Suizide seit dem Amoklauf.



  • Seit diesem schrecklichen Amoklauf, haben sich (völlig unabhängig davon!) schätzungsweise 75 Menschen in Deutschland, das Leben genommen. Besser gesagt nehmen müssen.

    Es sind 10.000 Menschen pro Jahr in Deutschland.
    Doppelt so viele, wie bei Autounfällen sterben.

    Wann wird es endlich eine öffentliche Diskussion dazu geben?

    Warum gibt es keine Trauermärsche für diese Menschen?
    Lichterketten?
    "Entsetzte" Politiker im TV ?

    Oder Kampagnen in der Schule: Wie den Welt-Aids-Tag. Diese Krankheit ist sehr übel, aber fordert bei weitem nicht so viel Opfer wie schwere psychische Erkrankungen die wesentlich häufiger tödlich enden.

    Und es kann wirklich jeden treffen. Genauso unvorhersehbar wie Krebs.
    Wer das absolut von sich abweist, ist einfach nur naiv.



  • Ich denke die Ursachen für Amokäufe und Suizide sind sich sehr ähnlich. Bei beiden muss ein schweres soziales Defizit vorhanden sein. Damit gebe ich aber nicht dem Täter die Schuld, sondern vor allem denen die weggeschaut haben oder mobben usw. Es ist echt erschrekend wie viele, besonders Jugendliche, keine richtigen Freunde haben. Ich gehe selber noch zur Schule und sehe leider oft, dass viele Schüler nicht in der Lage sind ein Gespräch zu führen, oder sonstige zwischenmenschliche Tätigkeiten auszuführen. Die sind teils 20 Jahre alt und haben alle Erfahrungen, die man braucht um eine gesunde Entwicklung zu durchleben, nicht gemacht. Meine erste Maßnahme wäre, dass jeder Schüler einen Sportverein besuchen muss und diesen auch bezahlt bekommt. Natürlich gibt es Extremfälle, aber ich denke vielen könnte dadurch geholfen werden.



  • tawa schrieb:

    Warum gibt es keine Trauermärsche für diese Menschen?
    Lichterketten?
    "Entsetzte" Politiker im TV ?

    Selbstmord ist eine unverzeihliche, indiskutable Sünde. Die Täter können froh sein, wenn sie nicht einfach irgendwo verscharrt werden. Es ist schon skandalös, dass die säkularen Staaten heutzutage eine Beerdigung von Selbstmördern zusammen mit guten Christen am selben Ort erzwingen. Und du willst auch noch, dass die Täter besonders bemitleidet werden? Wie dir viele Gläubige gerne sagen werden: Wir sind doch eine christlich geprägte Gesellschaft!



  • minhen schrieb:

    Selbstmord ist eine unverzeihliche, indiskutable Sünde. Die Täter können froh sein, wenn sie nicht einfach irgendwo verscharrt werden. Es ist schon skandalös, dass die säkularen Staaten heutzutage eine Beerdigung von Selbstmördern zusammen mit guten Christen am selben Ort erzwingen. Und du willst auch noch, dass die Täter besonders bemitleidet werden? Wie dir viele Gläubige gerne sagen werden: Wir sind doch eine christlich geprägte Gesellschaft!

    Ich verstehe nicht, warum Du ausgerechnet bei diesem Thema mit solcher giftigen Ironie antwortest. Vielleicht muß man Dich aufklären, daß "Trauermarsch" nicht "Trauermesse" heißt, und daß erstere auch ohne Kirche stattfinden können.
    Abgesehen davon finde ich das Thema durchaus ernst. Bei dieser hohen Anzahl an Selbstmorden, Amokläufen und Familientragödien hat die Gesellschaft ein echtes Problem. Sie verschweigt es nur.



  • Es ist ein verdammt ernstes Thema. Um so dringlicher ist die Frage, weshalb die Problematik nicht der Öffentlichkeit bewusst gemacht wird. Und zwei Antworten darauf, die miteinander in Beziehung stehen, sind nun mal, dass es traditionell so ist, dass Selbstmord verachtenswert ist und zweitens, dass Selbstmörder nicht nur Mörder seien, sondern "ganz klar" auch die Täter.
    Leider haben wir im Buskampagnenthread aber gelernt, dass an die Öffentlichkeit gehen und Aufmerksamkeit schaffen völlig sinnlos und nutzlos und nur affiges Getue ist. Also was machen?



  • tawa schrieb:

    Wann wird es endlich eine öffentliche Diskussion dazu geben?
    Warum gibt es keine Trauermärsche für diese Menschen?
    Lichterketten?
    "Entsetzte" Politiker im TV ?

    Weil Selbstmörder einfach nur Versager sind. Blinddarm der Geselschaft, der sich ab und zu mal entzündet und sich selbst entfernt.

    tawa schrieb:

    Und es kann wirklich jeden treffen. Genauso unvorhersehbar wie Krebs. Wer das absolut von sich abweist, ist einfach nur naiv.

    Ja, ja.
    Aber ich weiss, warum Du so schreibst. Die Gedanken kommen gut bei den Mädels an...



  • tawa schrieb:

    Wann wird es endlich eine öffentliche Diskussion dazu geben?

    Warum gibt es keine Trauermärsche für diese Menschen?
    Lichterketten?
    "Entsetzte" Politiker im TV ?

    In der Regel verursachen Suizide aber für unbeteiligte Dritte (also keine Angehörigen, Polizisten, Lokführer o.ä.) keine Probleme- insbesondere läuft man nicht Gefahr, jetzt und jederzeit von einem Selbstmorder selbst gefährdet zu werden. Dadurch ist die abstrakte Angst, die viele Leute vor einem Amoklauf empfinden, nicht vorhanden.

    Ich sehe aber auch nicht, was man gegen Suizide machen sollte. Das Hilfenetzwerk ist schon exzellent ausgebaut und Leute, bei denen ernsthafte Gefahr besteht, werden jetzt schon (IMO zweifelhafte Maßnahme) i.d.R. zumindest vorläufig in einer psychiatrischen Einrichtung untergebracht. Alles andere (Suizid-Foren schließen, Suizidmöglichkeiten im Alltag reduzieren) ist nur Kosmetik und bringt nichts.

    EDIT: Quote war kaputt.

    Viele Grüße
    Christian



  • tawa schrieb:

    Oder Kampagnen in der Schule: Wie den Welt-Aids-Tag. Diese Krankheit ist sehr übel, aber fordert bei weitem nicht so viel Opfer wie schwere psychische Erkrankungen die wesentlich häufiger tödlich enden.

    Das halte ich für keine gute Idee. Ich vermute mal, dass die Ursachen vieler psychischen Erkrankungen im sozialen Umfeld des Betroffenen zu suchen ist. In diesem Fall wären das die Mitschüler. Eine Aufklärung kommt meiner Meinung nach nicht drum herum die Symptome aufzulisten und es als Krankheit zu bezeichnen. Ich bin mir quasi sicher, dass einige Schüler das ganze nicht ganz ernst nehmen und anfangen im "Witz" jede x beliebige Person als krank zu bezeichnen. Bei den Betroffenen könnte das die Problematik noch weitaus verschärfen.

    Mobben verhinderst man leider nicht indem man sagt, dass es böse ist.

    Von daher macht eine breite Diskussion auch nur bedingt Sinn. (Wie einige Beiträge hier eindrucksvoll bereits zeigen.)

    Ich hätte mir in der Schule gewünscht, dass die Klassen viel öfter durchgemischt werden. Ich könnte mir zum Beispiel vorstellen, dass man am Ende eines Jahres die Klassenzusammensetzung einfach neu auslost. (Das geht natürlich nur an großen Schulen wo es genügend Parallelklassen gibt.) Dadurch, dass es weniger festgefahrenen Cliquen gibt, sind die Schüler auch wesentlich offener gegenüber anderen. Es will ja niemand alleine sein und man will ja niemanden anfahren ehe man die Reaktion der anderen kennt. Man lernt auch sehr viel mehr Leute kennen und die Wahrscheinlichkeit, ein paar wirkliche Freunde zu finden ist höher.



  • ChrisM schrieb:

    Ich sehe aber auch nicht, was man gegen Suizide machen sollte. Das Hilfenetzwerk ist schon exzellent ausgebaut und Leute, bei denen ernsthafte Gefahr besteht, werden jetzt schon (IMO zweifelhafte Maßnahme) i.d.R. zumindest vorläufig in einer psychiatrischen Einrichtung untergebracht.

    Was sind denn die Hauptgründe für Suizide?

    Faktoren, die mir spontan einfallen:

    1. Medikamentenversorgung (zB. die ganzen Geschichten, bei denen Leuten adäquate Medikamente mit dem Verweis auf Suchtpotential vorenthalten werden), insbesondere beim Selbstmord alter Menschen ist das IMHO ein wichtiger Punkt.

    2. Schulsystem: wenn jemand mit Leistungsdruck schlecht umgehen kann, dann sollte man den Unterricht eher auf ihn zuschneiden. Andererseits: wenn jemand mit Leistungsdruck umgehen kann, sollte man das auch ausnutzen. Mehr Differenzierung zulassen.

    Wie relevant das jeweils ist: keine Ahnung. Es ist ja nicht mal klar, das das Vorzeichen netto das richtige ist ...

    BTW, alles in allem scheinen aber die Maßnahmen sowieso zu funktionieren: die Suizidrate ist rückläufig.



  • Hallo,

    @Daniel E.: Naja, ich habe jetzt von Maßnahmen geredet, deren Umsetzung realistisch ist. Beides, was du vorschlägst, ist es nicht. 😉

    Im Gegenteil geht der Trend ja eher dazu, die Medikamentenversorgung weiter zu reduzieren, oder ansonsten wirkungsvolle Medikamente, die Leuten wirklich helfen, weiter zu regulieren, nur weil sie auch zum Suizid missbraucht werden können. Und das ist, was ich meinte: Es bringt niemandem etwas, dies zu tun. Jemand, der sich wirklich umbringen will, bringt sich auch um, entweder dann halt mit BTM-Rezept oder einfach mit dem Zug. Der einzige, der leidet, ist der, der wirklich krank ist und das Medikament braucht.

    Viele Grüße
    Christian



  • tawa schrieb:

    Warum gibt es keine Trauermärsche für diese Menschen?
    Lichterketten?
    "Entsetzte" Politiker im TV ?

    Die Berichterstattung in den Medien wird stark eingeschränkt, wegen des Werther-Effekts. Dadurch ist das Problem im öffentlichen Bewusstsein kaum präsent. Es könnte sein, dass die Diskussionen über die Sterbehilfe auch bei gewöhnlichem Suizid von einer rationalen Entscheidung ausgehen lassen.



  • Also, ich hatte mal nen Typen in meiner Klasse, der wurde auch von den Mitschülern (fast allen) aufs übelste gemobbt. Ich möchte jetzt nicht Aufzählen was man alles mit ihm gemacht hat, aber ich wäre an seiner Stelle wohl durchgedreht und wüsste nicht was passiert wäre.

    Worauf ich hinaus will, ist nur: wenn dieser Typ irgendwann Selbstmord begehen hätte wollen und dann in seiner Schule sich an allen Mitschülern gerächt hätte, indem er sie erschießt, hätte man ihm das übel nehmen können? manche stecken sowas halt weg, und manche nicht.

    @fusel
    und deine idee mit sportsvereinen ist doch bescheuert. wenn einer ausgeschlossen wird, dann meist wegen diverser andersartigkeiten. und das heißt auch, dasse im sportverein fertig gemacht werden. und leute die nicht aus gesellschaftlichen gründen depressiv sind, sondern aus hirnstoffwechseltechnischen dingen, habe meistens genug kontakte. nur haben die halt keine freude an gar nichts während solcher phasen.



  • abc.w schrieb:

    tawa schrieb:

    Wann wird es endlich eine öffentliche Diskussion dazu geben?
    Warum gibt es keine Trauermärsche für diese Menschen?
    Lichterketten?
    "Entsetzte" Politiker im TV ?

    Weil Selbstmörder einfach nur Versager sind. Blinddarm der Geselschaft, der sich ab und zu mal entzündet und sich selbst entfernt.

    tawa schrieb:

    Und es kann wirklich jeden treffen. Genauso unvorhersehbar wie Krebs. Wer das absolut von sich abweist, ist einfach nur naiv.

    Ja, ja.
    Aber ich weiss, warum Du so schreibst. Die Gedanken kommen gut bei den Mädels an...

    Mit diesen Aussagen hast du dich für für NICHTS INC qualifiziert ..



  • abc.w schrieb:

    tawa schrieb:

    Wann wird es endlich eine öffentliche Diskussion dazu geben?
    Warum gibt es keine Trauermärsche für diese Menschen?
    Lichterketten?
    "Entsetzte" Politiker im TV ?

    Weil Selbstmörder einfach nur Versager sind. Blinddarm der Geselschaft, der sich ab und zu mal entzündet und sich selbst entfernt.

    tawa schrieb:

    Und es kann wirklich jeden treffen. Genauso unvorhersehbar wie Krebs. Wer das absolut von sich abweist, ist einfach nur naiv.

    Ja, ja.
    Aber ich weiss, warum Du so schreibst. Die Gedanken kommen gut bei den Mädels an...

    Krebspatienten sind einfach nur Versager, wenn sie irgendwann sterben.
    Menschen mit einer schweren Depression, Schizophrenie, schweren Persönlichkeitsstörungen sind einfach nur Versager, wenn sie sich irgendwann das Leben nehmen.

    Wo ist der Unterschied?

    Achja, ich weiß schon: Du hast nicht die geringste Ahnung wovon Du sprichst.

    Aussagen wie "Blinddarm der Geselschaft" sind in einem Maße Menschenverachtend, wie ich es selbst in Programmierer-Foren noch nicht erlebt habe.

    Zu diesem Unsinn mit den Mädels sage ich nur: Es sind Erkrankungen wie jede andere auch.

    Schon krass: Die ganzen Kleingeister akzeptieren bedingungslos, dass jedes Organ erkranken kann, abgesehen vom Gehirn. Das haben Leute wie Du ja unter Kontrolle, nicht wahr? 🙄 Und ignorieren fröhlich, dass es das mit Abstand komplexeste Organ ist.

    Du bist so ein erbärmlicher Ignorant.



  • minhen schrieb:

    tawa schrieb:

    Warum gibt es keine Trauermärsche für diese Menschen?
    Lichterketten?
    "Entsetzte" Politiker im TV ?

    Selbstmord ist eine unverzeihliche, indiskutable Sünde. Die Täter können froh sein, wenn sie nicht einfach irgendwo verscharrt werden. Es ist schon skandalös, dass die säkularen Staaten heutzutage eine Beerdigung von Selbstmördern zusammen mit guten Christen am selben Ort erzwingen. Und du willst auch noch, dass die Täter besonders bemitleidet werden? Wie dir viele Gläubige gerne sagen werden: Wir sind doch eine christlich geprägte Gesellschaft!

    Jaja, Sünde, Jesus ist für uns gestorben, blablabla.
    Hier geht es um ein ernsthaftes Thema, nicht um religiösen Wahn.

    Und dieser Satz ist echt bemerkenswert:
    "Es ist schon skandalös, dass die säkularen Staaten heutzutage eine Beerdigung von Selbstmördern zusammen mit guten Christen am selben Ort erzwingen"

    Dir ist nicht so wirklich klar, was ein säkularer Staat ist, oder?

    Ihr Christen seit unter allen Menschen die Intolerantesten.

    Und noch was: Ein "Freitod" existiert nicht. Kein Mensch bringt sich bei annähernd klarem Bewusstsein um. Sondern nur unter extremsten psychischen Zuständen.



  • tawa schrieb:

    Und noch was: Ein "Freitod" existiert nicht. Kein Mensch bringt sich bei annähernd klarem Bewusstsein um. Sondern nur unter extremsten psychischen Zuständen.

    Was ist zum Beispiel mit Adolf Merckle? Ich denke schon, dass seine Entscheidung sich vor einen Zug zu werfen eher aus einer wohl überlegten Entscheidung anstatt einer psychischen Kurzschlusshandlung entstand. Natürlich ist man in einer extremen psychischen Situation, wenn man sein Lebenswerk den Bach runter gehen sieht, aber "nicht bei klarem Verstand" bezweifle ich.



  • tawa schrieb:

    Krebspatienten sind einfach nur Versager, wenn sie irgendwann sterben.
    Menschen mit einer schweren Depression, Schizophrenie, schweren Persönlichkeitsstörungen sind einfach nur Versager, wenn sie sich irgendwann das Leben nehmen.

    Bezüglich der Krebspatienten habe ich überhaupt keine Aussage gemacht, bitte hier nichts verdrehen.
    Die Menschen, die sich Gedanken über den Selbstmord machen und sich dann auch entscheiden, das Leben zu beenden, handeln meiner Meinung nach mindestens aber um Welten menschenverachtender als es meine Aussagen tun. Manch einer hier im Forum scheint sich dessen nicht bewusst zu sein und betrachtet das ganze als ein simples nahezu logisches Ereignis, das man mal durch die eine, mal durch die andere psychische Erkrankung erklären kann. Fast wie eine selbstverständliche Schlussfolgerung, wie in Mathe, quod erat demonstrandum. Vielleicht bin selbst noch nicht erwachsen genug im Kopf, aber ich denke, das sollte sich der eine oder andere mal ordentlich durch den Kopf gehen lassen.



  • abc.w schrieb:

    Die Menschen, die sich Gedanken über den Selbstmord machen und sich dann auch entscheiden, das Leben zu beenden, handeln meiner Meinung nach mindestens aber um Welten menschenverachtender als es meine Aussagen tun.

    Was ist an Suizid menschenverachtend?

    Wenn man es nicht gerade mit einem egozentrischem $Schimpfwort zu tun hat, das z. B. vor einen Zug springt und damit auch gleich auch noch das Leben anderer Menschen ruiniert, sehe ich nicht, was man dem Individuum vorwerfen will.



  • Was ist an Suizid nicht menschenverachtend?



  • Wenn jemand durch eine Kugel verwundet wurde und stirbt, ist dann der Verwundete schuld, dass er stirbt oder der, der die Kugel abfeuerte?

    Wenn sich jemand tötet, weil er durch Mobbing psychisch schwer verwundet wurde, wer ist Schuld? Das Mobbing-Opfer oder der/die Mobbing-Täter?


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