Kultursubventionen kürzen?


  • Mod

    @earli: Ich sage ja nicht, dass diese Schundkultur des Übels ist, und wenn sie sich bewährt soll sie auch Subventionen bekommen falls nötig. Ich glaube du hast wieder nicht genau gelesen, hmm? 🙂

    @chrische: Sehe ich auch so. Hab ich oder hast du deine Einstellung geändert? Irgendwie hatten wir in früheren Diskussionen immer genau gegenteilige Einstellungen?!

    MfG SideWinder



  • Blabla.

    Wäre es zuviel verlangt mal auf seine Argumente einzugehen? Ihm geht es nicht primär um die Wertung "Schundkultur" und "Richtige Kultur", sondern darum, dass alle Bürger unabhängig von ihrem Einkommen zugang zu dieser Kultur haben. Dazu sind die Subventionen da.

    Schön für dich. Warum müssen andere das bezahlen?

    Anscheinend kannst du dir nicht vorstellen, dass auch weniger gut betuchte Mitbürger Interesse an einem Opernbesuch haben, oder?

    Schön für Dich, heißt das, Du würdest also nicht mehr hingehen, wenn Du die zusätzlichen 150 € pro Ticket selbst aufbringen müßtest?

    Genauso hier. Über 150€ für eine Karte hat wohl kaum einer übrig.
    Mit dieser Argumentation stellt man einfach alle Geringverdiener in eine Ecke. Klasse!

    Das sage ich nur zu Kultur, ich sage nicht, dass man nicht Feuerwehr oder Bildung staatlich tragen sollte!

    Kultur und Bildung sind nicht zwei vollkommen getrennte Bereiche. Man lernt ja nicht nur Mathe und Physik in der Schule.

    Was die Subventionen angeht: Da gibt Deutschland eher zu wenig aus als zu viel.
    Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass man einen Jazzmusiker aus Frankreich quasi nicht nach Deutschland bekommt, da dort diese Musik massiv gefördert wird, sodass sich ein Auftritt hier gar nicht lohnt.

    MfG,
    ScRaT



  • Hallo

    SideWinder schrieb:

    @chrische: Sehe ich auch so. Hab ich oder hast du deine Einstellung geändert? Irgendwie hatten wir in früheren Diskussionen immer genau gegenteilige Einstellungen?!
    MfG SideWinder

    Ich glaube, dass wir deutlich öfters einer Meinung waren als andersherum, habe aber keine Lust zu recherchieren. Ich bin natürlich auch reifer geworden... 😉

    chrische



  • Apollon schrieb:

    GEZ ist eine Kultursubvention und ich finde sie gut. Da koennen volkard und Walli noch so oft "Traumschiff" oder "Verbotene Liebe" anfuehren, das ueberzeugt mich nicht. Schon allein "Neues aus der Anstalt" und/oder "Mitternachtsspitzen" sind die GEZ wert. Also nix kürzen.

    Lustig, denn das sind von den Produktionskosten her so ziemlich die billigsten Formate, die auf den ÖR laufen. 90% versinkt in der Verwaltung und unsinnig größenwahnsinnigen Formaten mit Zielgruppe > 60 Jahre und niemanden juckt es. Komischerweise fliegen die Privaten nicht wochenlang mit einer 100-köpfingen Crew zum Dreh nach Cuba. Scheinbar ist denen das zu unwirtschaftlich, wenn man damit bloß schnulzige Liebesgeschichten verpacken will.

    Mit Kultursubventionen wird auch viel pseudointellektueller Schrott gefördert, bei dem ich immer an Hurz! denken muss. Dass man auch unwirtschaftliche Dinge fördern soll, kann ich direkt unterschreiben, aber irgendwie sollte deutlich besser kontrolliert werden, was eigentlich mit dem Geld unterstützt wird.



  • Hallo

    Was es Wert ist zu fördern und was nicht, wird aber eben nie Konsens sein und bei uns im Theater hat man eine relativ große Spannweite. ich bin sehr zufrieden.

    chrische



  • Wir arbeiten nicht mit der selben Symboltablle.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Kultur



  • Politikerkultur ist nicht aktuelle Kultur, sondern welche, die längst ausgestorben ist. Über nicht zeitgemäße Medien werden uralte Werke auf hundert Weisen aufgewärmt.
    Wenisgtens das gehört einfach abgeschafft. Ob man das freiwerdende Geld für Kulturförderung nutzen will, ist dann eine andere Frage.
    Eigentlich nicht. Laßt das Geld den Bürgern, und die sorgen schon selber für Kulturförderung. Und sie fördern auch zeitgemäße Formen und Inhalte.
    Ich finde, auf der Wiese bei Wacken wird mehr Kultur gepflegt, als in allen Opernhäusern zusammen.
    Und für's Überleben einiger Opernhäuser sind genug Zahler da, die den Opernbesuch als Statussysmbol benutzen. Da kann's eigentlich nicht teuer genug sein.



  • Meiner Meinung nach sollte man einfach nach Interessen handeln: Die Kulturgüter, die hoch gefragt sind (egal aus welcher sozialen Schicht), sollten höher subventioniert werden, andere Kulturgüter, wo "kein Schwein mehr nach pfeifft" halt weniger. So hat jeder was er will und es ist gerecht und demokratisch.



  • satanfreze schrieb:

    Meiner Meinung nach sollte man einfach nach Interessen handeln: Die Kulturgüter, die hoch gefragt sind (egal aus welcher sozialen Schicht), sollten höher subventioniert werden, andere Kulturgüter, wo "kein Schwein mehr nach pfeifft" halt weniger. So hat jeder was er will und es ist gerecht und demokratisch.

    Das ist ja der Witz. Subventionen erhalten ja gerade die Güter, die nicht gefragt sind. Güter, die gefragt sind, überlegen auch ohne Subvention.


  • Mod

    satanfreze schrieb:

    Meiner Meinung nach sollte man einfach nach Interessen handeln: Die Kulturgüter, die hoch gefragt sind (egal aus welcher sozialen Schicht), sollten höher subventioniert werden, andere Kulturgüter, wo "kein Schwein mehr nach pfeifft" halt weniger. So hat jeder was er will und es ist gerecht und demokratisch.

    Das wäre ja sinnlos. Subventionen sind ja dazu da auch Nischen zu fördern und Alternativen aufzuzeigen damit die Gesellschaft nicht in einem Kulturmonopol landet.

    MfG SideWinder



  • Politikerkultur ist nicht aktuelle Kultur, sondern welche, die längst ausgestorben ist. Über nicht zeitgemäße Medien werden uralte Werke auf hundert Weisen aufgewärmt.

    Ach, schön. Jetzt umfasst Kultur also nur noch aktuelle Werke. Ab wann ist ein Werk denn ausgestorben? Wenn der Künstler tot ist?

    Das erinnert mich an die Argumente von Videospielgegnern: Interessiert mich nicht, ist mir eigentlich egal, kann also abgeschafft werden.

    Und sie fördern auch zeitgemäße Formen und Inhalte.

    Genau! Geben wir mehr Geld für Lady Gaga und Co. aus, das ist schließlich zeitgemäß.

    Die Kulturgüter, die hoch gefragt sind (egal aus welcher sozialen Schicht), sollten höher subventioniert werden, andere Kulturgüter, wo "kein Schwein mehr nach pfeifft" halt weniger.

    So ist es doch heute schon. Wie glaubst du funktionieren die Subventionen? Das Geld wird den Künstlern nicht hinterhergeworfen, sondern sie müssen Anträge stellen und sich bewerben. Irgendein Komitee entscheidet dann darüber was gefördert wird und was nicht.

    Das ganze Thema "Kultursubventionen" wird doch nur als Totschlagargument verwendet: "Jeder Konzertbesucher kriegt mehr Geld vom Staat als ein Hartz IV Empfänger"...
    Sollen wir nicht mal einen anderen Sündenbock wählen? Wie wäre es mit den Lurchen, für die ein kompletter Autobahnabschnitt in einen Tunnel verlegt wurde, damit deren Zugang zum Laichplatz nicht gefährdet ist.
    Pro Lurch hat das den Staat 10.000€ gekostet.

    MfG,
    ScRaT



  • ScRaT_GER schrieb:

    Genau! Geben wir mehr Geld für Lady Gaga und Co. aus, das ist schließlich zeitgemäß.

    Nach welchem Maß ist Lady Gaga schlechter als Mozart?

    Und selbst wenn: Es wird nicht Mozart subventioniert, sondern irgendwelche Idioten kriegen viel Geld dafür, Werke von Mozart zu spielen. Die leisten jedenfalls keinen kreativen Beitrag zur Kultur, Mozart ist lange tot.



  • Entweder alle oder keiner! Die Sache ist doch schon immer ziemlich einseitig gesteuert gewesen. Führt jemand altbackene Sachen auf, die kaum ein Schwein interessieren, und die oft dazu noch aus fremder Feder sind, dann gehört er gefördert. Gleichzeitig gibt es aber viele tausende vielversprechende und sogar noch lebende Künstler, die sich gerade so über Wasser halten können. Bloß weil die von den Entscheidungsträgern nicht als schützenswerte Kultur gesehen werden, erhalten diese keine Subventionen.



  • SideWinder schrieb:

    Das wäre ja sinnlos. Subventionen sind ja dazu da auch Nischen zu fördern und Alternativen aufzuzeigen damit die Gesellschaft nicht in einem Kulturmonopol landet.

    MfG SideWinder

    Ich glaube eher, dass jeder Mensch für sich am Besten weiß, was ihn interessiert und was nicht. So ein "Kulturmonopol" lässt sich doch heutzutage garnicht mehr umsetzen - dafür gibt es viel zu viele Trends und viel zu viel Individualität.

    Man sollte Kultur Platz zum verwandeln geben - und dies geht am Besten, wenn man den Menschen das gibt, was ihre Interessen berücksichtigt.



  • ScRaT_GER schrieb:

    So ist es doch heute schon. Wie glaubst du funktionieren die Subventionen? Das Geld wird den Künstlern nicht hinterhergeworfen, sondern sie müssen Anträge stellen und sich bewerben. Irgendein Komitee entscheidet dann darüber was gefördert wird und was nicht.

    Das sind Einzelförderungen und unterliegen ihrem eigenen Ritus.
    Das Gros der Kohle fliegt in die Stadttheater und Konzerthallen und es ist echtes Geldverheizen. Die Läden erwirtschaften nichtmal Gewinn, wenn sie zum Bersten ausgebucht sind, das ist keine Subventionierung mehr, sondern nur noch krank.



  • Alle Leute, die mal wieder den Untergang des Abendlandes befürchten, gucken bitte einfach mal in andere Länder.

    Tatsache ist doch, dass der Großteil der Filme und Musik von Übersee kommen, und das gilt für den Schrott genauso wie für den guten Stoff.



  • Oder es daran binden, was das Volk konsumieren will. Jeder Künstler kriegt soundsoviel Prozent zu seinen Einnahmen Zuschuss. Das wäre dann sozusagen die Aussage "Das dumme Volk kauft sich zu viel Brot und Autos, es soll aber mehr Kultur kaufen." Wir zwingen es mal dazu. Wer dem Volk was verkaufen kann, wird gefördert.
    Aber ach, dann kommt ja die Politikerkaste und erklärt, daß genau das, was das Volk sich kaufen mag, nur Schund ist. Und man den Auftrag hat, das Volk von oben herab zu erretten.



  • volkard schrieb:

    Oder es daran binden, was das Volk konsumieren will. Jeder Künstler kriegt soundsoviel Prozent zu seinen Einnahmen Zuschuss. Das wäre dann sozusagen die Aussage "Das dumme Volk kauft sich zu viel Brot und Autos, es soll aber mehr Kultur kaufen." Wir zwingen es mal dazu. Wer dem Volk was verkaufen kann, wird gefördert.
    Aber ach, dann kommt ja die Politikerkaste und erklärt, daß genau das, was das Volk sich kaufen mag, nur Schund ist. Und man den Auftrag hat, das Volk von oben herab zu erretten.

    Das ist doch albern, auf der einen Seite auf Kultur 19 % MwSt zu nehmen statt der 7 %, die auf Nahrung sind, und dann auf der anderen Seite zu subventionieren.



  • earli schrieb:

    Alle Leute, die mal wieder den Untergang des Abendlandes befürchten, gucken bitte einfach mal in andere Länder.
    Tatsache ist doch, dass der Großteil der Filme und
    Musik von Übersee kommen, und das gilt für den Schrott genauso wie für den guten Stoff.

    Jetzt müßten wir nur noch herausfinden können, ob es in Amerika und Australien überhaupt Opernhäuser gibt. Ja, die gibt es. Ich glaube, die spielen immer wieder mal Musicals (also Schund, kulturloser Dreck!), bekommen dafür aber auch ein paar Zuschauer.



  • Ich war vor 2-3 Jahren auf einer Protestveranstaltung zu den Sparplänen von Rot-Rot in Berlin. Dort wurde erwähnt das an der Oper xyz 900 Arbeitsplätze im nichtkünstlerischen Bereich hängen (und gefährdet seien). Also die Leute fürs Catering, Köche, Kellner, Musiker, Tänzer, Beleuchter, Hausmeister, die Werkstatt fürs Bühnenbild, Näherinnen, Gardrobenannhame, Platzanweiser, Verwaltung, ... die Künstler (Schauspieler, Sänger, ...) wären da noch gar nicht drin, weil es da andere Vertragsverhältnisse gäbe. (Musiker und Tänzer sind in diesem Sinne nicht künstlerisch tätig, da sie nach Auftrag ausführen.)

    Was ich das letzte mal in Oper oder Theater war? Das war Arturo Ui von Berthold Brecht. Eine schreckliche Krakelerei für 7 EUR zum Studententarif (sonst bestimmt ~40 Eur). Jetzt nicht falsch verstehen: So ein Stück 1941 zu verfassen, dazu gehört schon Mut. Es handelt vom Aufstieg eines Gemüsehändler-Gangsters mit Prallelen zum damaligen Tagesgeschehen. Damals unglaublich provokativ und tagesaktuell, bestimmt auch noch in der Nachkriegsgeschichte. Wurde das damals staatlich gefördert? Müsste man mal Nachschlagen, glaub aber eher nicht. Wagners Stücke die wurden damals aber bestimmt von den Nazis gefördert. Nicht so sehr weil sie richtig oder falsch waren, sondern weil Wagners Stücke bereits bekannt, etabliert und vermutlich schon vorher gefördert wurden.
    Naja, jedenfalls ist Artuto Ui heute nur noch eine alte Kamelle. Wer hat die damalige Zeit erlebt, so dass er sagen könnte "das ist der Röhm, genauso war der!" Und was sollte mich da zum Nachdenken anregen? Bevor ich das nächste mal ins staatliche Theater gehe, da muß man mich schon schwer überzeugen. Es gibt aber Alternativen.

    Kennt Ihr eigentlich das Prime Time Theater? Prime Time Theater Das sind 5 Schauspieler die sich Stücke aus dem Berliner Leben (Hartz4 und Imigrantenmilleu) ausdenken. So weit ich gesehen habe hat dieses Theater nur einen technischen Angestellten. Vor dem Stück macht der die Beleuchtung, während das Stücks nimmt er die Folge mit einer Kamera auf und nach dem Stück steht er an der Theke und gibt mit Getränke aus. Schwerpunkt ist hier weniger das perfekte Bühnenbild, sondern mehr der Inhalt. Schließlich ist es nicht die x-te Interpretation eines bekannten Stückes. Da bleibt Raum für Überraschungen. Die Eintrittspreise sind mit 6 Eur kostendeckend. Das Theater wird nicht staatlich subventioniert. Politisch sind sie neutral. Säuerliches Moralin kommt nicht zum Einsatz. Die Schauspieler haben Spaß an den Rollen, es wird keine Rolle "an die Wand gestellt". Auch wenn der gewaltätige Mehmet auf Ausländerfeindlichkeit trifft. Jetzt werden manche Einwenden: Das ist doch nur Klaumauk und keine Kultur.
    Vielleicht. Aber ist das was die Opern und Theater bieten besser? Und wenn die Integration der Muslime uns die nächsten 50 Jahre beschäftigen wird, wer wäre besser geeignet gerade das Stück zum Thema Integration zu schreiben als das PTT? Bei 5 Aufführungen pro Woche lernen sie gewissermaßen Theater als Handwerk. Warten wir auf die Krönung!

    PS: Ich habe auch für eine Kürzung der Subventionen in diesem Bereich gestimmt.


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