dass es eher ein Nachteil sein kann. Bei vielen OS Produkten gibt es Null Support (abgesehen von kleinen Foren mit 10 Beitraegen pro Monat und einer generell anfaengerunfreundlichen Grundhaltung) und als Hilfe kriegt man maximal ein "schau im Sourecode nach".



  • Uff. Achtung, tieffliegende Klischees von allen Seiten.

    "Gimp ist eine brauchbare Photoshop-Alternative" auf der einen Seite und "OpenSource-Software ist Frickelware von Hobbyisten" auf der anderen. Yay, das wird sicher eine erhellende Diskussion.

    Ich erlaube mir, Euch nach NADRW zu verschieben. Auch wenn das Thema prinzipiell hier rein passen könnte, rechne ich doch eher mit einer Diskussion, die in den NADRW besser aufgehoben ist.



  • Dieser Thread wurde von Moderator/in nman aus dem Forum Themen rund um den PC in das Forum Neuigkeiten aus der realen Welt verschoben.

    Im Zweifelsfall bitte auch folgende Hinweise beachten:
    C/C++ Forum :: FAQ - Sonstiges :: Wohin mit meiner Frage?

    Dieses Posting wurde automatisch erzeugt.



  • Von Hobby-OSS für den professionellen Einsatz halte ich auch nicht allzu viel. Man sieht doch, dass es nur mit enormen Anstrengungen einiger weniger funktioniert und wenn die richtigen Leute im Hintergrund wissen was sie tun. Mal ganz davon abgesehen, dass der Funktionsumfang oft nicht annähernd vergleichbar ist und die Usability meist grausam ist. Natürlich, für lau kann man sich als Gelegenheitsanwender nicht beschweren, aber wenn ich schon absehen kann, dass ich in Zukunft öfters mal Grafiken erstellen muss, dann kaufe ich mir eine CS-Lizenz und lerne nicht erst den Umgang mit Gimp.

    Wenn nun aber der potentielle Anwenderkreis aus technisch interessierten Leuten besteht, die ähnliche Sachen programmieren, dann kann die Offenheit ein Projekt auch exponentiell wachsen lassen. Allerdings muss dann auch ein Profi das Projekt koordinieren, es müssen regelmäßige Treffen stattfinden in denen man wichtige Designentscheidungen diskutiert und es muss Dokumentation jeglicher Art, Guidelines und Tutorials geben.


  • Mod

    Walli schrieb:

    Marc++us schrieb:

    In Software für Berechnungen liegt teilweise so viel Wissen über die Realisierung vor, daß man dieses Wissen selbst nicht preisgibt. Mir fällt jetzt zum Beispiel das Thema FEM ein, im Bereich Automobil. Da steckt in den Produkten so viel Wissen und Entwicklungszeit drin, wie man etwas macht, das gibt man nicht einfach raus.

    Gerade bei wissenschaftlichen Anwendungen sehe ich einen Vorteil darin, dass die Basis offen ist. Die grundlegenden Methoden sind eh i.d.R. publiziert und als Anwender kann man nachvollziehen was gemacht wurde, auf dem Stand der Forschung verschiedene weitere Methoden einprogrammieren, und diese gegeneinander austesten.

    ...

    Wenn die Software nicht offen ist, dann baut man schneller mal unbemerkt Fummelfaktoren und Hacks ein, die irgendwann in Vergessenheit geraten. Das ist bei einer Textverarbeitung egal, aber bei Berechnungsprogrammen kostet es richtig Zeit und Geld, wenn irgendwann Blödsinn rauskommt.

    Das kann ich mir z.B. bei einer FEM-Software für die Simulation von Crashtests nicht vorstellen. Denn das ist gerade der Unterschied zwischen Theorie und Praxis, das kennt man auch im kleinen Bereich von Rendering-Software: wenn man es genau so umsetzt wie die Theorie es vorgibt, ist es "nicht echt". Der Trick ist dann oftmals mit etwas Tuning die Engine so zu modifizieren, daß die errechnete Vorgabe zur Realität passt. Bei Meßgeräten gibt's ähnliche Effekte. Und die Bestimmung des Tuning-Faktors dauert Zeit, kostet Geld, und ist das wesentliche Knowhow, wodurch das existierende Produkt von dem theoretischen Konstrukt - das man überall nachlesen kann - losgelöst ist.

    Verblüffend oft gibt's auch tatsächliche Defizite in der physikalischen Beschreibung von Abläufen, z.B. sind die optischen Gesetze alt und bekannt, auch wie man Filter entwirft, trotzdem kannst Du nur auf Basis dieser Gesetze keinen realen Filter ohne Tuning entwerfen. Das liegt einfach daran, weil sich in der Realität Inhomogenitäten und Friktionen einstellen, die nicht mehr meßbar sind. Die Erarbeitung des Wissens findet dann unmittelbar ihre Manifestation in Algorithmen und Software.

    Man darf ja nie vergessen, daß die Wissenschaft bei vielen Dingen nicht so exakt ist wie sie vorgibt - nimm nur ein Thema wie Materialeigenschaften in Bezug auf Dehnung, Elastizität und Bruch. Die Theorie ist komplett bekannt, und die einfache Beschreibung passt auch ganz gut zu einem einfachen Test. Hast Du viele verkettete Elemente, kommt die Nichtlinearität in voller Schönheit ins Spiel, und man muß tunen. Dieses daraus entstehende Wissen wird keine Firma mehr in ein OS-Produkt kippen, sondern schön im Tresor halten.



  • Koexistenz? schrieb:

    David W schrieb:

    In deiner Argumentation gehst du aber davon aus das die OS Software Produkte besser werden, aber die CS Software Produkte auf den jetzigen stand stehen bleiben.
    So wie die OS besser werden und mehr Features bieten werden, werden es die CS auch tun. Es wird immer gleichermaßen koexistieren.

    Nun, das ist zwar richtig, aber ich gehe auch davon aus, daß die Entwicklung irgendwann stagniert.

    Irgendwann bietet eine Software halt alle notwendigen Features und es wird noch am optischen Look&Feel gearbeitet.
    Oder implementierte Features sind ausgereift, d.h. sie können nicht mit vertretbarem Aufwand effizienter implementiert werden.

    Solche Sachen halt. **

    Das gilt aber auch für beide Seiten. Wenn ein OS Projekt neue Features zu implementieren findet oder bestehende verbessert, dann kann man das in ein CS Projekt auch.



  • Das lässt sich auf lange Sicht, finde ich, schwer vorhersagen, den solcherlei Entwicklung hängt vom politischen/wirtschaftlichen System und den aktuellen Geschehnissen und Ideen und Know How ab.

    Letztlich lassen sich auch auf der Basis von Open Source Geschäftsmodelle aufbauen, und das spricht schon mal für eine Koexistenz bei sonst ähnlichen Bedingungen.

    Aber kannst du dir einen Staat ohne Geheimdienst vorstellen?


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