Bundestagswahl D - 27. September
-
Reue zeigen ist eine Tätigkeit, Menschenleben schätzen ist eine Einstellung.
-
Jester schrieb:
Das mag Dir vielleicht nicht gefallen, aber Reue ist *kein* Kriterium für eine (vorzeitige) Haftentlassung. Du darfst ihn wegen fehlender Reue gerne für ein Monster halten, aber daraus lässt sich ebenfalls nicht ableiten, dass er eingesperrt bleiben muß.
Es ist kein offizielles Kriterium, da gebe ich Dir Recht. Aber wenn im Zuge eines Gutachtens darüber entschieden wird, ob für jemanden beispielsweise eine positive Sozialprognose gestellt werden kann, dann bin ich mir sehr sicher, dass derartige Aspekte da einfließen.
Wie kann man denn für jemanden eine positive Sozialprognose stellen, wenn derjenige nicht erkennt, was er eigentlich angerichtet hat?
Ok, aber derartige Überlegungen führen wohl etwas zu weit vom Thema des Threads hier weg.
-
Gregor schrieb:
Ehrlich gesagt: Wer ein Menschenleben so wenig schätzt, dass ihm selbst nach 26 Jahren nicht klar wird, was er angerichtet hat, muss ein ganz schön abartiges Monster sein.
In seiner Einbildung ist er nicht der gemeine, hinterhältige Mörder, sondern sowas wie ein Kriegsveteran. Er war Mitglied einer bewaffneten Kampfeinheit gegen/für was auch immer. Und somit ist er der Überzeugung für eine gute Sache gekämpft zu haben die notwendeigerweise Menschleben fordert. Er kann nichts bereuen wenn er davon überzeugt ist, dass es richtig war. Er kann höchstens versprechen es nicht wieder zu tun.
-
Jester schrieb:
Gregor schrieb:
Weiterhin hat er AFAIK bis zum Schluss keine Reue gezeigt.
Das mag Dir vielleicht nicht gefallen, aber Reue ist *kein* Kriterium für eine (vorzeitige) Haftentlassung. Du darfst ihn wegen fehlender Reue gerne für ein Monster halten, aber daraus lässt sich ebenfalls nicht ableiten, dass er eingesperrt bleiben muß.
Ich habe versucht, das oben schon anzudeuten, aber dann jetzt nochmal in aller Klarheit. Du folgerst aus "es wurde im Rahmen des Gesetzes gehandelt" "die vorzeitige Entlassung ist in Ordnung".
Mag sein, dass es legal und vielleicht sogar "üblich" war, Klar zu entlassen (wobei es für die "Üblichkeit" ja nicht viele "Präzedenzfälle" gab bisher). Nur ist dann halt das Gesetz, das das erlaubt falsch und sollte geändert werden.
Viele Grüße
Christian
-
BTW: Ich habe gerade das da am Anfang von Klar's wikipedia-Seite gefunden:
Im Anschluss studierte er Geschichte und Philosophie in Heidelberg, war für kurze Zeit Mitglied der FDP[2] und der Jungdemokraten.[3] Während des Studiums verweigerte er den Wehrdienst mit der Begründung, er habe eine „zutiefst lebensbejahende Haltung“, wodurch ihn nichts veranlassen könne, „einen Menschen zu verletzen oder zu töten“.[4]
Wow, was für eine Wandlung: Vom pazifistischen Mitglied der FDP hin zum mordenden Linksextremisten.
-
ChrisM schrieb:
Mag sein, dass es legal und vielleicht sogar "üblich" war, Klar zu entlassen (wobei es für die "Üblichkeit" ja nicht viele "Präzedenzfälle" gab bisher). Nur ist dann halt das Gesetz, das das erlaubt falsch und sollte geändert werden.
Was würdest Du vorschlagen? Pro Mord 50 Jahre aufaddiert, ab 300 Jahren Hinrichtung oder an was hast Du gedacht?
-
Gregor schrieb:
BTW: Ich habe gerade das da am Anfang von Klar's wikipedia-Seite gefunden:
Im Anschluss studierte er Geschichte und Philosophie in Heidelberg, war für kurze Zeit Mitglied der FDP[2] und der Jungdemokraten.[3] Während des Studiums verweigerte er den Wehrdienst mit der Begründung, er habe eine „zutiefst lebensbejahende Haltung“, wodurch ihn nichts veranlassen könne, „einen Menschen zu verletzen oder zu töten“.[4]
Wow, was für eine Wandlung: Vom pazifistischen Mitglied der FDP hin zum mordenden Linksextremisten.
Schau dir die "Jungdemokraten" mal an. Entgegen der ersten Annahme sind das (zumindest heutzutage) Linksextremisten, die sich auch damals nicht ohne Grund von der FDP getrennt haben.
-
Der Meinung dass das verändert werden sollte, kann man durchaus sein. Allerdings ging es hier von Anfang an um Klar und nicht um eine Änderung unseres Rechtssystems -- die konkrete Anwendung stand doch im Mittelpunkt und Du wolltest, das Prozedere in seinem konkrete Fall gerne anders haben. Insofern halte ich das für einen rhetorischen Winkelzug mit dem Du nun aus dieser Nummer wieder rauskommen willst. -- Einigen wir uns auf Unentschieden.
Man muß auch mal sehen, dass 26 Jahre eine wirklich verdammt lange Zeit sind. Der Mann hat fertig, das Leben ist für den doch quasi gelaufen, das Gutachten hat bescheinigt, dass er nicht rückfallgefährdet ist. Ich schätze es ist auch billiger den Mann nicht länger einzusperren.
-
general bacardi schrieb:
Ach ja, weil wir gerade bei Mördern und viel zu geringen Strafen sind: Klar hat wenigstens 26 Jahre gesessen, aber dieser Mörder hier: http://www.zeit.de/news/artikel/2009/05/19/2801823.xml
wird noch nichtmal angeklagtVerteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) äußerte sich erleichtert über diese Entscheidung. Die Soldaten leisteten im Auslandseinsatz einen wertvollen Dienst für die Sicherheit und gingen dafür ein hohes Risiko ein, sagte er. Daraus dürften ihnen aber keine rechtlichen Nachteile entstehen.
Ohne Worte!
Es dämmert in Afghanistan, letzte Woche hat es mehrere Anschläge auf deutsche Truppen gegeben. Du stehst an einer Sperre, auf dich fährt mit überhöhter Geschwindigkeit ein Wagen zu. Dunkle Scheiben. Du winkst, er soll langsamer fahren. Der Fahrer hat noch irgendwas in der Hand und dreht sich Richtung Rücksitz. Du hast etwa eine halbe Sekunde um zu entscheiden, ob Du schießen sollst oder nicht ...
Ich weiß ja nicht, ich möchte in die Situation nicht stecken und es scheint mir auch total daneben, so jemanden genau so zu behandeln, als hätte er seinen Arbeitskollegen mit dem Küchenmesser getötet (von Terrorismus mal gar nicht angefangen). Nicht nur, weil das eine ganz andere Situation ist ... er wäre nicht mal in der Situation, wenn er nicht dem Staat aushelfen würde.
Da ganze darf natürlich nicht zu einem Freifahrtschein werden, Zivilisten zu erschiessen, aber ich denke mal, daß der Fall von militärischen und zivilen Einrichtungen in Deutschland geprüft worden ist, bevor die Staatsanwaltschaft sich entschieden hat, keine Anklage zu erheben. Die werden sich nicht einfach gedacht haben, "hey, wir haben eh gerade so viel zu tun, da machen wir mal nix."
-
Hallo,
naja, am Anfang ging es darum, dass scrub behauptete, Klar wäre "härter" behandelt worden als ein gewöhnlicher Krimineller.
Dass das nicht stimmt, ist ja nun zumindest für die Entlassung dadurch belegt, indem wir übereinstimmend zum Ergebnis gekommen sind, dass seine Entlassungsmodalitäten bzw. die Anwendungsverfahren der vorzeitigen Haftentlassung exakt die selben wie bei jedem anderen Gefangenen waren.
Aber gut, dabei können wir es belassen.
Ob sein Leben allerdings so "fertig" ist, sei mal dahingestellt. Immerhin findet er noch die "Kraft", Briefe an die Rosa-Luxemburg-Konferenz zu schicken, wo er zum Beispiel schreibt:
Trotzdem gilt hier ebenso: ‘Das geht anders’. Wo sollte sonst die Kraft zu kämpfen herkommen? Die spezielle Sache dürfte sein, dass die in Europa ökonomisch gerade abstürzenden großen Gesellschaftsbereiche den chauvinistischen ,Rettern’ entrissen werden. Sonst wird es nicht möglich sein, die Niederlage der Pläne des Kapitals zu vollenden und die Tür für eine andere Zukunft aufzumachen.
Klingt nicht, als hätte er nach 26 Jahren die Lust an der Anstachelung verloren. (Nicht falsch verstehen, er darf natürlich solche Hetzschriften verfassen, nur zeigt das, dass er noch ziemlich gut "dabei" ist.)
Viele Grüße
Christian
-
Daniel E. schrieb:
Es dämmert in Afghanistan, letzte Woche hat es mehrere Anschläge auf deutsche Truppen gegeben. Du stehst an einer Sperre, auf dich fährt mit überhöhter Geschwindigkeit ein Wagen zu. Dunkle Scheiben. Du winkst, er soll langsamer fahren. Der Fahrer hat noch irgendwas in der Hand und dreht sich Richtung Rücksitz. Du hast etwa eine halbe Sekunde um zu entscheiden, ob Du schießen sollst oder nicht ...
Ich würde wahrscheinlich in Deckung springen und dann auf die Reifen schiessen. Für mich persönlich wäre es sher wichtig niemanden umzubringen, auch wenn man mich dort hingestellt hätte, damit ich im Zweifelsfall genau das tun soll.
Daniel E. schrieb:
Ich weiß ja nicht, ich möchte in die Situation nicht stecken und es scheint mir auch total daneben, so jemanden genau so zu behandeln, als hätte er seinen Arbeitskollegen mit dem Küchenmesser getötet (von Terrorismus mal gar nicht angefangen). Nicht nur, weil das eine ganz andere Situation ist ... er wäre nicht mal in der Situation, wenn er nicht dem Staat aushelfen würde.
OK auch wenn es kein geplanter Mord war, aber mindetens wegen Totschlags hätte ihn anklagen sollen denn es war vorsätzliche Tötung um die Situation schnell zu entscheiden oder Tötung im Affekt aus Angst. Es hätte Alternativen gegeben und deshalb sollte so jemand vor Gericht gestellt werden.
Daniel E. schrieb:
Die werden sich nicht einfach gedacht haben, "hey, wir haben eh gerade so viel zu tun, da machen wir mal nix."
Ich denke in solchen und ähnlichen Fällen wird öfter einiges unter den Teppich gekehrt. Wer weiss schon welche negativen Auswirkungen eine Verurteilung auf die Kampfbereitschaft der Truppe gehabt hätte? Im Krieg zählen Menschenleben, besonders die der Anderen, nur einen Bruchteil. Das ist hochgradig pervers aber wird allgemein anerkannt, wie das dumme Gerede von Franz Josef Jung zu dem Fall zeigt.
-
general bacardi schrieb:
Ich würde wahrscheinlich in Deckung springen und dann auf die Reifen schiessen. Für mich persönlich wäre es sher wichtig niemanden umzubringen, auch wenn man mich dort hingestellt hätte, damit ich im Zweifelsfall genau das tun soll.
...
OK auch wenn es kein geplanter Mord war, aber mindetens wegen Totschlags hätte ihn anklagen sollen denn es war vorsätzliche Tötung um die Situation schnell zu entscheiden oder Tötung im Affekt aus Angst. Es hätte Alternativen gegeben und deshalb sollte so jemand vor Gericht gestellt werden.
-
ChrisM schrieb:
Was meinst Du? Der Wagen könnte sich überschlagen wenn ich auf die Räder schiesse?
-
general bacardi schrieb:
ChrisM schrieb:
Was meinst Du? Der Wagen könnte sich überschlagen wenn ich auf die Räder schiesse?
Ich glaube, Du guckst zu viele Actionfilme. In so einer Situation ganz genau auf die Reifen zu zielen ist sehr wahrscheinlich absolut jenseits der Realität. Der wird nur mehr oder weniger in Richtung des Autos geschossen haben.
Ok, nur ne Vermutung. Ich habe persönlich nie mit einer Schusswaffe rumhantiert.
-
general bacardi schrieb:
ChrisM schrieb:
Was meinst Du? Der Wagen könnte sich überschlagen wenn ich auf die Räder schiesse?
Deine Navitiät. Als ob das Angreiferauto sofort und unmittelbar stehen bleibt, selbst wenn du Glück hast, und den Reifen triffst.
-
ChrisM schrieb:
Deine Navitiät. Als ob das Angreiferauto sofort und unmittelbar stehen bleibt, selbst wenn du Glück hast, und den Reifen triffst.
Ich schieße nicht auf "den" sondern auf möglichst viele Reifen in der Hoffnung das Auto zum Anhalten zu bewegen. Was besseres fällt mir wirklich nicht ein. Was würdest Du denn tun?
-
ChrisM schrieb:
Deine Navitiät. Als ob das Angreiferauto sofort und unmittelbar stehen bleibt, selbst wenn du Glück hast, und den Reifen triffst.
Man sieht ja teilweise in Fernsehreportagen, wenn ein Auto vor der Polizei flüchtet, dass das durchaus auch direkt auf den Felgen geht.
-
general bacardi schrieb:
Ich schieße nicht auf "den" sondern auf möglichst viele Reifen in der Hoffnung das Auto zum Anhalten zu bewegen. Was besseres fällt mir wirklich nicht ein. Was würdest Du denn tun?
Ich würde es wohl wie der Soldat machen. Wenn ich mein Leben durch so einen Vorgang bedroht sehe, dann mach ich alles, um da lebend rauszukommen.
PS: Man muss ja auch bedenken, dass vermutlich genau dieses Verhalten beim Militär trainiert wird. Ich denke nicht, dass man da wirklich eine Wahl hat, anders zu handeln. Man wird gar nicht dazu in der Lage sein, großartig zu denken, was man denn sonst noch machen könnte, weil man sofort und intuitiv handeln muss.
-
general bacardi schrieb:
ChrisM schrieb:
Deine Navitiät. Als ob das Angreiferauto sofort und unmittelbar stehen bleibt, selbst wenn du Glück hast, und den Reifen triffst.
Ich schieße nicht auf "den" sondern auf möglichst viele Reifen in der Hoffnung das Auto zum Anhalten zu bewegen. Was besseres fällt mir wirklich nicht ein. Was würdest Du denn tun?
Dem potentiellen Attentäter, der sich der Anhalteorder widersetzt, eine Kugel in den Kopf verpassen.
-
Der Soldat hat zu 100% richtig gehandelt. Was waere gewesen, wenn in dem Wagen eine Bombe waere, die dann den kompletten Checkpoint in die Luft gejagt haette?
Rase doch mal in Deutschland auf einen Polizisten zu.
Dort am Hindukusch ist die Situation ein wenig anders. Die ISAF hat Weisungsbefugniss und darf jedes Auto anhalten.
Der einzige der einen Fehler begangen hat, ist der Fahrer. Haette er sich richtig verhalten, waere es nicht zu dem tragischen Vorfall gekommen.
Einen Soldaten dafuer zu verurteilen, waere absolut falsch.Auf die Reifen schiessen? Die meisten Soldaten der BW haben noch niemals auf einen Menschen gezielt oder auf bewegte Ziele geschossen. Und da willst Du in der Situation die Reifen treffen? Der Puls auf 180, der Dreck in den Augen und Dich kotzt alles an, weil Du schon den 5. Monat da bist... Wenn der Wind aufkommt, treibt es Dir getrocknete Scheisse ins Gesicht. Es gibt eben keine Kanalisation in Kabul.
Du musst Dir mal im klaren darueber sein, in welcher Situation die Soldaten dort sind. Das ist dort kein Streichelzoo wie in Bosnien!