Ist bald die Zeit der großen Studios vorbei?



  • Wenn man bedenkt, dass neue Spiele in wenigen Monaten zu Schleuderpreisen in Bundles verhöckert werden, dann stellt sich natürlich die Frage, wie sich große teure Produktionen langfristig finanzieren lassen.

    Denn der Markt passt sich meiner Einschätzung danach an, d.h. viele warten inzwischen auf die Sonderaktione um dann für wenig Geld zuzugreifen.
    Die Verkäufe als Bundles schmälern den Gewinn dann noch zusätzlich, denn die Einnahmen müssen nicht nur aufgeteilt werden, sondern die Spieler werden mit neuen Spielen derart überhäuft, dass die schon gar nicht mehr wissen, wann sie das alles spielen sollen.
    Dies führt in letzter Konsequenz dann dazu, dass der Bedarf Spiele gleich zum Neupreis zu kaufen noch weiter sinkt.

    Meiner Meinung nach sind die Anzeichen schon gut erkennbar, denn viele Spielestudios versuchen inzwischen durch einen Ramschverkauf alter Titel schnell noch einmal Geld zu machen, was die Frage aufwirft, ob die etwa in Geldknappheit stecken.
    Z.B. war das auch bei Crytek vor einer Woche so, da gab's dann die ganzen Crysis Spiele für wenig Geld in einer Sonderaktion auf Steam.

    Kleine Indieproduktionen schwemmen zusätzlich den Markt über.

    Langfristig kann das meiner Meinung nach nicht gut gehen, ich rechne daher damit, dass bald das große Spielestudiosterben beginnen wird.
    Spätestens dann, wenn das Finanzpolster der großen Publisher aufgebraucht ist, werden diese Spielestudios auch keine großen Investoren mehr haben, die ihnen den Rücken decken.
    Der Markt wird sich also wohl lichten müssen.

    Die Gewinner werden nur die ganz großen sein.
    Insbesondere auch die, die im Besitz der Verkaufsplattformen sind (Origin, uplay, Steam, GOG).

    Independent Entwickler werden und nach und nach verschwinden, während die Low Budget B Indie Spieleproduktionen weiterhin da bleiben werden, aber die werden halt auch nicht immer gute Spieletitel auf den Markt werfen.
    Das wird dann ungefähr so, wie in der Filmbranche.

    Wenige große Publisherriesen die mit Eigenproduktionen und Aufkäufe den Markt beherrschen und viele B Movie Indie Produzenten, die irgendwie versuchen werden in den Markt zu kommen.


  • Mod

    Wenn du der bist, von dem ich denke, der du bist, hätte ich nie gedacht, dass ich mal folgendes sagen werde: Ich stimme deiner Analyse voll zu. Gerade dein Beispiel Crytek könnte leicht der erste größere Knall sein, von denen man in den nächsten Jahren sicherlich noch einige hören wird.

    Andere vermutliche Gewinner: Die Konsolenhersteller, die man wohl auch zu Publishern "mit eigenen Verkaufsplattformen" zählen kann. Ganz besonders Nintendo. Derzeit etwas belächelt, da sie mit den AAA-Spielen der anderen Plattformen nicht mithalten können. Aber wenn die nicht mehr liefern können, was von ihnen erwartet wird, ist der Bedarf trotzdem noch da und Nintendo wird da sein.



  • Bei den Konsolen bin ich mir da nicht mehr so sicher.

    Denn die Spieler merken ja auch, dass sie für den PC die AAA Spiele zu Schleuderpreisen bekommen und der billigste PC reicht schon um nahezu alles zu spielen.
    Auch kann man heutzutage dank HDMI Ausgang ohne Probleme jeden PC an jeden TV anschließen und die aktuellen Konsolen bieten technisch nichts, was der PC nicht schon längst im Low Budget Bereich bietet. Die Installation und das Updaten der Spiele wird dank Steamclient zum Kinderspiel.
    Da stellt sich dann schon die Frage, ob Konsolen in der Form wie wir sie kennen, am Markt bestehen können.

    Und dann ist da ja noch die Steambox, im Prinzip ein normaler PC mit Linux OS.
    Durch die Linuxtypischen Repos wird ein zur Steambox umfunktionierter PC praktisch so einfach zu benutzen sein wie eine Konsole, der Rest erledigt der Steamclient.
    Funktastaturen & -mäuse gibt's genug, gleiches gilt für den Wireless Gamepad Controller.

    Da müssen IMO schon sehr viele Exklusivtitel die Konsolen von Sony und MS am Leben halten.
    Vom Preis- Leistungsverhältnis sind sie aber viel zu teuer.
    Die Konsolenspiele kosten immer noch Unsummen, müssen gepresst und verpackt werden und sie brauchen Lagerfläche. Das macht sie teuer und das für eine HW, die etwa gleich viel kostet wie ein Low Budget PC und trotzdem weniger kann.

    Das mit den Konsolen ist also schwer zu sagen bzw. einzuschätzen.
    Die aktuelle XBox und PS wird sicher noch am Markt bleiben, aber was ist in 4-6 Jahren oder der nächsten Konsolengeneration?



  • Ich sehe das nicht so dramatisch. Gerade Crytek steckt halt in Schwierigkeiten, weil sie insg. wenig gute Spiele entwickelt haben. Ein neues Crysis.. oh ja bitte, DARAUF hab ich schon lange gewartet 🤡 Ryse auf der XBone ist auch son kolossaler Fail gewesen. Eine Strategie war bei Crytek auch nicht zu erkennen und als man dann auf den F2P-Zug aufspringen wollte, hat das nicht wirklich geklappt. Crytek hat's halt einfach ein paar mal zu oft versemmelt und kriegt deshalb Schwierigkeiten.
    Am Ende ist es halt wie in jedem Markt.. die Starken (mit vielen guten Games) überleben und die Schwachen gehen irgendwann ein.

    Das Problem mit den Schleuderpreisen ist hauptsächlich ein PC-Problem. Besonders seit die Steam Sales so populär sind, macht es fast keinen Sinn mehr, sich Spiele auf Steam zum Release + Vollpreis zu kaufen. Außer es geht um ein Spiel auf das man mal RICHTIG Bock hat. Aber wenn man ehrlich ist, kann man auf die meisten Spiele auch ein paar Monate warten, bis man sie kauft.

    Auf Konsolen ist das nicht so stark ausgeprägt und gerade bei Nintendo fast gar nicht vorhanden. Ich habe mir vor kurzem einen 3DS XL gekauft, weil ich mal wieder Lust auf Nintendo-Spiele hatte. Ich habe für die Spiele, bei denen Nintendo der Publisher ist, fast durchgängig den Vollpreis von knapp 40 EUR bezahlt.. auch wenn die Spiele schon 3 Jahre auf dem Markt waren.
    Auf der Playstation geben die Preise insgesamt zwar mehr nach als bei Nintendo, aber es gibt selten so lächerliche Preise wie bei den Steam Sales.

    Über die Steambox liest man eig. auch recht wenig in den einschlägigen Medien, keine Ahnung wie erfolgreich das Konzept ist. Ich sehe persönlich aber keinen Grund, sich so ein Ding zu kaufen. Lieber 'n richtigen PC mit Windows, auf dem auch alle Spiele laufen oder eben 'ne richtige Konsole mit Exklusivtitel.
    Man sollte auch nicht den Fehler machen und sagen: PC + HDMI-Kabel am TV ist gleichwertig zu einer Konsole. Das ist es einfach nicht.
    Der Untergang von Konsolen (oder dem PC) wurde schon oft vorhergesagt, ist aber nie eingetreten. Und ich sehe im Moment auch keinen Grund, warum sich das ändern sollte.



  • GPC schrieb:

    Auf Konsolen ist das nicht so stark ausgeprägt und gerade bei Nintendo fast gar nicht vorhanden. Ich habe mir vor kurzem einen 3DS XL gekauft, weil ich mal wieder Lust auf Nintendo-Spiele hatte. Ich habe für die Spiele, bei denen Nintendo der Publisher ist, fast durchgängig den Vollpreis von knapp 40 EUR bezahlt.. auch wenn die Spiele schon 3 Jahre auf dem Markt waren.

    ...
    Der Untergang von Konsolen (oder dem PC) wurde schon oft vorhergesagt, ist aber nie eingetreten. Und ich sehe im Moment auch keinen Grund, warum sich das ändern sollte.

    Was war der Grund, dass du die Spiele zum Vollpreis gekauft hast?

    Waren es Exklusivtitel?



  • Glaskugel schrieb:

    Was war der Grund, dass du die Spiele zum Vollpreis gekauft hast?

    Die gab es schlicht nicht billiger.. außer gebraucht. Und ich kaufe mir Spiele im Grunde lieber neu (wie so gut wie alles). Nintendo hält einfach die Preise lange weit oben und komischerweise zieht der Einzelhandel mit. Wenn man sich mal die Verkaufszahlen von Nintendo-Spielen anschaut, ist es oft auch so, dass die monatlichen Verkaufszahlen eher unaufregend sind, aber die bestehen dann dafür über einen deutlich längeren Zeitraum als es bei anderen Spielen wie z.B. Need for Speed usw. der Fall ist. Komisch.

    Waren es Exklusivtitel?

    Ja, allesamt Exklusivtitel:
    - Super Mario 3D Land
    - New Super Mario Bros 2
    - Luigi's Mansion: 2
    - Zelda: ALBW
    - Mario Kart 7
    - Donkey Kong Country: Returns

    Dafür kauft man sich schließlich ein Nintendo-System. Keiner will Call Of Duty auf 'nem Nintendo-System zocken 😃 Sondern Mario, Donkey Kong, Zelda usw.



  • GPC schrieb:

    Das Problem mit den Schleuderpreisen ist hauptsächlich ein PC-Problem. Besonders seit die Steam Sales so populär sind, macht es fast keinen Sinn mehr, sich Spiele auf Steam zum Release + Vollpreis zu kaufen. Außer es geht um ein Spiel auf das man mal RICHTIG Bock hat. Aber wenn man ehrlich ist, kann man auf die meisten Spiele auch ein paar Monate warten, bis man sie kauft.

    Also wir reden doch hier darüber, ob AAA Titel überhaupt noch genug Geld abwerfen. Und ich denke, dass ist auf jeden Fall so. Trotz Steam Sales. Oder gerade deswegen. Was bei Steam passiert, habe ich immer als Gewinnmaximierung verstanden. Es ist doch so, dass ein neuer AAA Titel in der Regel immer ganz oben in den Steam-Verkaufscharts ist. Es wird also durchaus rege zum Vollpreis gekauft. Wenn dann die Sales kommen, ist das alles andere als Resteverwertung. Die Verkäufe werden noch mal kräftig angekurbelt. Es wird wesentlich mehr Geld gemacht, als ohne Sale. Es kaufen halt auch Leute, die zum Vollpreis sowieso nicht gekauft hätten, sich aber bei 50% Rabatt (oder mehr) überreden lassen. Bei extrem hohen Rabatten kaufen die Leute auch haufenweise Spiele, die sie gar nicht haben wollten. Der Publisher verliert doch kein Geld, weil er die Spiele billig verkauft. Sonst würde er es wohl kaum machen. Die "Schleuderpreise" sorgen nicht für weniger Gesamtumsatz, sondern für mehr.

    Glaskugel, gute AAA Titel landen nicht nach ein paar Monaten im Bundle. Ich vermute, du hast The Bureau im Sinn, dass gerade im Humble Bundle zu finden ist. Das Spiel hat relativ schlechte Kritiken bekommen und war vermutlich einfach ein finanzieller Reinfall. Mit halbwegs erfolgreichen Titeln passiert sowas aber in der Regel nicht.



  • Ist die Frage, ob die Zeit der Studios oder die Zeit von AAA-Titeln zuende geht? AAA ist doch eigentlich nur die Folge davon, dass mit Spielen ziemlich viel Geld zu verdienen ist. Der Einsatz hunderter Grafiker, Animateure usw. ist nicht wirklich essentiell für ein gutes Spiel. Wenn das Geld nicht mehr kommt, wird der Aufwand zurückgefahren und gut.



  • _matze schrieb:

    Glaskugel, gute AAA Titel landen nicht nach ein paar Monaten im Bundle. Ich vermute, du hast The Bureau im Sinn, dass gerade im Humble Bundle zu finden ist.

    Nein, ich dachte eher an Tomb Raider, mir kommt es vor, als wäre der Titel erst gestern erschienen.
    Das habe ich als Deluxe Version für ca. 8 € erworben und die normale war schon für ca. 4 € zu haben.



  • Glaskugel schrieb:

    Nein, ich dachte eher an Tomb Raider, mir kommt es vor, als wäre der Titel erst gestern erschienen.

    Nee, ist auch schon wieder fast 1 1/2 Jahre alt.



  • Genau, TR ist schon 1.5 Jahre alt. Und die ersten 4 oder 5 Millionen Kopien haben die zum Vollpreis verkauft.



  • _matze schrieb:

    Genau, TR ist schon 1.5 Jahre alt. Und die ersten 4 oder 5 Millionen Kopien haben die zum Vollpreis verkauft.

    Also vor ein paar Jahren hat ein gutes 1,5 Jahre altes AAA Spiel immer noch 40 € gekostet. Das lässt den Schluss zu, dass diese Summer Sale Aktionen und Bundle Aktionen durchaus den Markt verwässert haben.

    Und Tomb Raider erschien im März 2013. Als ich es zum Preis von ca. 8 € in der Deluxe Variante erworben habe, war gerade mal 1 Jahr rum.



  • Die Computerspieleindustrie soll ja jetzt schon mehr Einnahmen machen als die Filmindustrie. Das es wegen zu wenig Einnahmen keine AAA Spiele mehr geben soll, halte ich da für ziemlich albern.



  • Die Warterei hat bei mir eher damit zu tun, dass man etwas später besser Patches und erst recht Mods bekommt, bessere Walkthroughs usw. Gelegentlich kauft man auch doppelt/dreifach... in Form von Spiele-Compilations oder eben als günstige Sicherheitscopy.
    Wenn die Spiele dann auch noch billiger sind: supi!

    Aber warum sollten die Spieleschmieden eingehen? Erstmal: Das tun die sowieso schon immer. Zweitens: Wenn man aus dem Fenster guckt oder auf (freilich fragwürdige https://www.dkhw.de/cms/presseundmaterialien/pressemitteilungen/2151-deutsches-kinderhilfswerk-viele-spielplaetze-in-deutschland-sind-nicht-kindgerecht ) Spielplätze: Kein Kind zu sehen, die (meisten) daddeln wohl vor irgendeinem Bildschirm. Was will man mehr?
    Naja, z.B. noch eine Tatort-Crew oder vielleicht noch ein Auto...entschuldigung, das geht wohl zu weit 😉
    Noch mehr Kinder wären praktisch, könnte man meinen...

    http://www.vgchartz.com/
    Wenn man sich die Daten so anguckt, kann man überhaupt ziemlich froh sein, irgendwas vernünftiges für seinen Windows-Pc zu bekommen.


  • Mod

    92 schrieb:

    Aber warum sollten die Spieleschmieden eingehen?

    Die Argumentation ist: Spieleentwicklung ist so teuer geworden+, dass ein Studio (außer vielleicht die ganz, ganz großen) sich keinen Fehlschlag erlauben kann, da die Investitionen in einen Titel die finanziellen Mittel des Studios komplett verschlingen. Da das Risiko so groß ist, geht man kein Risiko ein* und produziert Einheitsbrei. Den will aber so gut wie niemand kaufen. So häufen sich in letzter Zeit sehr teure Fehlschläge.

    +: Man muss schließlich mit der Konkurrenz mithalten und bei der PC Games eine Grafikwertung von 9.5/10 einstreichen, sowie die Investition der Kunden in > 500 Euro-Konsolen rechtfertigen.
    *: Das heißt quasi, dass die Finanzabteilung vorgibt, wie das Produkt sein soll, nicht die Leute, die sich mit Spieleentwicklung auskennen.



  • Glaskugel schrieb:

    Also vor ein paar Jahren hat ein gutes 1,5 Jahre altes AAA Spiel immer noch 40 € gekostet. Das lässt den Schluss zu, dass diese Summer Sale Aktionen und Bundle Aktionen durchaus den Markt verwässert haben.

    Zu dieser Zeit galt die Einstellung "mein Spiel ist was wert, also verlange ich auch 40€, selbst wenn es kaum noch einer kauft!". Heute ist es eher "die größten Fans haben alle schon zum Vollpreis gekauft, jetzt holen wir uns mit dicken Rabatten auch noch die, die es eigentlich gar nicht so dringend haben wollen."

    Glaskugel schrieb:

    Und Tomb Raider erschien im März 2013. Als ich es zum Preis von ca. 8 € in der Deluxe Variante erworben habe, war gerade mal 1 Jahr rum.

    Du fällst dann sicher in die Kategorie "hätte sowieso nicht zum Vollpreis gekauft". Was ja auch völlig ok ist - für beide Seiten.

    Tomb Raider ist tatsächlich ein gutes Beispiel, da es jetzt gerade wieder on Sale ist auf Steam. Und es ist in den Steam-Charts Platz 4 (die soweit ich weiß, den Umsatz repräsentieren, nicht die Anzahl Kopien). Das Spiel ist schon anderthalb Jahre alt, war bereits viele Male on Sale - zuletzt im Summer Sale, der ja erst ein paar Woche her ist - und ist trotzdem momentan eines der 4 umsatzstärksten Spiele auf Steam. Das wäre nicht so, wenn der Vollpreis verlangt würde.



  • SeppJ schrieb:

    Da das Risiko so groß ist, geht man kein Risiko ein* und produziert Einheitsbrei. Den will aber so gut wie niemand kaufen.

    Sehe ich nicht unbedingt so. Ein paar "Core-Gamer" mögen mittlerweile die Nase voll haben vom Einheitsbrei. Die breite Masse aber kauft weiterhin fleißig Call of Duty, Watch Dogs (trotz Grafikskandal scheinbar ziemlich erfolgreich), und wie sie alle heißen.


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