Gehobene Sprache



  • Hi, fallen euch ein paar "gehobene" Redewendungen ein ?
    sowas wie :
    "Das tangiert mich äußerst periphär" (das geht mir am arsch vorbei)

    --
    // nen freund hat mir nen paar geschickt :

    Ballistische Experimente mit kristallinem H2O auf dem Areal der
    Pädagogischen Institutionen unterliegen striktester Prohibition!
    (Das Werfen von Schneebällen auf dem Schulhof ist verboten!)

    Populanten von transparenten Domizilen sollen mit fester Materie
    keine transzendenten Bewegungen durchführen.
    (Wer im Glashaus ist, sollte nicht mit Steinen werfen.)

    Das maximale Volumen subterraner Agrarprodukte steht in
    reziproker Relation zur spirituellen Kapazität des Produzenten.
    (Die dümmsten Bauern haben die größten Kartoffeln.)

    Eine strukturell desintegrierte Finalität in Relation zur Zentralisationskonstellation
    provoziert die eskalative Realisierung destruktiver Integrationsmotivationen
    durch permanent lokal aggressive Individuen der Spezies "Canis".
    (Den letzten beißen die Hunde.)

    Es existiert ein Interesse an der generellen Rezesion der Applikation
    relativ primitiver Methoden komplimentär zur Favorisierung Adäquater komplexer Algorithmen.
    (Warum einfach, wenn's auch kompliziert geht?)

    In meiner psychologischen Konstitution manifestiert sich eine absolute
    Dominanz positiver Effekte für eine labile existente Individualität Deiner Person.
    (Ich liebe Dich!)

    Die Initialisierung eines Teils vom wiederum 365.2-ten Teil der Bewegung unseres Rotationsellipsoiden
    um eine gigantische, dichte Wasserstoff-/Heliumwolke beinhaltet im Sprechinstrument ein Edelmetall.
    (Morgenstund hat Gold im Mund)

    Mentale Imagination besitzt die Abilität durch Kontinentaldrift kausierte Gesteinsformationen
    in ihrer lokalen Position zu transferieren.
    (Der Glaube kann Berge versetzen)

    Ein der optischen Wahrnehmung unfähiges, gefiedertes, aber des Fliegens nicht mächtiges Haustier
    gelangt in den Besitz nicht näher definierter Sämereien.
    (Ein blindes Huhn findet auch ein Korn)

    Vier-Topf-Zerknallungs-Treibling
    (Vierzylindermotor)

    Transparentpudding
    (Götterspeise)

    Die Struktur einer ambivalenten Beziehung beeinträchtigt das visuelle und kognitive
    Wahrnehmungsvermögen extrem.
    (Liebe macht blind.)

    Wäre es nicht adäquat, den Usus heterogener Termini zu minimieren?
    (Sollte man nicht weniger Fremdworte verwenden?)

    Unter Einsatz immenser, jedoch bis zum Moment der Aktualisierung des Impulses
    latenter Energien löste sich die amphibielle Kreatur von ihrem habituellen Standort
    und verschwand, einer in erster Näherung parabolischen Bahnkurve folgend,
    in den mehr oder minder transparenten Räumen ihrer Existenz.
    (Ein Frosch sprang ins Wasser.)

    Schallwellen werden von dichtstehenden Bäumen reflektiert.
    (Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.)

    Die Auslotung gradientenfreier Gewässer bereitet messtechnisch gesehen Schwierigkeiten.
    (Stille Wasser sind tief)

    Bei der intendierten Realisierung der linguistischen Simplifizierung des regionalen Idioms
    resultiert die Evidenz der Opportunität extrem apparent, den elaborierten und quantitativ
    opulenten Usus nicht assimilierter Xenologien konsequent zu eliminieren!
    (Zur Vereinfachung der Muttersprache erscheint es sehr sinnvoll,
    nicht so viele schwierige Fremdwörter zu benutzen...)

    Oberhalb der Kulminationspunkte forstwirtschaftlicher Bestände tendieren die Dezibelwerte gegen den Nullpunkt.
    (Über allen Wipfeln ist Ruh'.)

    ---
    IEK IN 3stunden schon wieder aufstehen 😞



  • Das tangiert mich äußerst periphär

    Sowas Schlaues kommt aber auch nur dann gut, wenn man es fehlerfrei schreiben kann. :p 😃



  • Erstens das, und zweitens ist das blosse Angeberei und hat nichts mit
    "gehober Sprache" (IMO auch falsch. Deutsch ist nicht "gehobener" als Englisch. Was Du wohl meinst ist Ausdruck) zu tun.

    Wenn Du mich fragst, dann ist ein Ausdruck wie "Die duemmsten Bauer haben die groessten Kartoffeln" weiterentwickelter als
    "Das maximale Volumen subterraner Agrarprodukte steht in reziproker Relation zur spirituellen Kapazität des Produzenten.".
    Den das erste versteht so ziemlich jeder. Und das Ziel einer Sprache sollte sein, dass moeglichst jeder sie versteht,
    damit Du mit deinen Gedanken eine moeglichst breite Masse erreichst. Was kann es schon bringen ewig lang etwas zu sagen, ohne, dass jemand es versteht?



  • Ich hatte einen bei mir im Mathe LK. Der ist vom gleichen Schlag. Hauptsache es klingt erstmal kompliziert.
    Da dachte er, kann er mit seinen krassen Formulierungen in Mathe was holen...mehr als 7 Punkte wurdens wegen nicht kaschierbarer Blödheit aber nicht 😃



  • Apollon schrieb:

    damit Du mit deinen Gedanken eine moeglichst breite Masse erreichst

    :kotz:
    Was liegt dir am letzten Deppen, daß du jedes Wort auf ihn runterdummen mußt? Wem meine Worte keinen Gedanken wert sind, ist meiner Worte nicht wert.

    Gehoben spricht von struktureller Eleganz, einem eigenständigen, mit dem transportierten Inhalt wechselspielenden Rythmus und einem tiefergreifenden Verständnis für Zusammenhänge und Geschichte. Das fordert grundlegende intellektuelle Kapazitäten des Zuhörers, die nicht jeder aufzubringen vermag, und noch weniger aus dem Stand.

    Verklausulierung, Entfremdung und nichtumgangssprachliche Wortwahl allein führen zu keiner gehobenen Sprache, sie sind nur papiernes Blendwerk für die Massen, die es gewohnt sind, mit Spracheinheitsbrei abgefüllt zu werden - oder im schlimmsten Falle ein Cargo-Cult, tumbes Nachäffen einer Hülle, ohne Zugang zum Kern.

    Das mit dem Frosch hat mir aber trotzdem gefallen 😃

    Und was hat das mit English zu tun?
    :p



  • Oberhalb der Kulminationspunkte forstwirtschaftlicher Bestände tendieren die Dezibelwerte gegen den Nullpunkt.

    Bei 0 dB höre ich aber noch ne ganze Menge... -unendlich dB ist nämlich real 0.



  • volkard hat ne gehobene Sprache.



  • Gleichwohl aber eine ordinäre Capitalienutilisierung.



  • Der Akademiker weiß sich durch seine Sprechweise vom Nichtakademiker unterschieden, das ist allbekannt. Diese ist aber keineswegs gehoben, obgleich es Leute gibt, die sich mangels Intellekt ihrer nicht befleißigen können, was auf den Thread-Ersteller unzweifelhaft zutrifft. Vielmehr muß gesagt werden, daß sie ein Werkzeug ist, und sie ist nicht mehr oder weniger gehoben als ein Hammer. Sie strebt nur nach Einfachheit, Eindeutigkeit und Prägnanz und ist insofern sehr gut mit C++ vergleichbar, nebst ähnlicher Fehleinschätzungen Außenstehender. Fremdwörter werden gemieden und nur verwandt, wenn Einfachheit, Eindeutigkeit oder Prägnaz im besonderen Maße gefährdet wären, so man die Fremdwörter nicht nähme.
    Zur gehobenen Sprechse aber gehört mehr. Der Sprecher muß unter anderem vom Wunsch beseelt sein, die Ziele der akademischen Sprechse zu erfüllen und auch ein wenig das sprachliche Brauchtum pflegen.

    Gehoben spricht von struktureller Eleganz, einem eigenständigen, mit dem transportierten Inhalt wechselspielenden Rythmus und einem tiefergreifenden Verständnis für Zusammenhänge und Geschichte. Das fordert grundlegende intellektuelle Kapazitäten des Zuhörers, die nicht jeder aufzubringen vermag, und noch weniger aus dem Stand.

    Qautsch mit Sauce. Wie soll denn der Inhalt mit dem Rhytmus wechselspielen? Du bist gerade in die Falle getappt und hast papiernes Blendwerk tumb nachgeäfft. Sorry, Abzug in der B-Note.

    Verklausulierung, Entfremdung und nichtumgangssprachliche Wortwahl allein führen zu keiner gehobenen Sprache, sie sind nur papiernes Blendwerk für die Massen, die es gewohnt sind, mit Spracheinheitsbrei abgefüllt zu werden - oder im schlimmsten Falle ein Cargo-Cult, tumbes Nachäffen einer Hülle, ohne Zugang zum Kern.

    Dem muß ich zustimmen.



  • es heißt übrigens gehobene sprechse



  • volkard schrieb:

    Sie strebt nur nach Einfachheit, Eindeutigkeit und Prägnanz und ist insofern sehr gut mit C++ vergleichbar, nebst ähnlicher Fehleinschätzungen Außenstehender.

    Naja, so ganz stimmt das nicht. Natürliche Sprache strebt nach Ökonomie, also einem möglichst günstigen Verhältnis aus Aufwand und Ausdrucksstärke.

    Einfachheit ist ohnehin relativ. Ist es einfacher "unzählige" Wörter auswendig zu lernen, um etwas ausdrücken zu können, oder ist es einfacher "komplizierte" Regeln zu lernen, um mit kleinerem Wortschatz die selbe Ausdrucksstärke zu erhalten? Dass es da keine "beste Lösung" gibt, sieht man schon daran, dass es für alle Abstufungen Sprachvertreter gibt. Das Deutsche geht btw einen Mittelweg.

    Und Eindeutigkeit lässt sich sowieso überhaupt nicht halten, denn wirklich jede Sprache wimmelt nur so von Doppeldeutigkeiten:
    Er sieht das Mädchen mit dem Fernrohr.



  • volkard schrieb:

    Sie strebt nur nach Einfachheit, Eindeutigkeit und Prägnanz und ist insofern sehr gut mit C++ vergleichbar,

    seit wann ist c++ einfach und eindeutig?



  • *lol*



  • SeppSchrot schrieb:

    Gleichwohl aber eine ordinäre Capitalienutilisierung.

    Capitalien? Was ist das? Meistest Du Majuskeln? Ich füchte jetzt mal, daß Du ein Fremdwort erfunden hast, um den Satz zu "erheben". Das wäre schlimm.



  • sarfuan schrieb:

    Und Eindeutigkeit lässt sich sowieso überhaupt nicht halten, denn wirklich jede Sprache wimmelt nur so von Doppeldeutigkeiten:
    Er sieht das Mädchen mit dem Fernrohr.

    Deswegen sage der Akademiker auch "Er sieht das Mädchen, das das Fernrohr hat." oder "Er sieht mit dem Fernrohr das Mädchen.". Ich sage nicht, daß das Deutsche eindeutig sei, wohl aber, daß die akademische Sprechweise nach Eindeutigkeit strebt. Und das macht auf größere Distanzen auch einfacher und prägnanter.
    Kann ich Dir sonst noch was erklären, was ich zuz undeutlich ausgedrückt habe?



  • net schrieb:

    volkard schrieb:

    Sie strebt nur nach Einfachheit, Eindeutigkeit und Prägnanz und ist insofern sehr gut mit C++ vergleichbar,

    seit wann ist c++ einfach und eindeutig?

    Bis auf die nachgerade kaputte Syntax ist C++ die Sprache der Wahl, wenn man Zusammenhänge so hinschreiben will, wie sie sind. Mehrfache Erblichkeit gibt es in der Außenwelt (,falls es eine Außenwelt gib).

    Daher war mein Satz auch ein wenig länger als dein Semizitat.

    volkard schrieb:

    Sie strebt nur nach Einfachheit, Eindeutigkeit und Prägnanz und ist insofern sehr gut mit C++ vergleichbar, nebst ähnlicher Fehleinschätzungen Außenstehender.



  • Deswegen sage der Akademiker auch "Er sieht das Mädchen, das das Fernrohr hat." oder "Er sieht mit dem Fernrohr das Mädchen.".

    Krass. Die Akademiker die ich kenne würden sowas nie sagen. Die verwenden nämlich nur ungern so kurze Sätze mit handelnden Subjekten und aktiven Verben. Lieber immer schön Substantivierung. Dazu lang und durch die Brust ins Auge.
    Durch die Benutzung eines Fernrohrs wurde die Wahrnehmung...
    Wobei einige der mir bekannten Akademiker ein Wort wie Wahrnehmung niemals verwenden würde - nicht wo es doch auch Perzeption gibt.



  • HumeSikkins schrieb:

    Deswegen sage der Akademiker auch "Er sieht das Mädchen, das das Fernrohr hat." oder "Er sieht mit dem Fernrohr das Mädchen.".

    Krass. Die Akademiker die ich kenne würden sowas nie sagen. Die verwenden nämlich nur ungern so kurze Sätze mit handelnden Subjekten und aktiven Verben. Lieber immer schön Substantivierung.

    Und das macht das Lesen von Texten, die Akademiker verfasst haben, uninteressant.
    🙄



  • Sowas nenne ich nicht gehobene Sprache sondern geschwollene Sprache.



  • HumeSikkins schrieb:

    Krass. Die Akademiker die ich kenne würden sowas nie sagen. Die verwenden nämlich nur ungern so kurze Sätze mit handelnden Subjekten und aktiven Verben. Lieber immer schön Substantivierung. Dazu lang und durch die Brust ins Auge.

    Die fachlich Kompetenten Akademiker, die du so kennst, sind auch so drauf? Oder sind die Langwortaffen eher die, die nichts zu sagen haben?

    Übrigens ist das Verlegen der Spachbedeutung auf die Hauptwörter ganz und gar nicht irgendwie gehoben, sondern schlicht Sportlerdeutsch, mit dem Meister aller Klassen Boris Becker, der immer, wenn er ein Interview gemacht hat, Sachen gesagt hat, wie daß er immer erst Frühstück macht und dann Training macht, dann Pause macht und dann wieder Training macht und dann...
    Er war schlicht nicht in der Lage, zu trainieren.


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