Mengenlehre



  • ok. danke. hab ich mir schon fast gedacht 🙂

    Wenn ich mir nun deine Menge M mal anschaue und die Komplementärmenge aufschreiben möchte, wie macht man das denn mathematischt?

    Die Komplementärmenge hat alle Zahlen aus 1-5, doch ich weiß ja gar nicht, ob auch negative oder irrationale Zahlen dabei sind. Wie schreibe ich die KOmplementärmenge auf?

    edit: Noch eine kleine Anfügung zur vorletzen Frage. Wenn ich ein Kartesisches Produkt zweier Mengen erstelle und Tupel wie (4,5) und (5,4) entstehen, MUSS oder KANN ich sie dann auch rausstreichen, also die "doppelten"?

    Danke



  • Das kommt auf das Universum (die Grundmenge) an.

    Wenn du im Universum der natuerlich Zahlen N := {0, 1, 2, ... } bist und A = {0,1}, dann ist das Komplement von A gegeben durch N\A = {2, 3, 4..}. Die Notation N\A bedeutet "alle Elemente aus N ohne die Elemente aus A".

    Wenn du im Universum der rationalen Zahlen bist, dann ist Q/A = { x in Q : x nicht in A}



  • freakC++ schrieb:

    Wenn ich ein Kartesisches Produkt zweier Mengen erstelle und Tupel wie (4,5) und (5,4) entstehen, MUSS oder KANN ich sie dann auch rausstreichen, also die "doppelten"?

    Die sind nicht doppelt. Zeichne dir in einem Koordinatensystem die beiden Punkte ein, wie du es aus der Schule kennst.



  • freakC++ schrieb:

    edit: Noch eine kleine Anfügung zur vorletzen Frage. Wenn ich ein Kartesisches Produkt zweier Mengen erstelle und Tupel wie (4,5) und (5,4) entstehen, MUSS oder KANN ich sie dann auch rausstreichen, also die "doppelten"?

    (4,5) und (5,4) sind gar nicht gleich also darfste die nicht als "doppelt" rausstreichen.



  • freakC++ schrieb:

    kann mir jemand anschaulich erklären, warum der Begriff der "Menge aller Mengen" sinnlos und vor allem widersprüchlich ist? Onkel Google hat da nichts Zufriedenstellendes für mich 🙂

    Das ergibt sich aus dem zahlentheoretischen Hintergrund der Mengenlehre. Man könnte allgemein sagen, Mengenlehre ist Ausdifferenzierung. Man würde dann wohl sagen, die ausdifferenzierte Elementmenge "Nicht-Ausdifferenziert".

    Mir fällt es einfacher, solche Zusammenhänge zu verarbeiten, wenn ich geschichtliche Hintergründe und Zusammenhänge erkennen kann, also z.B. die Überlegungen von Cantor zu seiner Zeit.

    Oft sind gewisse theoretische Ideen nicht unabhängig von aktuellen Vorkenntnissen und Theorien bzw. Weltbildern einer Zeit. Für heutige Zeiten wären vielleicht virtuelle Zahlen oder simulierte Zahlen eine passende Theorie. Aber Gauss war seiner Zeit weit voraus, könnte man meinen.

    z.B.
    Menge A: normale Zahlen
    Menge B: virtualisierte Zahlen
    Menge C: normale Zahlen + virtualisierte Zahlen
    Menge 😨 normale Zahlen + virtualisierte Zahlen + normale und virtualisierte Zahlen und natürlich nochmal D...
    (...irgendwie geht das daneben...aber vielleicht kann man doch noch die Kurve kriegen?)

    @freakC++:
    vergiß, was ich da oben geschrieben hab, aber schau dir die Arbeit Cantors an, schaden kann das nicht - ...oder etwa doch...?



  • Ein schoenes und anschauliches Beispiel fuer die Selbstreflexivitaet ist folgendes:

    "Der Barbier rasiert jeden, der sich selber nicht rasiert. Rasiert sich der Barbier?".

    Bei Antworten, Ja und Nein, fuehren zu einem Wiederspruch.

    Wenn man die Aussage oberhalb in der Mengenschreibweise formuliert ist man bei der Russelschen Anatomie.



  • icarus2 schrieb:

    Wenn man die Aussage oberhalb in der Mengenschreibweise formuliert ist man bei der Russelschen Anatomie.

    Der Ärmste.



  • volkard schrieb:

    icarus2 schrieb:

    Wenn man die Aussage oberhalb in der Mengenschreibweise formuliert ist man bei der Russelschen Anatomie.

    Der Ärmste.

    Was meinst du mit der Aermste?
    Ich habe nur ein Beispiel genannt, das auf Russels Anotomie zurueckzufuehren ist. Ist denn daran etwas falsch?



  • Du hattest geschrieben, er habe eine widersprüchliche Anatomie. 🤡



  • volkard schrieb:

    Du hattest geschrieben, er habe eine widersprüchliche Anatomie. 🤡

    Nein, es war bloss an anschauliches Beispiel fuer seine Anatomie.



  • Ok, ich geb's auf.



  • Auch im Matheforum gibt's also was zu lachen. Apropos. Wo steckt eigentlich PI?



  • volkard schrieb:

    Ok, ich geb's auf.

    Achso. Ein Bier spaeter weiss ich was du meinst 😃



  • Ich hake hier mal ein. Bitte beachten, dass ich quasi keine Mathematische Bildung besitze. (Schüler..)
    Ich verstehe das Paradoxon bei "Es sei R die Menge aller Mengen, die sich selbst nicht beinhalten.". (Wie bei dem Rasierbeispiel.) Die Frage "Ist R in R?" ist nicht zu beantworten, da R in R sein müsste, wenn R nicht in R ist und R nicht in R sein darf, wenn R in R ist.

    Aber bei "Es sei R die Menge aller Mengen." ist die Frage "Ist R in R?" doch eindeutig mit "Ja" zu beantworten?





  • camper schrieb:

    cooky451 schrieb:

    Aber bei "Es sei R die Menge aller Mengen." ist die Frage "Ist R in R?" doch eindeutig mit "Ja" zu beantworten?

    Und was ist mit der Menge aller Mengen selbst? Anders gefragt: kann eine Menge sich selbst enthalten?

    Ist das ein Unterschied zu "Ist R in R?"? Ich denke nicht, bzw. ich sehe ihn nicht. Ich würde die Frage weiter mit "Die Menge aller Mengen beinhaltet sich selbst, denn die Menge aller Mengen ist ja eine Menge." beantworten. Das gibt zwar irgendwie eine unendliche Rekursion, aber ist das ein Problem?



  • Ich bin auch kein Mathematiker und trinke heute Abend nicht mein erstes Bier aber ich versuchs mal:

    Wir nehmen an, die Menge aller Mengen existiert. Wir haben dann folglich M = {A | A eine Menge}. Da M selber eine Menge ist gilt folglich, dass M € M. Daraus folgt, dass gewisse Mengen sich selber als Element enthalten.

    Es ist aber auch klar, dass dies nicht fuer alle Mengen gilt. A = {1, 2, 3} enthaelt sich zum Beispiel nicht selber als Element. Wier definieren also die Menge S, als die Menge aller Mengen, die sich selber nicht als Element enthalten. Formalt gilt also S = { A | A nicht Element von A}.
    Jetzt kannst du fuer S in S und S nicht in S den Wiederspruch herleiten.

    Es folgt daraus, dass das Konzept der Menge aller Mengen zu einem Wiederspruch fuehrt.



  • @icarus2
    Weil es eine paradoxe Menge mit einer bestimmten Eigenschaft (= enthält sich selbst) gibt, schließt du alle Mengen mit der gleichen Eigenschaft aus? Also gibt es auch nicht die Menge aller Mengen, die eine 3 beinhalten und nicht die Menge aller unendlichen Mengen?
    Ich kann das nachvollziehen, aber ich kann irgendwie an nichts festmachen, ob das jetzt als Beweis gültig ist oder nicht. Etwas eigenartig..

    (Edit: Mal logisch nachgedacht ist das eigentlich kein Beweis. Wenn man durch diese eine Paradoxe Menge R alle Mengen mit mindestens einer Eigenschaft aus R ausschließt, gäbe es keine Mengen die Elemente enthalten, denn R enthält offensichtlich Elemente. Schlimm.. :))



  • Ich denke das ist ein Beweis. Ich versuche es einmal etwas genauer:

    Wir wollen beweisen, dass das Konzept einer Menge aller Mengen wiederspruechlich ist. Um das zu zeigen nehmen wir an, dass es eine Menge aller Mengen gibt und zeigen, dass sich daraus ein Wiederspruch ableiten laesst (dies zeigt dann, dass das Konzept einer Menge wiederspruechlich / nicht sinnvoll ist).

    (i)
    Sei M die Menge aller Mengen. Weill alle Mengen in M enthalten sind und M selber eine Menge ist muss M € M gelten.

    (ii)
    Wir wissen jedoch, dass z.B. X = {1, 2, 3} sich selber nicht als Element enthaelt (es ist egal, was X fuer eine Menge ist, wir zeigen hier bloss, dass es mindestens eine solche Menge gibt. Mehr brauchen wir nicht).

    (iii)
    Aus (ii) schliessen wir also, dass es eine nichtleere Menge S = { A | A nicht in A} gilt. Da S eine Menge ist, gilt also auch S € M.
    Wir muessen uns nun fragen, ob S € S oder S nicht € S. Wir sehen dann, dass sich aus beiden Annahmen einen Wiederspruch ergibt.

    PS:
    Wir haben S bloss aus der Definition einer Menge und der Annahme von M hergeleitet. Wir haben sonst nichts anderes verwendet. Und weil wie die Menge aller Mengen angenommen haben, hat sich der Wiederspruch ergeben.

    Ist das etwas klarer? Ich habe extra (i)-(iii) reingeschrieben, damit du genauer sagen kannst, welchen Schriit du nicht verstehst.

    *Edit
    Ich habe bei (ii) A durch X ersetzt, damit es keine Verwirrung gibt mit der Definition von S in (iii).



  • Hm.. ok, also vielleich etwas anders formuliert: Wenn es Mengen gibt die sich selbst enthalten und es gleichzeitig Mengen gibt, die sich nicht selbst enthalten, gibt es mindestens eine Menge R, für die die Frage "Ist X ein Element von R?" nicht entscheidbar ist. (Siehe Beweis (iii).) Da diese Frage aber immer entscheidbar sein soll, dürfen beide Eigenschaften auf das System nicht zutreffen. Da ein System mit Mengen, die nur sich selbst enthalten, keinen Sinn bringen würde, darf es in dem System keine Mengen geben, die sich selbst enthalten. Daraus folgt dann auch, dass in dem System weder die Menge aller Mengen existieren kann, noch die Menge aller Mengen die 3 enthalten, noch die Menge aller unendlichen Mengen, ...

    Mein Denkfehler war wohl, "die Existenz" über einen Beweis als eigenes Paradoxon sehen zu wollen. (Was aber nicht geht -> in einem System in dem Mengen nur sich selbst enthalten können, gibt es genau eine Menge, die Menge aller Mengen.)

    Soweit richtig? Ich habe das Gefühl, der Sache langsam näher zu kommen..


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