Weiß nicht, was ihr gegen die FDP habt.
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Gregor schrieb:
Qualifizierte Arbeitnehmer schmeißt man nicht mal so eben aus ner Laune heraus raus. Ich denke somit auch nicht, dass sich da so eine Situation einstellt, wie Du sie beschreibst.
Warum nicht? Wenn der Betrieb Geld sparen kann, setzt er dich raus und wenn wieder was zu tun ist, stellen sie Dich wieder ein, weil sie Dich in guter Erinnerung haben. Wie Du zwischendurch klar kommst ist Dein persönliches Problem in dieser schönen neoliberalen Welt. Natürlich steht es Dir frei, zwischenzeitlich andere Jobs anzunehmen, um deine laufenden Kosten zu decken. Hast Du einen Taxischein oder weisst Du vielleicht, wie man eine Zapfanlage bedient oder einen Gabelstapler fährt? Dieses Wissen und Können wird in Zukunft an Bedeutung gewinnen.
Gregor schrieb:
Klar kann es dann mal vorkommen, dass sich ein Arbeitgeber von einem trennt.
Ja, potentieller Kunde XY hat leider abgesagt, was bedeutet: "Gregor, für Sie ist erstmal nichts zu tun. Da Sie einer unserer besten Mitarbeiter sind, melden uns bei Ihnen, wenn wieder was los ist. Lassen Sie ihr Handy bitte eingeschaltet". Gregor: "Aber ich muß doch Miete bezahlen, Strom, usw". Arbeitgeber: *Schulterzuck*
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Leprechaun schrieb:
Gregor schrieb:
Qualifizierte Arbeitnehmer schmeißt man nicht mal so eben aus ner Laune heraus raus. Ich denke somit auch nicht, dass sich da so eine Situation einstellt, wie Du sie beschreibst.
Warum nicht? Wenn der Betrieb Geld sparen kann, setzt er dich raus und wenn wieder was zu tun ist, stellen sie Dich wieder ein, weil sie Dich in guter Erinnerung haben.
Naja, warum sollte der Arbeitnehmer dem Betrieb denn kein Geld mehr einbringen? Vermutlich, weil der Betrieb aus irgendeinem Grund weniger Auträge kriegt. Wenn das der Fall ist, dann dann liegen sowieso auch nach heutigem Recht Gründe vor, die eine ordentliche Kündigung ermöglichen. Insofern sehe ich nicht ganz, worauf Du hinaus willst. Da, guck mal:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kündigungsschutzgesetz
§ 1 Abs. 2 KSchG sieht für eine Kündigung drei Gründe vor:
- personenbedingte,
- verhaltensbedingte,
- betriebsbedingte.
[...]
Betriebsbedingte Kündigung
Von einer betrieblich bedingten Kündigung spricht man, wenn sachliche Gründe zu einer Unternehmerentscheidung führen, die ihrerseits den Wegfall des Arbeitsplatzes des betroffenen Arbeitnehmers oder einer Mehrzahl von Arbeitsplätzen zur Folge hat. Hierbei sind grundsätzlich Gründe zu unterscheiden, die von außen auf das Unternehmen einwirken (beispielsweise Umsatzeinbußen, Wegfall von Aufträgen) und Gründe, die vom Unternehmen selbst herbeigeführt werden (Organisationsentscheidungen, Umstrukturierung, Betriebsschließung). Die Unternehmerentscheidung selbst wird dabei von den Arbeitsgerichten nur auf "offensichtliche Willkür oder Unsachlichkeit" geprüft.
Für einen überflüssigen Arbeitsplatz gibt es auch im jetzigen System keinerlei Kündigungsschutz, um es mal auf den Punkt zu bringen. Und ich sehe diesbezüglich auch keinen Grund, warum derartige Arbeitsplätze geschützt werden sollten. Wenn derartige Arbeitnehmer vom Unternehmen gehalten werden müssten, dann kann das zu ernsthaften Problemen für das Unternehmen führen. Es ist klar, dass das Unternehmen in so einem Fall wesentlich vorsichtiger agieren muss, was Einstellungen betrifft.
Aber auch durch die entstehende Bürokratie, die mit dem jetzigen Kündigungsschutzgesetz kommt, werden Einstellungen verhindert, weil es eben doch problematisch ist, Leute wieder loszuwerden. Und wie wird man sie dann los? Man konstruiert irgendwelche Kündigungsgründe wie "Maultaschen-Diebstahl" und so. Wenn ein Unternehmen einen Arbeitnehmer los werden möchte, dann kriegt es das auch hin. Die Frage ist letztendlich nur, wie ehrlich man dann miteinander umgeht. Kriegt man eine ordentliche Kündigung mit einer vernünftigen Kündigungsfrist, vielleicht einer Abfindung und einem guten Zeugnis oder kriegt man eine außerordentliche und fristlose Kündigung wegen Diebstahls oder irgendeiner Kleinigkeit, die sich auf dem Papier wesentlich schwerwiegender anhört, als sie in der Realität gewesen ist.
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Gregor schrieb:
Für einen überflüssigen Arbeitsplatz gibt es auch im jetzigen System keinerlei Kündigungsschutz, um es mal auf den Punkt zu bringen.
Ach, Theorie und Praxis. Praktisch dürfte es in den meissten Fällen eben nicht so einfach nachzuweisen sein, dass genau dieser Arbeitnehmer überflüssig ist. Da kann sich der Betrieb bei einer Entlassung sofort aufs Arbeitsgericht einstellen und eine saftige Abfindung einplanen...
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maximAL schrieb:
Gregor schrieb:
Für einen überflüssigen Arbeitsplatz gibt es auch im jetzigen System keinerlei Kündigungsschutz, um es mal auf den Punkt zu bringen.
Ach, Theorie und Praxis. Praktisch dürfte es in den meissten Fällen eben nicht so einfach nachzuweisen sein, dass genau dieser Arbeitnehmer überflüssig ist. Da kann sich der Betrieb bei einer Entlassung sofort aufs Arbeitsgericht einstellen und eine saftige Abfindung einplanen...
Das ist genau das, was ich in diesem Fall als Bürokratie ansehe. Selbst bei völlig gerechtfertigten Kündigungen ist es für ein Unternehmen problematisch, sich von einem Arbeitnehmer zu trennen. Letztendlich gibt es aber Arbeitsplätze, die nach einiger Zeit überflüssig werden.
Kündigungen mit Abfindungen sind nach jetziger Gesetzeslage glaube ich nicht vorgesehen. Soetwas wird im Rahmen eines Rechtsstreits höchtens in Form von außergerichtlichen Einigungen rauskommen. Aber letztendlich läuft so ein Rechtsstreit, den es definitiv häufig gibt, eher nicht darauf hinaus, dass es irgendeinen Gewinner gibt. Es entstehen nur Kosten für beide Seiten. Wenn der Unternehmer vernünftig ist, wird die Kündigung auch nach dem Rechtsstreit Bestand haben und wenn man einen miesen Chef hat, der tricksen wollte, um einen aus einem nicht gesetzlich vorgesehenen Grund loszuwerden, dann weiß ich ehrlich gesagt nicht, ob man nach dem Rechtsstreit wirklich noch sinnvoll in der Firma arbeiten kann und will. Da wird doch ruck-zuck der nächste Grund gesucht und gefunden.
Aber ehrlich gesagt: Ich sehe nichts falsches daran, wenn sich ein Unternehmen von Arbeitnehmern trennt, die nichts produktives mehr beitragen können oder aus anderem Grund keinen Platz mehr im Unternehmen haben. Selbstverständlich mit Ausnahme von Schwangerschaften und ähnlichen Fällen, in denen ein Kündigungsschutz bestehen muss. IMHO muss es einfach möglich sein, dass sich ein Unternehmen mittel- bis langfristig ohne größere Probleme von einem Arbeitnehmer trennt. Ich meine hierbei nicht eine Entlassung von heute auf morgen, sondern eine Beendigung des Arbeitsverhältnisses mit einer angemessenen Kündigungsfrist und/oder Abfindung, aber eben ohne notwendige Begründung, über die dann vor einem Arbeitsgericht gestritten wird. Die Kündigungsfrist kann meinetwegen auch in Abhängigkeit von der Beschäftigungsdauer recht lang sein. Vielleicht ein Jahr, wenn der Arbeitnehmer schon lange in dem Unternehmen beschäftigt ist.
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Gregor schrieb:
Für einen überflüssigen Arbeitsplatz gibt es auch im jetzigen System keinerlei Kündigungsschutz, um es mal auf den Punkt zu bringen.
Dann sollte die Welt für Dich doch in Ordnung sein. Wieso forderst Du dann noch weniger Kündigungsschutz?
Gregor schrieb:
Aber auch durch die entstehende Bürokratie, die mit dem jetzigen Kündigungsschutzgesetz kommt, werden Einstellungen verhindert, weil es eben doch problematisch ist, Leute wieder loszuwerden.
Offensichtlich nicht, denn aus betriebsbedingten Gründen, wie Umstrukturierung oder schlechter Auftragslage können Arbeitnehmer relativ schnell auf die Straße gesetzt werden.
Hiermit, zum Beispiel, läßt sich jeder Rausschmiss begründen:Eine betriebsbdingte Kündigung ist nach der Rechtsprechung des BAG aus innerbetrieblichen Gründen gerechtfertigt, wenn sich der Arbeitgeber im Unternehmensbereich zu einer organisatorischen Maßnahme entschließt, bei deren innerbetrieblicher Umsetzung das Bedürfnis für die Weiterbeschäftigung eines oder mehrerer Arbeitnehmer entfällt. Diese gestaltende Unternehmerentscheidung selbst kann vom Gericht nicht auf ihre sachliche Rechtfertigung und Zweckmäßigkeit überprüft werden.
Aber Gregor, mal unter uns, was hat Dir die arbeitende Bevölkerung eigentlich getan, daß Du sie so verachtest?
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Ich weiss nicht, was die Diskussion um Arbeitsplätze und Kündigungen hier soll. Das ist ein Bereich der Politik von vielen. Vergessen wir nicht, die FDP hat bei der letzten Wahl 15% der Wählerstimmen bekommen und will sich offenbar auch nur für die Interesse von 15% der Bevölkerung einsetzen. Die tun so, als hätten sie einen Wahlauftrag aller erhalten. Das stimmt aber nicht, denn 85% der Wähler haben für etwas anderes als die FDP gestimmt.
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@Leprechaun: Mir hat niemand irgendetwas getan und ich habe auch keinerlei Verachtung gegen irgendwen. Das ist IMHO einfach eine Frage der Systemsicht. Ich denke, dass das Kündigungsschutzgesetz für die Bevölkerung im Gesamten mehr negative als positive Konsequenzen hat. Ich bin davon überzeugt, dass eine Verminderung dieses Kündigungsschutzes mittelfristig gesehen dazu beitragen würde, den allgemeinen Wohlstand in Deutschland zu steigern.
So einfach ist das. Linke Politik, Gesetze und so weiter sind immer sehr direkt bezüglich der Problemlösungsstrategien. Aus meiner Sicht so direkt, dass oft Nebenwirkungen und langfristige Effekte dieser Politik von den entsprechenden Verfechtern ignoriert werden. Die existieren aber und verwandeln die gut gemeinte Politik oft ins Gegenteil. Ich sehe in dem Politikansatz der bürgerlichen Parteien einfach mehr Systemsicht und traue entsprechender Politik deswegen mehr zu. Ich bin absolut dafür, dass es allen Menschen gut geht, bitte verstehe mich da nicht falsch. Aber ich sehe die Lösung für dieses Ziel eben nicht in direkten Gesetzen der Art "Hoher Mindestlohn", "Harter Kündigungsschutz" und so. Derartige Forderungen hören sich zwar erstmal toll an, was eine Wohlstandssicherung der Schwachen in dieser Gesellschaft betrifft, führen uns IMHO aber doch nicht näher an dieses Ziel heran. Ich sehe die Wirtschaft als Grundpfeiler des Wohlstands und denke, dass die Wirtschaft bessere Bedingungen kriegen muss, um letztendlich zu einer allgemeinen Wohlstandssteigerung zu kommen.
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Gregor schrieb:
Ich bin davon überzeugt, dass eine Verminderung dieses Kündigungsschutzes mittelfristig gesehen dazu beitragen würde, den allgemeinen Wohlstand in Deutschland zu steigern.
Wie schon gesagt, wurde der Kündigungsschutz bereits bis auf ein lächerliches Minimum reduziert, so dass er faktisch kaum noch existiert. In der Tat mag eine "Hire and Fire"-Mentalität sich positiv auf die wirtschaftliche Gesamtrechnung auswirken, das Problem dabei ist bloss, dass die eigentlichen Schöpfer eines potentiellen Wohlstands fast leer ausgehen, während eine Minderheit sich die Taschen füllt. Dem könnte man vielleicht durch extreme staatlich gesteuerte Umverteilungsmaßnahmen entgegentreten, so daß Leute ohne Job ein menschwürdiges Leben führen können. Aber das würde auch nicht funktionieren, weil dann Einigen der Anreiz fehlt, wieder eine Beschäftigung aufzunehmen. In unserer Geiz-Ist-Geil-Ellenbogengesellschaft sowieso undenkbar und entsprechend dem neoliberalen Zeitgeist ist diese Option von vornherein zum Scheitern verurteilt. Wie Du es auch drehst und wendest, es führt kein Weg an sicheren Arbeitsplätzen mit guter Bezahlung vorbei. Alles Andere ist Verblödungspopulismus, den z.B. Parteien wie die FDP, eine reinrassige Lobbyorganisation einiger Kapitalisten (womit wir wieder beim Thema sind) gern schüren, um sich in Machtpositionen zu hieven und um das Land und seine Menschen zu ihrem Vorteil zur Ader zu lassen.
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Leprechaun schrieb:
In der Tat mag eine "Hire and Fire"-Mentalität sich positiv auf die wirtschaftliche Gesamtrechnung auswirken, das Problem dabei ist bloss, dass die eigentlichen Schöpfer eines potentiellen Wohlstands fast leer ausgehen, während eine Minderheit sich die Taschen füllt.
Kannst Du deine These mit irgendwelchen Daten belegen?
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Daniel E. schrieb:
Leprechaun schrieb:
In der Tat mag eine "Hire and Fire"-Mentalität sich positiv auf die wirtschaftliche Gesamtrechnung auswirken, das Problem dabei ist bloss, dass die eigentlichen Schöpfer eines potentiellen Wohlstands fast leer ausgehen, während eine Minderheit sich die Taschen füllt.
Kannst Du deine These mit irgendwelchen Daten belegen?
Sicher, man kann mit Durchschnittswerten alles über einen Kamm scheren und dann sagen, es sind ja noch Haare da. Über die tatsächliche Verteilung sagt das gar nichts aus.
Da braucht man nur mal nach Polen zu schauen (meine Frau ist Polin!): Dort beträgt das offizielle Durchschnittseinkommen ca. 1500 Euro. Das ergibt sich u. a. daraus, daß z. B. der Chef der Polski Telekom ca. 800.000 Euro(!) monatlich verdient, währen die meisten "normalen" Leute- selbst Akademiker- sich mit 400 oder gar 200 Euro begnügen müssen (ausgenommen in staatlichen Institutionen. In die kommt mn aber nur mit Vitamin-B rein, Qualifikation ist praktisch irrelevant). Wer mehr fordert, fliegt raus- es gibt schließlich genug andere Arbeitslose. Kündigungsschutz gibt es praktisch keinen. Lebenshaltungskosten sind aber ähnlich wie in Deutschland. Arbeitslosengeld gibt es für 1 Jahr, danach gar nichts mehr. Sozialhilfe existiert nicht.
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Elektronix schrieb:
Daniel E. schrieb:
Leprechaun schrieb:
In der Tat mag eine "Hire and Fire"-Mentalität sich positiv auf die wirtschaftliche Gesamtrechnung auswirken, das Problem dabei ist bloss, dass die eigentlichen Schöpfer eines potentiellen Wohlstands fast leer ausgehen, während eine Minderheit sich die Taschen füllt.
Kannst Du deine These mit irgendwelchen Daten belegen?
Sicher, man kann mit Durchschnittswerten alles über einen Kamm scheren und dann sagen, es sind ja noch Haare da. Über die tatsächliche Verteilung sagt das gar nichts aus.
Dann argumentiere doch mit der tatsächlichen Verteilung.
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Leprechaun schrieb:
Wie schon gesagt, wurde der Kündigungsschutz bereits bis auf ein lächerliches Minimum reduziert, so dass er faktisch kaum noch existiert. In der Tat mag eine "Hire and Fire"-Mentalität sich positiv auf die wirtschaftliche Gesamtrechnung auswirken, das Problem dabei ist bloss, dass die eigentlichen Schöpfer eines potentiellen Wohlstands fast leer ausgehen, während eine Minderheit sich die Taschen füllt. Dem könnte man vielleicht durch extreme staatlich gesteuerte Umverteilungsmaßnahmen entgegentreten, so daß Leute ohne Job ein menschwürdiges Leben führen können.
Also ich würde eine Ermöglichung von ganz normalen Kündigungen mit entsprechender Kündigungsfrist nicht als etwas ansehen, was zu "Hire&Fire" führt. "Hire&Fire" heißt für mich, dass ein Arbeitnehmer morgens in den Betrieb fährt und ihm da plötzlich und unvermittelt gesagt wird, dass er gefeuert ist und er sofort seine Sachen packen soll. Das will ich gar nicht, auch wenn Du es mir unterstellst. Mir geht es nicht darum, dass sich Unternehmen kurzfristig von Arbeitnehmern trennen, sondern darum, dass dies langfristig zu akzeptablen Konditionen möglich ist. Das sehe ich wirklich nicht als Hire&Fire an.
Abgesehen davon würde eine Verminderung des Kündigungsschutzes nicht zu mehr Arbeitslosigkeit führen, sondern zu weniger Arbeitslosigkeit, weil dadurch Einstellungshürden abgebaut werden.
EDIT: Noch etwas zu der Minderheit, die sich die Taschen füllen soll. Ich bin nicht sicher, ob "Umverteilung" in Bezug auf Wohlstand überhaupt der richtige Ansatzpunkt ist. Das Ziel ist es doch, dass es letztendlich allen Menschen besser geht. Aber IMHO ist es noch lange nicht so, dass es den Schwachen besser geht, wenn es den Starken schlechter geht. So versucht linke Politik aber, Wohlstand für die Schwächeren zu sichern. Ich denke nicht, dass das zum Ziel führt. Eine Gleichmachung gibt es immer nur nach unten hin.
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Elektronix schrieb:
Das ergibt sich u. a. daraus, daß der Chef der Telekom Polska bis zu 800.000 Euro(!) monatlich verdient, währen die meisten "normalen" Leute- selbst Akademiker- sich mit 400 oder gar 200 Euro begnügen müssen. Lebenshaltungskosten sind aber ähnlich wie in Deutschland. Kündigungsschutz gibt es praktisch keinen, Krankenversicherung ist irrelevant, Arbeitslosengeld gibt es für 1 Jahr, danach gar nichts mehr. Sozialhilfe existiert nicht.
Sag das nicht zu laut, sonst wandert FrSan aus.
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Elektronix schrieb:
Da braucht man nur mal nach Polen zu schauen (meine Frau ist Polin!): Dort beträgt das offizielle Durchschnittseinkommen ca. 1500 Euro. Das ergibt sich u. a. daraus, daß z. B. der Chef der Polski Telekom ca. 800.000 Euro(!) monatlich verdient, währen die meisten "normalen" Leute- selbst Akademiker- sich mit 400 oder gar 200 Euro begnügen müssen (ausgenommen in staatlichen Institutionen. In die kommt mn aber nur mit Vitamin-B rein, Qualifikation ist praktisch irrelevant). Wer mehr fordert, fliegt raus- es gibt schließlich genug andere Arbeitslose. Kündigungsschutz gibt es praktisch keinen. Lebenshaltungskosten sind aber ähnlich wie in Deutschland. Arbeitslosengeld gibt es für 1 Jahr, danach gar nichts mehr. Sozialhilfe existiert nicht.
Also ich sehe den geringen Wohlstand in den osteuropäischen Staaten als direkte Konsequenz des Versagens des Sozialismus. Ein Ost-West-Vergleich zeigt geschichtlich gesehen doch ziemlich direkt, wie sich der Wohlstand bei einer zu linken Politik gegenüber einer kapitalismusnahen Politik entwickelt.
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Gregor schrieb:
Also ich sehe den geringen Wohlstand in den osteuropäischen Staaten als direkte Konsequenz des Versagens des Sozialismus. Ein Ost-West-Vergleich zeigt geschichtlich gesehen doch ziemlich direkt, wie sich der Wohlstand bei einer zu linken Politik gegenüber einer kapitalismusnahen Politik entwickelt.
Alles relativ. Der Wohlhstand in Polen war im Sozialismus nicht besonders hoch, aber in den breiten Bevölkerungsschichten deutlich besser als heute (kein Wunder, daß sich viele danach zurücksehnen). Die Ursache der Verarmung ist eine falsche wirtschaftspolitische Strategie bei der Überleitung in die Marktwirtschaft, da diese Strategie vor allem auf Seilschaften, Unternehmensinteressen, und Lobbyarbeit zurückgeht. Polen ist ein Paradies für Firmen, die möglichst wenig soziale Verantworung und möglichst viel Gewinn haben wollen. Aber es hat seinen Grund, warum so viele Polen nach Westen wollen.
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Uuups- Doppelpost
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@Leprechaun:
Das schöne am freien Markt ist doch, dass auch der Arbeitsmarkt selbst nach den Gesetzen der Marktwirtschaft funktioniert. Ein Unternehmen, das gute Mitarbeiter einfach mal so rausschmeisst aus irgendwelchen Gründen auch immer, wird mittel- bis langfristig eh den Bach runtergehen. Viele Unternehmen haben heutzutage nämlich erkannt wie wichtig es ist, gute Mitarbeiter möglichst lange an sich zu binden. Und die tun tatsächlich auch einiges dafür.
Sicherlich ist es so, dass das nicht auf alle Unternehmensbereiche wie z.B. Fließbandarbeit in Fabriken zutrifft. Aber leider Gottes muss man auch sagen, dass wir einem ständigen Strukturwandel unterlegen sind, und gerade solche Industriezweige werden über kurz oder lang hier wohl eh gänzlich wegbrechen (ist ja jetzt schon der Fall).
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Elektronix schrieb:
Gregor schrieb:
Also ich sehe den geringen Wohlstand in den osteuropäischen Staaten als direkte Konsequenz des Versagens des Sozialismus. Ein Ost-West-Vergleich zeigt geschichtlich gesehen doch ziemlich direkt, wie sich der Wohlstand bei einer zu linken Politik gegenüber einer kapitalismusnahen Politik entwickelt.
Alles relativ. Der Wohlhstand in Polen war im Sozialismus nicht besonders hoch, aber in den breiten Bevölkerungsschichten deutlich besser als heute (kein Wunder, daß sich viele danach zurücksehnen). Die Ursache der Verarmung ist eine falsche wirtschaftspolitische Strategie bei der Überleitung in die Marktwirtschaft, da diese Strategie vor allem auf Seilschaften, Unternehmensinteressen, und Lobbyarbeit zurückgeht.
Ich glaube, der zentrale Punkt ist nicht ein Vergleich des Wohlstands von damals und heute, sondern einfach die Feststellung der Tatsache, dass das damalige System nicht zu einem nachhaltigen Wohlstand geführt hat. Es ist irgendwann zusammengebrochen, weil es nicht konkurrenzfähig war. Möglicherweise hätte man mehr Wohlstand retten können, wenn der Übergang zur Marktwirtschaft besser geklappt hätte. Aber der Auslöser für den Wohlstandseinbruch ist einfach das Versagen des Sozialismus. Es ist nicht so, dass der geringe, aber besser verteilte Wohlstand damals hätte aufrechterhalten werden können. Ich meine, die Wirtschaft ist zusammengebrochen, als die Märkte geöffnet wurden. Wo soll denn dann der Wohlstand noch herkommen? Der Sozialismus hat es nicht geschafft, eine global konkurrenzfähige Wirtschaft aufzubauen und entsprechend ist der Wohlstand dort dann durch die plötzliche Globalisierung verloren gegangen.
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Gregor schrieb:
So einfach ist das. Linke Politik, Gesetze und so weiter sind immer sehr direkt bezüglich der Problemlösungsstrategien. Aus meiner Sicht so direkt, dass oft Nebenwirkungen und langfristige Effekte dieser Politik von den entsprechenden Verfechtern ignoriert werden... Ich sehe in dem Politikansatz der bürgerlichen Parteien einfach mehr Systemsicht und traue entsprechender Politik deswegen mehr zu.
Hmm, ich persönlich bin auch der Ansicht, dass Steuersenkungen deutlich weniger plakativ, besser umsetzbar und nachhaltiger sind. *scnr*
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Auch wenn ich jetzt Öl ins Fuer gieße:
Das Problem am Abbau des Kündigungsschutzes ist die Erpressbarkeit der Arbeitenden die sich daraus ergibt.
"Du arbeitest doppelt so hart, machst freiwillig unbezahlte Überstunden, verzichtest auf Gehaltserhöhungen, und schluckst nen par Mittelchen um das durchzuhalten oder du bist nach Ablauf von 3 Monaten gekündigt!"
Das Problem ist hierbei, dass es einen nicht schützt ein "guter" Mitarbeiter zu sein. Denn egal wie gut man ist, man kann (fast) immer erpresst werden.
Welche Leute können schon dem Arbeitgeber drohen zur Konkurrenz zu gehen?
Nur die extrem gutverdienenden in Führungspositionen, die durch Kontakte oder Betriebsgeheimnisse unverzichtbar sind.
(Also genau die, die eigentlich diese Drohungen anwenden werden und nicht die Opfer sind).
Der "kleine" Arbeitnehmer hat in diesem Bezug keine Chance, weil 50000 Mann vor der Tür stehen die den selben Job machen können.
(Wegen eben dieser Erpressung viel billiger)Es geht also nicht darum, mit oder ohne Kündigungsschutz mehr oder weniger Wohlstand für alle zu schaffen.
Es geht darum, den jeweils einzelnen "kleinen" Arbeitnehmer, als Individuum gesehen, zu schützen.Also ich würde eine Ermöglichung von ganz normalen Kündigungen mit entsprechender Kündigungsfrist nicht als etwas ansehen, was zu "Hire&Fire" führt. "Hire&Fire" heißt für mich, dass ein Arbeitnehmer morgens in den Betrieb fährt und ihm da plötzlich und unvermittelt gesagt wird, dass er gefeuert ist und er sofort seine Sachen packen soll. Das will ich gar nicht, auch wenn Du es mir unterstellst. Mir geht es nicht darum, dass sich Unternehmen kurzfristig von Arbeitnehmern trennen, sondern darum, dass dies langfristig zu akzeptablen Konditionen möglich ist. Das sehe ich wirklich nicht als Hire&Fire an.
Was ist schon der Unterschied ob man sofort oder nach 3 Monaten rausgeschmissen werden kann?
Die Erpressbarkeit bleibt. Langfristige Planungssicherheit ist bei einem solchen Mitarbeiter nicht gegeben.
Er kann nicht mal nen Kredit der länger als 3 Monate abzuzahlen ist aufnehmen, ohne die Gefahr nach einer Kündigung in Überschuldung zu geraten.
Das führt nicht nur zu schlechterer Arbeitsmoral:
"Warum soll ich mich anstregen und kaputtmalochen, wenn mich auch das nicht vor der Willkür des Chefs schützt",
sondern auch zu einer reduzierten Kaufkraft, weil er es eben nicht riskieren kann den langfristigen Kredit für z.B ein Auto, Haus, etc. aufzunehmen.Ich habe gerade mitbekommen wie eine Mitarbeiterin, die an Krebs erkrangt ist zur "freiwilligen Kündigung" gemobbt wurde. Die Frau hat Krebs mit geringer Überlebenwahrscheinlichkeit und zusätzlich kein Geld, keine Perspektive und keinen Lebensmut mehr. (Sie hat sich an den Betriebsrat gewand, der wenigstens eine winzige Abfindung durchgesetz hat. Und ich meine wirklich winzig.)
Wenn sowas auch noch gesetzlich erlaubt wird, sehe ich für D echt schwarz.ähh Schwarz Gelb natürlich.
Das schöne am freien Markt ist doch, dass auch der Arbeitsmarkt selbst nach den Gesetzen der Marktwirtschaft funktioniert.
Ja das klappt bestimmt so gut wie die Börse wenn man alle Beschränkungen abbaut.
Wie gut das klappt sieht man ja immer wieder.
Es lebe der totale Kapitalismus!
(Störend sind nur diese blöden Menschen. Aber wen störts wenn die zu Grunde gehen solange das geliebte Geld sich vermehrt)