Brexit - was bedeutet das für die EU?



  • Was die Finanzkrise betrifft denke ich, dass die Regierung richtig gehandelt hat. Ueberleg mal, was es heisst, wenn die Banken zusammenbrechen wuerden. Dann kaeme das gesamte Zahlungssystem zum erliegen. Dann kriegt der Arbeiter kein Gehalt mehr und der Arbeitslose kein Arbeitslosengeld mehr. Die Gesellschaft wuerde zusammenbrechen.

    Vergiss die Eurokrise nicht, die aus der Finanzkrise entstanden ist. Die Hauptschuld an deren Verlauf trägt die deutsche Bundesregierung.

    Wie gesagt: Ich denke, dass die Regierung ihre Sache im Wesentlichen ganz gut macht. Ich nehme die Fakten offensichtlich anders als Du wahr. Zum Beispiel sehe ich beim Brexit, dass Frau Merkel eher den Standpunkt vertritt, dass man den Briten durchaus etwas Zeit geben muss, um sich erstmal neu zu ordnen. Die Forderungen nach dem sofortigen Austritt kamen eher aus der SPD.

    Die deutsche Politik, also das Verhalten der Bundesregierung in Euro- und Flüchtlingskrise, dürften das Brexit-Votum mit beeinflusst haben.



  • Gregor schrieb:

    Was die Finanzkrise betrifft denke ich, dass die Regierung richtig gehandelt hat. Ueberleg mal, was es heisst, wenn die Banken zusammenbrechen wuerden. Dann kaeme das gesamte Zahlungssystem zum erliegen. Dann kriegt der Arbeiter kein Gehalt mehr und der Arbeitslose kein Arbeitslosengeld mehr. Die Gesellschaft wuerde zusammenbrechen.

    Und das ist noch das Harmloseste daran. Bedenke, dass fast die Hälfte der Staatsverschuldung bei den Banken "begangen" wurde.
    Das heißt, gehen die Banken pleite, sind die Schuldscheine Freiwild ... und das sollte niemand der in diesem Land lebt wirklich wollen.

    Trotzdem bin ich der Meinung, dass die Finanzkriese schlecht gemanaged wurde.
    Vor allem scheint es keinerlei Lessons-Learned gegeben zu haben. Die Finanzbranche bestimmt weiterhin die Politik und stellt Anpsrüche.



  • abbes schrieb:

    Trotzdem bin ich der Meinung, dass die Finanzkriese schlecht gemanaged wurde.
    Vor allem scheint es keinerlei Lessons-Learned gegeben zu haben. Die Finanzbranche bestimmt weiterhin die Politik und stellt Anpsrüche.

    Naja, einige Dinge wurden schon geändert. Zum Beispiel ist man dabei, die verpflichtende Eigenkapitalquote der Banken zu erhöhen.



  • Naja, einige Dinge wurden schon geändert. Zum Beispiel ist man dabei, die verpflichtende Eigenkapitalquote der Banken zu erhöhen.

    Was ein zweischneidiges Schwert ist. Wenn man die Eigenkapitalquoten erhöht, reduziert man die positive Wirkung von Banken für die Realwirtschaft. Es ist nicht so, dass ein stabiles Bankensystem zugleich effizient ist. Aber diese Regulierung ist derzeit ohnehin nicht sonderlich wirkungsvoll, weil die Banken ihre Eigenkapitalquoten infolge der Krise ohnehin erhöht hätten. Die wirklich relevanten Maßnahmen hat man hingegen nicht ergriffen. Es ist exakt nichts getan worden, um den Hochfrequenzhandel und den Handel mit Derivaten einzuschränken. Und in dem Punkt hat es auch keinerlei Lerneffekt in der Finanzindustrie gegeben.



  • Da herrscht die blanke Gier. MrX hat völlig recht bez. des HF-Handels, wäre leicht zu limitieren. Die größte Gefahr geht aktuell von italienischen Banken aus. Übrigens drohen weitere Referenden, auch in Italien, Österreich, NL. Frankreich geht es mies.

    http://www.finanzen100.de/finanznachrichten/wirtschaft/warnung-der-citibank-die-groesste-gefahr-fuer-die-eu-dieses-jahr-ist-nicht-der-brexit_H1068249663_294897/



  • Gregor schrieb:

    Ich werde jetzt aber nicht jeden einzelnen Punkt von Dir aufgreifen. Wie gesagt: Offensichtlich sehe ich dei Faktenlage teilweise anders als Du und teilweise ziehe ich andere Schluesse.

    Praktisch.



  • Mr X schrieb:

    Naja, einige Dinge wurden schon geändert. Zum Beispiel ist man dabei, die verpflichtende Eigenkapitalquote der Banken zu erhöhen.

    Was ein zweischneidiges Schwert ist. Wenn man die Eigenkapitalquoten erhöht, reduziert man die positive Wirkung von Banken für die Realwirtschaft. Es ist nicht so, dass ein stabiles Bankensystem zugleich effizient ist. Aber diese Regulierung ist derzeit ohnehin nicht sonderlich wirkungsvoll, weil die Banken ihre Eigenkapitalquoten infolge der Krise ohnehin erhöht hätten. Die wirklich relevanten Maßnahmen hat man hingegen nicht ergriffen. Es ist exakt nichts getan worden, um den Hochfrequenzhandel und den Handel mit Derivaten einzuschränken. Und in dem Punkt hat es auch keinerlei Lerneffekt in der Finanzindustrie gegeben.

    Erhard Henkes schrieb:

    Da herrscht die blanke Gier. MrX hat völlig recht bez. des HF-Handels, wäre leicht zu limitieren. Die größte Gefahr geht aktuell von italienischen Banken aus. Übrigens drohen weitere Referenden, auch in Italien, Österreich, NL. Frankreich geht es mies.

    http://www.finanzen100.de/finanznachrichten/wirtschaft/warnung-der-citibank-die-groesste-gefahr-fuer-die-eu-dieses-jahr-ist-nicht-der-brexit_H1068249663_294897/

    <a href= schrieb:

    Wikipedia">Deutschland gilt als Vorreiter hinsichtlich der Gesetzgebung für den Hochfrequenzhandel. Seit dem 28. Februar 2013 wurde das „Gesetz zur Vermeidung von Gefahren und Missbräuchen im Hochfrequenzhandel“ (Hochfrequenzhandelsgesetz) vom Bundesrat beschlossen. Es hat sich als Ziel gesetzt, die Auswirkungen des Hochfrequenzhandels auf den Finanzmarkt einzudämmen und sieht als oberste Direktive, die Gefahr und den Missbrauch im HFT zu vermeiden. Inhaltlich wird es sehr der EU-Gesetzgebung, der geplanten MiFid II für das Jahr 2015, ähneln.

    Anscheinend wurde da also doch etwas angestoßen.



  • Gregor schrieb:

    Anscheinend wurde da also doch etwas angestoßen.

    Ein Papiertiger bestenfalls. Eine Finanztransaktionssteuer hätte viel mehr gebracht. Damit wäre die im verlinkten Abschnitt erwähnte Erfassung an Unternehmen, die am Hochfrequenzhandel teilnehmen, auch mal sinnvoll gewesen.

    Aber zum Glück ist ja alles in Ordnung, gell? Oder wäre dann wieder ein Markt zusammengebrochen, der mit der Realwirtschaft so mal gar nichts zu tun hat, aber dennoch als systememi­nent bezeichnet wird?

    EDIT: "Würde" hat man.



  • Gregor schrieb:

    <a href= schrieb:

    Wikipedia">Deutschland gilt als Vorreiter hinsichtlich der Gesetzgebung für den Hochfrequenzhandel. Seit dem 28. Februar 2013 wurde das „Gesetz zur Vermeidung von Gefahren und Missbräuchen im Hochfrequenzhandel“ (Hochfrequenzhandelsgesetz) vom Bundesrat beschlossen. Es hat sich als Ziel gesetzt, die Auswirkungen des Hochfrequenzhandels auf den Finanzmarkt einzudämmen und sieht als oberste Direktive, die Gefahr und den Missbrauch im HFT zu vermeiden. Inhaltlich wird es sehr der EU-Gesetzgebung, der geplanten MiFid II für das Jahr 2015, ähneln.

    Anscheinend wurde da also doch etwas angestoßen.

    Etwas, das genau nichts bewirkt. Hochfrequenzhandel an sich ist Missbrauch des Wertpapierhandels. Man kann es schlecht verbieten, da es schwer zu greifen ist, aber man kann dafür sorgen, dass es sich nicht lohnt, indem man pro Transaktion bzw. pro Transaktionsvolumen Steuern erhebt. Nun magst Du einwenden, es stünde doch in diesem Gesetz:

    § 17 schrieb:

    Unbeschadet des § 26a hat die Börse für die übermäßige Nutzung der Börsensysteme, insobesondere durch unverhältnismäßig viele Auftragseingaben, -änderungen und -löschungen, separate Gebühren zu erheben, sofern nicht der Börsenträger hierfür bereits eparate Entgelte verlangt.

    Das bringt allerdings nichts, weil es auf den Goodwill der Börse ankommt, was sie als "unverhältnismäßig" ansieht (oder darauf, dass eine Aufsichtsbehörde das kontrolliert). In § 26a ist das zwar irgendwie definiert, aber das ist nur Geschwurbel:

    § 26a schrieb:

    Ein angemessenes Order-Transaktions-Verhältnis liegt insbesondere dann vor, wenn dieses auf Grund der Liquidität des betroffenen Finanzinstruments, der konkreten Marktlage oder der Funktion des handelnden Unternehmens wirtschaftlich nachvollziehbar ist.

    So ein Gesetz ist völlig wirkungslos, wenn die Marktteilnehmer kein Interesse daran haben, dass es eingehalten wird. Und eine wirklich starke Börsenaufsicht haben wir nicht. Eine Finanzmarkttransaktionssteuer, die man uns schonmal versprochen hatte, würde weitaus mehr bringen, weil sie nicht von windelweichen Definitionen abhängt und daher weitaus weniger Umgehungsmöglichkeiten bietet. Die Steuer wurde immer mit dem faulen Argument abgelehnt, innerhalb Deutschlands würde das nichts bringen, weil die Börse dann abwandert, und in Europa geht das mit den Briten nicht. Nun, das Problem sind wir los, wo bleibt die Initiative von Frau Merkel, jetzt eine Finanztransaktionssteuer einzuführen?

    Nachtrag: Frau Merkel hat genau das nötigste getan, um Tätigkeit vorzutäuschen. Dabei hätte das Momentum der Krise von 2007 ausgereicht, um die restriktive Finanzmarktgesetzgebung der 80er-Jahre wieder in Kraft zu setzen.



  • Mr X schrieb:

    Die Steuer wurde immer mit dem faulen Argument abgelehnt, innerhalb Deutschlands würde das nichts bringen, weil die Börse dann abwandert, und in Europa geht das mit den Briten nicht. Nun, das Problem sind wir los, wo bleibt die Initiative von Frau Merkel, jetzt eine Finanztransaktionssteuer einzuführen?

    Das Argument ist von vorneherein derart schwachsinnig, dass ich nicht glauben kann, dass zurechnungsfähige Menschen darauf immer noch hereinfallen. Ähnlich sinnvoll wie zu sagen, dass der Spitzensteuersatz nicht erhöht werden darf, sonst ziehen die Reichen weg.

    Abgesehen davon, dass die Reichen ihre Kohle eh in Steueroasen bunkern - das ist doch eh gar nichts wert. Was was wert ist, ist die Wirtschaft, oder salopper formuliert, die Bedarfsbefriedigung. Und solange irgendwo Menschen leben, gibt es Bedarf (oder Nachfrage, wie die BWLer immer so schön formulieren), und dann wird es Leute geben, die diesen Bedarf decken wollen und daraus ein Geschäft machen werden.

    Wenn alle Banken pleite gehen, werden halt neue aufgemacht. Weniger Konkurrenz halt. Wenn die heutige Börse abzieht, wird halt eine neue aufgemacht. Man hat ja keine Konkurrenz zu befürchten, die ist gerade nach GB abgewandert - oder würde es tun, wenn die Situation nicht so uneindeutig wäre.

    EDIT: Und das neue Establishment wird dann halt nach den Spielregeln spielen. Oder der Staat wird einschreiten, wenn für die private Hand zu wenig Profit zu holen ist. Das heißt, in einer idealen Welt ohne Arschlöcher und Idioten wäre das so.

    In unserer derzeitigen Welt privatisieren die Arschlöcher staatliche Institutionen wie Infrastruktur, und die Idioten glauben den Schwachsinn, dass Privatisierung und Profitmaximierung die Schlüssel zur Lösung aller Probleme sind.





  • Gregor schrieb:

    Wie gesagt: Ich denke, dass die Regierung ihre Sache im Wesentlichen ganz gut macht. Ich nehme die Fakten offensichtlich anders als Du wahr....
    Was die Finanzkrise betrifft denke ich, dass die Regierung richtig gehandelt hat. Ueberleg mal, was es heisst, wenn die Banken zusammenbrechen wuerden.

    Bei Fukushima bin ich der Meinung, dass der Ausstieg aus dem Ausstieg nicht haette geschehen duerfen. ... im Ergebnis dennoch das richtige.

    Ich werde jetzt aber nicht jeden einzelnen Punkt von Dir aufgreifen. Wie gesagt: Offensichtlich sehe ich dei Faktenlage teilweise anders als Du und teilweise ziehe ich andere Schluesse.

    Gregor, das Problem mit Dir ist, daß Du Dir die Faktenlage nicht gründlich erarbeitest, Einzeldiskussionen aus dem Weg gehst und stattdessen "denkst", daß von der Regierung alles supi war und das auch noch gebetsmühlenartig wiederholst.

    Hat schon jemand gesagt, diese Regierung macht genau so viel, um Krisenmanagement vorzuschützen.

    Fakten sind keine Frage der Wahrnehmung, sondern der umfasenden Erschließung und objektiven Bewertung.

    Euro/Finanzkrise sind weder erledigt noch ist sie zufriedenstellend aufgeschoben. Stattdessen hat man die EU rechtswidrig über die Hintertür zur Transferunion umgebaut und hat marode Banken durch haltlose Zusagen von Steuergeldern am Leben erhalten. Mr. X und dachschaden haben das bereits ausgiebig erläutert.
    Durch die Niedrig- bis Negativzinspolitik der EZB und dem unlimitierten Aufkauf von Staatsanleihen durch die EZB hat man quasi die ganze Mittelschicht enteignet, die private Alterungssicherung betrieben hat. Die ganzen Leute, die seit Ewigkeiten geriestert haben, staunen nicht schlecht, daß sie bestenfalls ein paar Hunderter mehr rauskriegen, als sie einbezahlt haben.
    Bisher unbeschadet sind nur große und sehr große Vermögen geblieben, die Zahl der Milliardäre hat sich seitdem verdoppelt.

    Was die Ergiewende von der Wende von der Wende anbelangt, merke ich nichts davon außer steigenden Strompreisen, obwohl der an den Strombörsen dauernd fällt. Das Stilllegungsvertragswerk von Rot-Grün, das die Stromriesen knurrend hingenommen hätten, ist Geschichte, stattdessen kam die Sofortstillegung, die durch gar nichts rechtlich gedeckt war und ein EEG- Gesetz, das uns Kosten auferlegt, die Industrie weitgehend freistellt und seit seiner Einführung zu keinem Meter neuer Stromtrassen geführt hat, nicht einmal Planfeststellungs- und Raumordnungsfragen sind geregelt. Das ist Nichtstun auf hohem Niveau.

    Ja, und was die Flüchtlingsfrage anbelangt, gab's auch wieder einen Merkelschen Alleingang, der von der eigenen Bevölkerung bis ganz Europa alle vor den Kopf gestoßen hat. Gelöst ist daran auch noch gar nichts, außer ignorant finanzielles, strukturelles, kulturelles und sozialpolitisches Sprengpotential turmhoch aufzuschichten.

    Erstaunlich auch die Dienstfertigkeit, mit der unsere "unabhängigen Juristen" bislang noch jeden Rechtsverstoß gutgeheißen haben. Das könnte Dir zu"denken" geben.

    Aber das geht auch nur, solange Leute wie Du sich darüber freuen, daß ein Riesenhaufen Scheiße vielen Schmeißfliegen und Mistkäfern Nahrung verschafft.



  • Höchst interessant, mal "echte Linke" zur Sprache kommen zu lassen und nicht den Antifa- Randalehaufen:
    Sahra Wagenknecht hat in ihrer Rede im Bundestag zur Nato die Gelegenheit zur Generalabrechnung genutzt.

    Sahra Wagenknecht schrieb:

    Überall in Europa wächst die Ungleichheit. Zwischen scharmlosem Reichtum am oberen und hoffnungsloser Armut am unteren Ende lebt eine schrumpfende, abstiegsgefährdete Mittelschicht, die sich politisch im Stich gelassen fühlt. Die Zustimmung zur EU geht doch nicht deshalb zurück, weil irgendwelche Nationalisten Stimmungen schüren. Die Zustimmung geht zurück, weil die Mehrheit schlicht keinen Grund hat, sich für eine EU zu begeistern, die ihren Wohlstand verringert und ihre demokratischen Rechte aushebelt.

    Wird sich was ändern? Eher nein. Und so macht Merkel kaputt, was sie kaputtmachen kann.



  • Ach, fu​ck diesen depperten Browser - gerade eine WOT vernichtet. Man muss echt alles selber machen ...

    Egal. Cameron tritt morgen zurück, Theresa May macht die Nachfolge. Selbst, wenn das Parlament entscheiden sollte, May damit zu beauftragen, Artikel 50 zu aktivieren, werden die Verhandlungen so brutal werden, dass sich GB entschließt, doch keinen Brexodus zu machen. Warum ich davon ausgehe? Na weil wir Griechenland als Präzedenzfall haben. Da haben die Leute auch gedacht, wenn sie der Troika den Institutionen ordentlich auf den Tisch kotzen, wird die Austerität aufgehoben.

    Dem war aber nicht so. Und anstatt die Konsequenzen zu ziehen und Staatsbankrott anzumelden, haben sie sich für die scheintote Existenz entschieden. Alles ist besser, als die Eurozone zu verlassen, wa?

    Wobei ich ja so die leise Hoffnung hege, dass May der eisernen Lady in nichts nachsteht und nach dem Kotzen knallhart verkündet, dass GB dann halt einfach so sämtliche Ratifizierungen zurücknimmt, und ansonsten heißt es "Bye, bye, EU.". May ist eine Konservative, die den Brexodus durchdrücken will, von ihr erwarte ich nicht unbedingt langfristiges Denken. Einfach mal die Union vor vollendete Tatsachen stellen. Und dann halt mit dem Echo der Separation von Nordirland und Schottland leben.

    Mein Zynismus wittert gerade Morgenluft ...



  • dachschaden schrieb:

    Selbst, wenn das Parlament entscheiden sollte, May damit zu beauftragen, Artikel 50 zu aktivieren, werden die Verhandlungen so brutal werden, dass sich GB entschließt, doch keinen Brexodus zu machen. Warum ich davon ausgehe? Na weil wir Griechenland als Präzedenzfall haben.

    GR mit GB zu vergleichen, ist schon sehr weit hergeholt, weil sich die Länder in völlig unterschiedlichen Situationen befinden.
    GR hängt voll am EU- Tropf und GB hat den Rest seiner Entscheidungsfreiheit zusammengekrümelt, um das Schiff zu verlassen, das dem Untergang geweiht ist.
    Zu rattig? Ich kann's ihnen nicht verdenken.



  • dachschaden schrieb:

    werden die Verhandlungen so brutal werden, dass sich GB entschließt, doch keinen Brexodus zu machen

    Lach mich schepp! 🤡 🤡 🤡

    Du siehst doch jeden Tag, wie alle deutschen Spitzenpolitiker zu 100% der Lobbyarbeit ergeben sind. Ich vermute sogar, daß nur relative wenige sich konkret bestechen lassen, die Masse ist einfach schlicht zu dumm für die Fachfragen und nimmt gutgemeinte externe Vorschläge an und verkauft sie als eigene.
    Das hat jetzt mit GB noch nix zu tun. Wir selber haben dafür gesorgt, daß wir von Vollidioten regiert werden. Und die böse Industrie auch, die die Parlamente auf den verschiedenen Ebenen beobachtet und kompetente Leute da rausnimmt und für eigene Leitungsaufgaben einstellt. Im Parlament sitzen nur noch Leute, die sind Lehrer für Deutsch und Geschichte oder Gastwirt oder arbeitslos wären.

    Bringen wir mal die City of London ins Spiel. Sie haben gezeigt, was sie können, als sie die Kleine-Tiger-Staaten gesprengt haben. Nichtmal aus politischen Kalkül, sondern weil's gerade mal Profit brachte. Man hätte es jederzeit gekonnt, war aber uninteressant. Ich nehme an, jetzt ist es interessant, die "brutalen Verhandlungen" so zu gestalten, daß sie brutal aussehen, aber am Ende GB wirklich alle Rosinen pickt und NULL Belastungen hat. Was darf es kosten? Ein Milliärdchen heute? Egal. Das ist schnell wieder drin.



  • volkard schrieb:

    Ich nehme an, jetzt ist es interessant, die "brutalen Verhandlungen" so zu gestalten, daß sie brutal aussehen, aber am Ende GB wirklich alle Rosinen pickt und NULL Belastungen hat. Was darf es kosten? Ein Milliärdchen heute? Egal. Das ist schnell wieder drin.

    Im Kalender rot anstreichen, daß ich 99% d'accord gehe, es sei denn, du schämtest Dich dafür. 😮



  • pointercrash() schrieb:

    GR mit GB zu vergleichen, ist schon sehr weit hergeholt, weil sich die Länder in völlig unterschiedlichen Situationen befinden.

    GB wie GR wollten Zusagen von der EU. GR hat man komplett mit Austerität eingestampft, weil man es konnte.
    Das kann man bei GB nicht, aber die Frage ist dennoch, was den Briten der Zugang zum Binnenmarkt wert ist. Personenfreizügigkeit wollen sie auf keinen Fall, genau das gibt die EU allerdings als Voraussetzung. Ist ja auch verständlich. Hast du dir mal die Export-/Importländer GBs angeschaut?

    Export: U.S.A., Deutschland, Niederlande, Frankreich, Irland, Belgien, Spanien, und der Rest der EU. Der Rest der Posten ist unter Ferner liefen.
    Import: U.S.A., Deutschland, Niederlande, China, Frankreich, Irland, Belgien, Belgien ... du erkennst das Muster?
    Wenn die Briten nicht mehr zollfrei handeln können, dann tut denen das ganz schön weh.

    Was produzieren die Briten, wo du jetzt sagen würdest, dass wir das unbedingt brauchen, sonst gehen bei uns die Lichter aus? Oder so ähnlich. Marmite, ja obwohl, das kriegen wir auch aus Australien. Das Einzig nennenswerte da sind Forschungseinrichtungen, die eng verzahnt sind mit anderen europäischen Einrichtungen - und da bemerkten sie schon, wie sie von anderen europäischen Forschungskollegen ausgegrenzt werden - und die City of London, deren Finanzsektor.

    Uns tut der Brexodus nicht so weh wie den Briten, und deswegen kann die EU, allen voran Juncker und Schulz, es denen halt diktieren. Überhaupt, die Reaktion von Juncker und Schulz spricht doch Bände, die Briten so schnell wie möglich rauszukriegen. Das sagen die nicht, weil sie das meinen, sondern weil sie den Briten das oben genannte Gefühl reindrücken wollen - "Wir können auch ohne euch prima, wie könnt ihr ohne uns?".

    Die Frage ist nicht einmal, ob May tatsächlich so eisenkern konservativ ist. Derzeit sieht es zumindest für mich so aus, als ob die Briten zusätzlich zur Personenfreizügigkeit noch anderweitig draufzahlen müssen, bevor sie Zugang zum Binnenmarkt bekommen - sonst geht den EU-Staaten ja nur für Personenfreizügigkeit Geld flöten.

    Die Alternative? Schottland will noch mal ein Referendum abhalten, aus NI kommen verschiedene Signale (ich kann derzeit nicht sagen, ob sie dann ebenfalls austreten wollen oder nicht - habe eher den Eindruck, dass die meisten Nordirländer lieber im Königreich bleiben würden). Die COL verliert massiv Einfluss, und die Briten dürfen fett Zoll zahlen für Exporte. Oooooder sie bauen ihre Wirtschaft, die sie in den letzten Jahrzehnten komplett umgebaut haben, wieder um. Das dauert aber und kostet auch Geld. Und das wissen ebenfalls beide Seiten.

    @volkard: mit der COL kenne ich mich nicht im Detail aus, um eine qualifizierte Antwort geben zu können. Ich habe allerdings den LIBOR-Skandal vor ein paar Jahren noch im Hinterkopf behalten und bin seitdem der Meinung, dass Finanzsektoren wesentlich weniger Macht ausüben können, wenn Politiker aufhörten, jedem Stuss aus diesen Kreisen zu glauben. Nein, eigentlich schon ein Jahr davor.

    Ob sie das durch den Brexodus tun werden? Weiß ich nicht. Ich sehe Gründe für und dagegen.
    Aber beim Warenfluss kenne ich mich ein bisschen aus. Was wichtig ist, ist nicht die Kohle, sondern der Zufluss von Waren. Ein Ausbleiben dessen ist schlimmer als ein Abfluss von Geldern. Weil Geld eh nur der Glaube ist, dass du auch morgen noch damit was kaufen kannst. Waren sind materieller Natur.

    EDIT: Man munkelt ja jetzt schon, dass die COL bald in Frankfurt ansiedelt.



  • dachschaden schrieb:

    Uns tut der Brexodus nicht so weh wie den Briten, und deswegen kann die EU, allen voran Juncker und Schulz, es denen halt diktieren. Überhaupt, die Reaktion von Juncker und Schulz spricht doch Bände, die Briten so schnell wie möglich rauszukriegen. Das sagen die nicht, weil sie das meinen, sondern weil sie den Briten das oben genannte Gefühl reindrücken wollen - "Wir können auch ohne euch prima, wie könnt ihr ohne uns?"

    Was wäre, wenn sie ohne uns durchkämen?
    Wäre das nicht der finale Tusch für die Hinfälligkeit der EU?
    Mit ihren Staubsauger-, Glühbirnen- und Gurkenkrümmungsverordnungen?
    Ich hab' ehrlich gesagt noch nie soviel gequirlte, undurchdachte Kacke von Vollidioten hinnehmen müssen; wären sie meine Angestellten, ich würde sie alle mit Freuden feuern - sind doch eh nur angeheuerte "Experten". Mit einem Troß von 20'000 "Spin Doctors", der ihnen erklärt, was gut für Europa und das Konto der Eurokraten ist.

    Ich scheiß' drauf.



  • volkard schrieb:

    Und die böse Industrie auch, die die Parlamente auf den verschiedenen Ebenen beobachtet und kompetente Leute da rausnimmt und für eigene Leitungsaufgaben einstellt. Im Parlament sitzen nur noch Leute, die sind Lehrer für Deutsch und Geschichte oder Gastwirt oder arbeitslos wären.

    Und nicht mal das stimmt, lieber volkard 😃
    Aber jetzt weiß man wenigstens, welche geballte Fachkompetenz sich für Flüchtlinge engagiert und den Brexit als unheilvoll denunziert.
    http://www.focus.de/politik/deutschland/bundestagsabgeordnete-petra-hinz-kein-abi-kein-jura-studium-spd-frau-gesteht-lebenslauf-erfunden-zu-haben_id_5745753.html

    Andererseits, wenn ich mir die Vorstände/Geschäftsführer bei Daimler, VW, Post, Bahn, BER (*lol*) etc. so ansehe; ne, die sind nicht wirklich besser.
    Die Strippenzieher sitzen im Hintergrund.


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