Libyen & Flugverbotszone - Interview im heute Journal bringt Grünen Politiker ins Schwitzen



  • Es hat uns 40 Jahre lange nicht gestört, warum jetzt?

    Gutes Argument. 😉


  • Mod

    Bei den Opfern des Erdbebens von Japan kann man bald auch die libysche Befreiungsbewegung dazuzählen.



  • Und schon geht es los. Heute Nachmittag haben die Franzosen erste Angriffe in Libyen geflogen und jetzt hat die US- und UK-Marine wohl 110 Marschflugkörper gegen Ziele in Libyen abgeschossen. Britische und spanische(?) Flugzeuge sind wohl auch schon im Einsatz.

    "Operation Odyssey Dawn"

    http://www.guardian.co.uk/world/blog/2011/mar/19/libya-live-blog-ceasefire-nofly
    http://english.aljazeera.net/news/africa/2011/03/2011319175243968135.html

    (dabei scheint es, als hätten die Rebellen das Flugverbot heute morgen gebrochen.)

    edit: Morgen ist übrigens der 8te Jahrestag des Angriffs gegen den Irak.


  • Mod

    Ich bin immer wieder überrascht wie viel Geld man durch das Auspressen solcher Länder verdienen kann. Irgendeine Gegenleistung muss ja schließlich schonmal 110 Marschflugkörper finanzieren. Nehmen wir an jede kosten rund 500K$ dann sind alleine durch die Munition schon 55 Millionen Dollar dahin. Dafür müssen mehr als 1500 Mitarbeiter ein Jahr lang arbeiten.

    MfG SideWinder


  • Mod

    SideWinder schrieb:

    Ich bin immer wieder überrascht wie viel Geld man durch das Auspressen solcher Länder verdienen kann. Irgendeine Gegenleistung muss ja schließlich schonmal 110 Marschflugkörper finanzieren. Nehmen wir an jede kosten rund 500K$ dann sind alleine durch die Munition schon 55 Millionen Dollar dahin. Dafür müssen mehr als 1500 Mitarbeiter ein Jahr lang arbeiten.

    MfG SideWinder

    Öl ist eben verdammt viel Wert und der Kurs steigt noch. 55 Millionen Dollar sind im Ölhandel gerade mal das Salz an den Peanuts.


  • Mod

    Aber gerade vor dem Ölhintergrund macht das doch gar keinen Sinn. Jetzt wird es einen Bürgerkrieg geben. Die Ölförderung und -verladung wird beeinträchtigt. Und Glückwunsch an die Franzosen und Engländer: sie haben den Glaubenskrieg aus Astan schön in unseren Vorhof verlagert. Großartige Leistung.

    Dabei hätte man doch sowohl von Gadaffi als auch von seinen Gegner problemlos die Suppe bekommen.

    Naja, es kann sich nur noch um Tage handeln bis die Fraktion um Cohn-Bendit gegen die mörderische Kriegführung der Amerikaner protestiert. Denn bisher war alles gut - edle Helden gegen den Psychopath. Da die Amis nun dabei sind, ist die Rolle des bösen Buben anderweitig zu vergeben.



  • Das hört dort jetzt hoffentlich auf! Nicht dass die westliche Ecke da weiter macht, möchte in Ruhe bei einer Kreuzfahrt durch Tanger gehen können. ;):D



  • Marc++us schrieb:

    Aber gerade vor dem Ölhintergrund macht das doch gar keinen Sinn. Jetzt wird es einen Bürgerkrieg geben. Die Ölförderung und -verladung wird beeinträchtigt. Und Glückwunsch an die Franzosen und Engländer: sie haben den Glaubenskrieg aus Astan schön in unseren Vorhof verlagert. Großartige Leistung.

    Dabei hätte man doch sowohl von Gadaffi als auch von seinen Gegner problemlos die Suppe bekommen.

    Sarkozy hat sich da scheinbar massiv verspekuliert. Er hat ja viel Gaddafi gesteckt. Letztes Jahr hat ihn erst mit viel Aufwand in Paris zelten lassen. Gaddafi hat Sarkozy wohl finanziell beim Wahlkampf unterstützt etc. Nun hat Sarkozy aber sich ziemlich schnell gegen Gaddafi gewendet und Gaddafi nimmt das wohl sehr übel (hat er in mehreren Interviews gesagt). Ähnlich sieht es mit Italien aus. Wobei die ja am Anfang nicht so richtig gegen Gaddafi wollten. Damit die Strategie der Franzosen aufgeht, müssen die Rebellen gewinnen. Wenn Gaddafi bleibt, dann wird er ziemlich sauer sein und sein Öl nicht mehr an den Westen verkaufen (auch das hat er in Interviews gesagt). Er hat ja genug andere Abnehmer: China, Indien, Brasilien. Die haben sich auch fleißig enthalten bei der UN-Abstimmung. Aus dem Grund war Frankreich ja auch eine treibende Kraft hinter der UN-Resolution und hat ja sofort nach dem heutigen Treffen Kampfflugzeuge losgeschickt. Die haben sich da einfach verspekuliert. Am Anfang sah es ja auch so aus, dass die Rebellen das ganze Land im Handstreich nehmen würden.

    Ein Glaubenskrieg ist das ganze aber nicht.

    Marc++us schrieb:

    Naja, es kann sich nur noch um Tage handeln bis die Fraktion um Cohn-Bendit gegen die mörderische Kriegführung der Amerikaner protestiert. Denn bisher war alles gut - edle Helden gegen den Psychopath. Da die Amis nun dabei sind, ist die Rolle des bösen Buben anderweitig zu vergeben.

    Ja, wenn Gaddafis Leute schlau sind, dann haben sie ihre Luftabwehreinrichtungen irgend wo in Wohngebieten aufgestellt. 110 Marschflugkörper sollten der Presse eine Menge schreckliche Bilder liefern. Idealerweise stehen die Anlagen natürlich noch in der Nähe einer Moschee, damit er in der islamischen Welt noch einen großen Effekt erreicht.



  • Die Alternative ist, dass dieser irre Muammar al-Gaddafi sein ganzes Volk masakriert.


  • Mod

    Marc++us schrieb:

    Aber gerade vor dem Ölhintergrund macht das doch gar keinen Sinn. Jetzt wird es einen Bürgerkrieg geben. Die Ölförderung und -verladung wird beeinträchtigt. Und Glückwunsch an die Franzosen und Engländer: sie haben den Glaubenskrieg aus Astan schön in unseren Vorhof verlagert. Großartige Leistung.

    Ist doch gut. Derzeit kontrollieren die Libyer das Öl, egal ob Gaddafi oder sein Gegner. Bei einem großen Bürgerkrieg hat man aber Gründe, einzumarschieren, um das Öl den Frieden zu sichern. Und schon hat man seine eigenen Interessenvertreter perfekt positioniert. So wie im Irak und in den nächsten 10 Jahren sicherlich auch im Iran.
    Danach werden dann die anderen Länder mit Erdöl folgen mit denen man jetzt noch gute Kontakte pflegt. Bin schon gespannt, welcher Grund in 50 Jahren bei Norwegen vorgeschoben werden wird. Schutz der Wale?



  • Billige Energie und Rohstoffe sind die Basis für Wohlstand.


  • Mod

    Erhard Henkes schrieb:

    Billige Energie und Rohstoffe sind die Basis für Wohlstand. Vielleicht sollte man den Kolonialismus wieder offen einführen.

    Das nennt man heutzutage Imperialismus, wird auch ganz offen betrieben und ist eigentlich noch eine Steigerung des Kolonialismus. Der Kolonialismus wurde hauptsächlich durch Privatpersonen vorangetrieben, die in fernen Ländern Geschäfte machten oder dort schlicht und einfach wohnten und dabei militärisch beschützt wurden. Was wir heute sehen ist von der Auswirkung her für die fernen Länder das gleiche, aber zentralstaatlich gelenkt mit geostrategischen Zielen.



  • Das nennt man heutzutage Imperialismus

    Imperialismus? War das nicht das Schimpfwort, das ich mir in meiner Jugend im "imperialistischen" Westdeutschland von kommunistischen Linken anhören musste, die mir erzählten, dass die DDR und China die einzig wahren sozialistischen Vorbilder seien.



  • SideWinder schrieb:

    Ich bin immer wieder überrascht wie viel Geld man durch das Auspressen solcher Länder verdienen kann. Irgendeine Gegenleistung muss ja schließlich schonmal 110 Marschflugkörper finanzieren. Nehmen wir an jede kosten rund 500K$ dann sind alleine durch die Munition schon 55 Millionen Dollar dahin. Dafür müssen mehr als 1500 Mitarbeiter ein Jahr lang arbeiten.

    MfG SideWinder

    Wir machen das immer wieder gleich. Erst liefern wir den Ländern die Waffen und wenn sie genügend haben, greifen wir sie an.
    Irak http://de.wikipedia.org/wiki/Erster_Golfkrieg#Liste_der_Waffenverk.C3.A4ufe_an_den_Irak
    Afghanistan
    Libyen
    ...

    Die Waffenindustrie muss sich ja irgendwie finanzieren. Immer nur Waffen von unseren Steuergeldern bauen funktioniert doch nicht. Das sieht doch keiner ein, dass wir milliarden an Steuergeldern für Waffen verschwenden, wenn es keinen gibt, der uns angreifen kann bzw. den wir angreifen können. Da ist es doch praktisch, wenn wir einem Land das uns Öl verkauft Waffen verkaufen. Da bekommen wir unser Geld für das Öl einfach wieder zurück. Außerdem braucht man ja auch ein Feindbild. Der böse Kommunist fällt jetzt weg, aber das ist kein Problem, wir haben ja an alle Diktatoren Waffen geliefert. Da nehmen wir einen der was macht, was uns gerade nicht gefällt und schon kann man wieder Waffen bauen um den anzugreifen oder uns vor ihm zu schützen. Wenn wir gerade keinen Diktator zur Hand haben, haben wir immer noch die Terroristen, die kommen komischerweise auch irgendwie an unsere Waffen. Jetzt könnte einer meinen, wenn wir die anderen nicht mehr mit Waffen versorgen würden, müssten wir auch nicht soviele Kriege führen. Ja, aber was würde das für eine Krise auslösen, wenn ein ganzer Wirtschaftszweig wegfällt? Hat man ja schon gesehen, was passiert, wenn eine größere Bank, die schon total verschuldet war, plötzlich offiziell pleite geht.


  • Mod

    rüdiger schrieb:

    Ein Glaubenskrieg ist das ganze aber nicht.

    Wird schon werden, wird schon werden. Was glaubst Du, wie lange dieser Krieg dauert? Die Rebellen kommen gegen die Armee ja nicht an, das wird auch mit Luftwaffe nicht viel besser. Die Armee wiederum kann jetzt nicht mehr gewinnen. Das wird jetzt ein schöner netter Bürgerkrieg, und je länger der dauert, desto fanatischer muß man werden um zu gewinnen.

    Irgendwann sagt sich dann auch ein Libyer "man, mit Gaddafi war schlimm, aber jede Nacht die Bombenangriffe ist schlimmer" (vgl. Irak).

    rüdiger schrieb:

    Idealerweise stehen die Anlagen natürlich noch in der Nähe einer Moschee, damit er in der islamischen Welt noch einen großen Effekt erreicht.

    S.o.

    Damit kann dann des weltweit herumvagabundierende Glaubenskämpferpack zum Schutz einrücken.


  • Mod

    Erhard Henkes schrieb:

    Die Alternative ist, dass dieser irre Muammar al-Gaddafi sein ganzes Volk masakriert.

    Also, sein ganzes Volk wird er kaum umbringen, da er ja weiterhin Leute für die Arbeit braucht.

    Er stellt die Anführer und Helfer der Opposition an die Wand, dabei auch einige Unschuldige, aber letztlich käme er schnell wieder zurück zur Ausgangsposition.


  • Mod

    Geht schon los:

    SPON schrieb:

    Arabische Liga kritisiert Luftangriffe

    Kritik am Vorgehen der Westmächte kam vom Chef der Arabischen Liga, Amr Mussa: Die Luftangriffe dienten nicht dem vereinbarten Ziel, eine Flugverbotszone über Libyen durchzusetzen, sagte Mussa am Sonntag in Kairo. "Wir wollen Schutz für die Zivilbevölkerung und keinen Beschuss weiterer Zivilisten." Die Luftangriffe gingen weiter als jene Schritte, die von der Arabischen Liga gebilligt wurden, so Mussa.



  • Marc++us schrieb:

    Wird schon werden, wird schon werden. Was glaubst Du, wie lange dieser Krieg dauert? Die Rebellen kommen gegen die Armee ja nicht an, das wird auch mit Luftwaffe nicht viel besser. Die Armee wiederum kann jetzt nicht mehr gewinnen. Das wird jetzt ein schöner netter Bürgerkrieg, und je länger der dauert, desto fanatischer muß man werden um zu gewinnen.

    Irgendwann sagt sich dann auch ein Libyer "man, mit Gaddafi war schlimm, aber jede Nacht die Bombenangriffe ist schlimmer" (vgl. Irak).

    Gut, es kommt drauf an, was du mit Glaubenskrieg meinst. Es wird auf jeden Fall nicht vergleichbar mit Irak oder Afghanistan, wo die Religion eine große Rolle spielt und radikale Gruppen Muslime von überall für den Kampf gegen die Kreuzritter gewinnen können. Das geht in Libyen einfach nicht, weil die radikalen Muslime Gaddafi hassen. Es wird denen aber lange als Propaganda-Werkzeug gegen die USA dienen.

    Dass das ganze natürlich auch sehr günstig für Gaddafi ausgehen kann ist klar. Ein Angriff von außen ist immer prima. Selbst Leute die sich abgewandt haben oder unentschieden sind, einigen sich dann schnell wieder, um erst einmal den äußeren Feind zu bekämpfen.

    Marc++us schrieb:

    Erhard Henkes schrieb:

    Die Alternative ist, dass dieser irre Muammar al-Gaddafi sein ganzes Volk masakriert.

    Also, sein ganzes Volk wird er kaum umbringen, da er ja weiterhin Leute für die Arbeit braucht.

    Er stellt die Anführer und Helfer der Opposition an die Wand, dabei auch einige Unschuldige, aber letztlich käme er schnell wieder zurück zur Ausgangsposition.

    Ja, da wird mal wieder eine Panik aufgebaut. Da wird wirklich von "unbewaffneten Zivilisten" und "das ganze Volk" gesprochen. Die unbewaffneten Zivilisten waren doch vor zwei Wochen noch selbst auf der Offensive mit Panzern und Stalinorgeln.

    Marc++us schrieb:

    Geht schon los:

    SPON schrieb:

    Arabische Liga kritisiert Luftangriffe

    Kritik am Vorgehen der Westmächte kam vom Chef der Arabischen Liga, Amr Mussa: Die Luftangriffe dienten nicht dem vereinbarten Ziel, eine Flugverbotszone über Libyen durchzusetzen, sagte Mussa am Sonntag in Kairo. "Wir wollen Schutz für die Zivilbevölkerung und keinen Beschuss weiterer Zivilisten." Die Luftangriffe gingen weiter als jene Schritte, die von der Arabischen Liga gebilligt wurden, so Mussa.

    War ja zu erwarten. Wobei ja angeblich ein paar arabische Staaten eine Beteiligung zugesagt haben.



  • Hier nochmal um das ganze "unschuldige harmlose unbewaffnete Zivilisten" in ein realistischeres Licht zu rücken. Aufnahmen wie Aufständische mit angeblich getöteten "Söldnern" auf ihrer Motorhaube herum fahren und feiern: http://www.youtube.com/watch?v=utHdXuEmq_k

    Man muss dazu wissen, dass gerade am Anfang des Bürgerkriegs zahlreiche Schwarzafrikaner von den Aufständischen getötet und als "Söldner" deklariert wurden, nachdem Gerüchte kursierten, dass Gaddafi schwarzafrikanische Söldner einsetzen würde.

    http://english.aljazeera.net/news/africa/2011/02/201122865814378541.html



  • Es ist echt unglaublich, in was für eine Scheiße sich die USA, Frankreich etc. gerade wieder stürzen. Es macht absolut keinen Sinn da einzugreifen und am Ende wird dann wieder "dem Westen" die Schuld gegeben.
    Mir ist die Motivation hinter dem Eingreifen absolut nicht klar.


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