Ist dieser Artikel ernst gemeint? Spiegel: "Studentin in Rage: Meine Armut kotzt mich an."
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GNU-Fan schrieb:
Elektronix schrieb:
Zudem muß das BAFöG endlich mal leistungsbezogen gezahlt werden.[/b]
Jemand, der nicht voll leistungsfähig im Studium ist, weil er seine Finanzen im Nebenjob aufstocken muss, kriegt also immer weniger Geld. Toll.
Das klingt mal wieder wie absichtlich mißverstanden. :p
Das BAFöG dient heute schon dazu, den Studenten den Lebensunterhalt zu finanzieren- allerdings keine Luxuswohnung. Das soll verhindern, daß Studenten mit geringeren Mitteln neben dem Studium jobben müssen.
Mit Leistungsbezogen ist gemeint: Im ersten Semester bekommt jeder, der Anspruch hat, volles BAFöG. Wer danach innerhalb einer bestimmten Zeit bestimmte Studienleistungen erbringt (z. B. bestimmte Anzahl an Pflichtkursen im Semester, Examen spätestens nach Regelzeit + 2 Semestern o. ä.), bekommt im nächsten Semester weiter volles BAFöG. Wer Leistungen verzögert, dem wird die Auszahlung verringert oder gestrichen.
Der Lebensunterhalt bleibt also erhalten, solange die Studenten entsprechende Studienleistungen vorweisen. Wer sich anderweitig beschäftigt, kann auch anderweitig Geld verdienen und braucht kein BAFöG.Warum hört man nicht einfach auf, auf das vermeintlich Einkommen der Eltern zu schauen und gewährt jedem Studenten den gleichen Betrag und jeder muss das gleiche später zurückzahlen?
Dann kann jeder selbst entscheiden, ob er lieber Dieseljeans trägt, eine Weltreise macht oder eben studiert.
Weil dann noch immer nicht jeder entscheiden könnte, was er trägt:
Weil das das Gerechtigkeitsempfinden empfindlich stören würde. Kinder aus reichen Elternhäusern werden dann von BAFöG UND Eltern subventioniert und können Weltreisen machen und/oder teure Nachhilfekurse belegen, während Kinder mit weniger Mitteln büffeln müssen. Es kann nicht Sinn des BAFöGs sein, Unterschiede der sozialen Herkunft noch zu festigen.
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Hallo,
GNU-Fan schrieb:
Warum hört man nicht einfach auf, auf das vermeintlich Einkommen der Eltern zu schauen und gewährt jedem Studenten den gleichen Betrag und jeder muss das gleiche später zurückzahlen?
das gibt es schon, nennt sich Studienkredit. AFAIK kann den zumindest bei uns jeder aufnehmen, der möchte und die Konditionen sind echt gut- fast schon so gut, dass man das Geld nehmen und woanders anlegen könnte.

Wenn ich es richtig verstande habe, ist das Bafög ja aber nur zum Teil ein Kredit und den Rest kriegt man quasi geschenkt.
Zur Studentin will ich gar nichts sagen, außer, dass es solches Verhalten noch öfter gibt. Ein Kommilitone von mir jammert hier z.B. rum, dass er sich jetzt einen Job suchen muss, weil das Bafög nicht mehr reicht, um seine Kneipentouren zu finanzieren. Insofern stelle ich mir eigentlich nur noch die Frage, warum der SPIEGEL sowas druckt bzw. veröffentlicht- soll da irgendwas "getestet" werden?
Chris
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[quote="ChrisM"]
Zur Studentin will ich gar nichts sagen, außer, dass es solches Verhalten noch öfter gibt.
Chris[/quote]Dem schließ ich mich mal an
und für Designer-Klamotten sollte das Geld zumindest nach dem Studium reichen. Von Szene-Clubs red ich nicht erst...usw usfIch gehöre zu jenem, im Artikel angesprochenen Klientel. Arm? Ich habe meine Wohnung, es ist warm und (meistens) was zu Essen. Reicht das Geld? Zumindest ich kann von meinem Bafög + KG auch mal feiern gehen, zugegebener Maßen seltener als früher. Kommen wir also auf den Punkt, es ist in der Tat eine Grundsicherung, nicht mehr, nicht weniger.
Aber mangels finanziellen Backgrounds meinerseits und meiner Eltern habe ich
wohl ein Problem, wenn der Kühlschrank oder die Wama kaputt geht. Und auch das ein oder andere Buch würde ich mir gern kaufen.Verhungern muss jedenfalls keiner. Btw gibt es auch nicht unbedingt überall angemessene Jobs ( man hat mir zuletzt 3,50€ angeboten *gggg*)
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Hi Toostuff,
kann ich Dir nur zustimmen. Und was den Fall einer Havarie bei Kühlschrank oder Waschmaschine betrifft, Studentenzeit ist kein normaler Teil des Lebens. Vieles muß wärend dieser Zeit nur bis zu deren Ende funktionieren, weil man sich danach soliedere Lösungen leisten kann. Es muß also in dem Fall keine teuere Miele (nur als Beispiel jetzt) sein, auch wenn die langfristig gesehen die billigste ist, sondern zur Überbrückung der Zeit bis zum Ende des Studiums reich auch eine billige oder kostenlose Gebrauchte.
Aus meiner Sicht besteht die Hauptraufgabe wärend des Studiums nicht darin, so viel wie möglich zu verdienen und zu erleben und in der wirklich nicht mehr anders totzuschlagenden Zeit ein bisschen zu studieren um dann nach 10 jahren fertig zu sein, sondern seinen Lebensstandard mal für ein paar Jahre runterzufahren und alles zu tun um in kürzester Zeit seinen Abschluß zu schaffen.
Wenn besagte Studentin schon 26 ist, hat sie da schon eine ganze Menge Zeit verplempert und studiert vermutlich schon 7-8 Jahre. Wäre sie so lange bei Muttern wohnen geblieben und hätte sich nur auf ihr Studium konzentriert, wäre sie schon einige Jahre fertig und ale (Geld)sorgen los.
Gruß Mümmel
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Während die Tussi mit 26 noch studiert und sich beschwert, hat mein Bruder eine betriebliche Ausbildung mit 1 bestanden, danach sein Fachabi nachgeholt und hat sein Diplom in Fzg-Technik gemacht. Und? Ist immer noch keine 30 und fährt nach 2 Jahren als Dipl-Ing noch seinen alten Clio, weil erst jetzt ist so langsam dran zu denken, sich etwas zu leisten (z.B. besseres Auto, das nicht andauernd liegen bleibt).
In meiner Ausbildungszeit hieß es immer "Lehrjahre sind keine Herrenjahre!". Sollte mal jemand so nen Spruch für die Studenten kreieren.
Viele verwechseln Studium mit Party.
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muemmel schrieb:
Aus meiner Sicht besteht die Hauptraufgabe wärend des Studiums nicht darin, so viel wie möglich zu verdienen und zu erleben und in der wirklich nicht mehr anders totzuschlagenden Zeit ein bisschen zu studieren um dann nach 10 jahren fertig zu sein, sondern seinen Lebensstandard mal für ein paar Jahre runterzufahren und alles zu tun um in kürzester Zeit seinen Abschluß zu schaffen.
Ich wollte nur mal erwähnen, dass es auch durchaus möglich ist eine Menge zu erleben, Parties zu feiern und trotzdem in Regelzeit abzuschließen. Man muss sich nur ein wenig organisieren und wissen, wann man feiern kann und wann nicht. Naja, und man muss natürlich auch hinter der Studienwahl stehen und nicht nur einfach irgendwas studieren mit dem Hintergedanken nachher ganz dolle reich zu werden
. Wenn man erstmal arbeitet hat man nur wenige Wochen im Jahr, wo man wirklich was erleben kann und eine Auszeit kommt dann auch nicht besonders gut.
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Elektronix schrieb:
Kinder aus reichen Elternhäusern werden dann von BAFöG UND Eltern subventioniert und können Weltreisen machen und/oder teure Nachhilfekurse belegen, während Kinder mit weniger Mitteln büffeln müssen. Es kann nicht Sinn des BAFöGs sein, Unterschiede der sozialen Herkunft noch zu festigen.
Es wird diesen Unterschied sowieso immer geben. Das könntest Du nur ändern, indem Du alle auf den absolut gleichen Stand bringst. Das kann aber kein Fördersystem dieser Welt vollbringen.
Übrigens war das BAFöG mal eine Vollsubvention, das heißt: Keine Zurückzahlung. Im Moment muß man die Hälfte zurückzahlen.
In seiner gegenwärtigen Form ist es aber eine teilweise Fehlkonstruktion:1. Wer schneller zurückzahlt, zahlt weniger zurück als 50% (von wegen Gerechtigkeit und so, gelle)
2. Es gibt Situationen, in denen man besser dasteht, wenn die Eltern _mehr_ verdienen als in einem gedachten Vergleichsfall
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Hi,
wenn man absolute Gleichbehandlung und Gerechtigkeit wollte, müsste man alle Kinder nach der Geburt ihren Eltern wegnehmen und in Internaten aufziehen. Gab zu Sozialismus-Zeiten mal Autoren utopischer Bücher, die sowas befürwortet haben. Bin sehr froh, daß deren Prognosen nicht eingetreten sind.
Wer als Kind von "Prekariatseltern" zur Welt kommt hat eben immer etwas die Arschkarte gezogen. Das war schon in der Uhrgesellschaft so. aber das entscheidende für eine glückliche Kindheit und einen erfolgreichen Berufsweg ist nicht das Portemonnaie der Eltern, sondern deren Grundeinstellung.
Kinder von Akademikern haben durchaus nicht automatisch die glücklichste Kindheit. Und Kindern von Reichen wurde auch nur das Geld als solches in die Wiege gelegt, aber nicht das eigene durchbeißen.
Vielfach haben gerade Kinder aus sehr armen aber verantwortungsvollen Elternhäusern am Ende den meisten Erfolg, weil sie gelernt haben sich ihren Erfolg selbst zu erkämpfen.Gruß Mümmel
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scrub schrieb:
2. Es gibt Situationen, in denen man besser dasteht, wenn die Eltern _mehr_ verdienen als in einem gedachten Vergleichsfall
Das liegt aber auch wieder mal daran, weil der Staat beim BAFöG nicht den Einkommensbegriff vom Finanzamt anwendet, sondern eine eigene Definition. Dadurch kann "vor dem Finanzamt arm" von "vor dem BAFöG-Amt arm" voneinander abweichen.
Z.B. die Wertung von Wohneigentum gehört dazu, die wird bei BAFöG sehr hoch gewichtet, dabei hat sie eigentlich mit dem Einkommen gar nichts zu tun, weil Wohneigentum oftmals mit Schuldenlast verbunden ist. Das führt dann zur lustigen Situation, daß Eltern mit Mietwohnung und 1000 EUR Kosten pro Monat gegenüber gleichverdienenden Eltern mit gekauftem Haus und 1000 EUR Schuldendienst pro Monat "ärmer" sind und man beim BAFöG besser steht. Obwohl die Eltern in beiden Fällen gleich hohen Cash Flow haben.
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muemmel schrieb:
Kinder von Akademikern haben durchaus nicht automatisch die glücklichste Kindheit. Und Kindern von Reichen wurde auch nur das Geld als solches in die Wiege gelegt, aber nicht das eigene durchbeißen.
Vielfach haben gerade Kinder aus sehr armen aber verantwortungsvollen Elternhäusern am Ende den meisten Erfolg, weil sie gelernt haben sich ihren Erfolg selbst zu erkämpfen.Zum Glück sind das keine Klischees
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Walli schrieb:
muemmel schrieb:
Kinder von Akademikern haben durchaus nicht automatisch die glücklichste Kindheit. Und Kindern von Reichen wurde auch nur das Geld als solches in die Wiege gelegt, aber nicht das eigene durchbeißen.
Vielfach haben gerade Kinder aus sehr armen aber verantwortungsvollen Elternhäusern am Ende den meisten Erfolg, weil sie gelernt haben sich ihren Erfolg selbst zu erkämpfen.Zum Glück sind das keine Klischees
.nein, es ist ein gedanke mit dem es sich besser leben lässt, wenn man vielleicht großes vor hat
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Hi Walli,
nein, es sind keine Klischees, sondern leute die ich kenne, zum Teil schon seit vielen jahrzehnten.
Gruß Mümmel
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Ich kenne solche Leute auch zur Genüge, ebenso wie ich das krasse Gegenteil beider Seiten (arm und klug aber faul bzw. wohlhabend und zielstrebig) kenne. Für mich sind das Klischees!
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Hi Walli,
nun ich hab nicht gesagt daß es so sein MUSS, sondern nur das es vielfach so ist.
Klug, faul, zielstrebig allein entscheiden nicht über den Erfolg. Entscheidend ist in vielen Fällen hauptsächlich die Fähigkeit sich durchzubeißen, und da geht nichts über von Kindesbeinen an gelernt.Gruß Mümmel
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Wenn es Deiner Meinung nach nicht so sein muss, warum erwähnst Du es dann?
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muemmel schrieb:
Hi,
Vielfach haben gerade Kinder aus sehr armen aber verantwortungsvollen Elternhäusern am Ende den meisten Erfolg, weil sie gelernt haben sich ihren Erfolg selbst zu erkämpfen.
Gruß MümmelMerkt man an den Statistiken, die die Bildungsminister in letzter Zeit immer wieder aufschrecken: "Kinder aus sozial schwachen Familien haben weniger Chancen zum Aufstieg..."

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Hallo
Die PISA-Studie sagt auch etwas total anderes. Das deutsche Schulsystem ist demnach so, dass Kinder aus bildungsferneren Schichten deutlisch schlechtere Chancen haben als Kinder aus Akademikerfamilien. Vielleicht solltest du nicht deine Einzelerfahrungen generalisieren, sondern dich mal in der entsprechenden Literatur schlau machen.
chrische
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Hi Chrische,
darum habe ich ja extra von VERANTWORTUNGSVOLLEN Elternhäusern geschrieben.
Das man nicht arm und erfolgreich gleichsetzen kann ist mir schon klar.
Die schlechteren Chancen von Kindern aus bildungsfernen Schichten resultieren meiner Meinung nach aber in erster Linie nicht aus mangelndem Geld sondern eher aus bildungsfeindlicher oder zumindest bildungsgleichgültiger Erziehung und Grundeinstellung in diesen Familien. In Akademikerfamilien werden die Kinder dagegen vielfach schon von frühester Kindheit hin zu einem gesunden Wissensdrang hingeleitet.
Trotzdem ist eine Akademikerfamilie nicht unbedingt ein Garant für eine glückliche Kindheit. Vielfach stehen die Kinder da unter einem gewaltigen Leistungsdruck und haben Terminkalender wie manche Manager. Dafür kommt die emotionale Seite oft zu kurz und statt sich auch zu Hause richtig auszutoben wird von den Kindern in erster Linie erwartet, daß sie pflegeleicht sind und die Eltern nicht nerven.Gruß Mümmel
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Hallo
Dein Beitrag ist wirklich ein einziges Klischee.
chrische
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muemmel schrieb:
Hi Chrische,
darum habe ich ja extra von VERANTWORTUNGSVOLLEN Elternhäusern geschrieben.
Das man nicht arm und erfolgreich gleichsetzen kann ist mir schon klar.
Die schlechteren Chancen von Kindern aus bildungsfernen Schichten resultieren meiner Meinung nach aber in erster Linie nicht aus mangelndem Geld sondern eher aus bildungsfeindlicher oder zumindest bildungsgleichgültiger Erziehung und Grundeinstellung in diesen Familien. In Akademikerfamilien werden die Kinder dagegen vielfach schon von frühester Kindheit hin zu einem gesunden Wissensdrang hingeleitet.Da muß ich auch mal widersprechen: Das Kinder aus sozial schwachen Verhältnissen schlechtere Schulleistungen erbringen, liegt nicht einfach nur an der "Bildungsfeindlichkeit" der Eltern. Mitunter müssen sich die Eltern beide in ihren Berufen- manchmal sogar mehrere nebeneinander- aufreiben und haben keine Zeit oder keine Kraft mehr, sich um die Kinder zu kümmern. Deswegen sind sie aber noch lange nicht gleichgültig. Reiche Familien haben häufig einen Elternteil, der gar nicht oder nur halbtags arbeitet und damit wesentlich mehr Zeit für die Kinder hat.
Tatsache ist, daß Kinder aus der sozialen Unterschicht in mehrfacher Hinsicht benachteiligt sind: Die Eltern leiden unter der Doppelbelastung Beruf/Familie und geben dies an die Kinder weiter- meistens auch ungewollt. Lehrer sind bei diesen Kindern mit Vorurteilen belastet und beurteilen sie ungerecht bzw. nicht sachgerecht zu niedrig. Die Eltern können oft das Studium der Kinder nicht finanzieren- einschließlich der z. T. sehr teuren Bücher.